Zahl der Staatenlosen in Deutschland

In Deutschland leben rund 125.000 Staatenlose. Die meisten von ihnen kommen aus Syrien oder Libanon und waren bereits dort staatenlos. Unter den Staatenlosen sind viele Kurden und Palästinenser.

Staatenlos ist, wer keine Staatsangehörigkeit eines Landes hat. Dem Ausländerzentralregister (AZRDas Ausländerzentralregister ist eine umfangreiche Datensammlung zu allen Personen, die in Deutschland leben und nicht die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Viele Behörden haben Zugriff auf die Datenbank, darunter Polizei, Jobcenter und Gerichte. In den letzten Jahren hat die Bundesregierung das AZR einige Male erweitert, zuletzt im Juli 2021.) zufolge leben in Deutschland insgesamtetwa 120.400Personen ohne Staatsangehörigkeit eines Landes (Stand Ende April 2025). Davon:

  • sind rund 28.500 "anerkannt Staatenlose" 
  • haben rund 92.000 eine "ungeklärte Staatsangehörigkeit"Nähere Erläuterung möglicher Auswirkungen einer ungeklärten Staatsangehörigkeit in diesem Dossier, unter: "Rechtliche Situation Staatenloser". Bei Betroffenen handelt es sich um eine heterogene Personengruppe: Teilweise befinden sich die Personen im laufenden Asylverfahren, teilweise kamen sie in Deutschland zur Welt. Gemeinsam ist ihnen, dass sie Schwierigkeiten dabei haben, eine ausländische Staatsangehörigkeit oder eine Staatenlosigkeit durch Dokumente zu belegen.. Internationalem Recht zufolge sind Personen, deren Staatsangehörigkeit nicht abschließend geklärt ist als Staatenlose zu behandeln. In Deutschland sind Behörden angehalten, Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit unter bestimmten VoraussetzungenMehr weiter unten im Dossier, unter: "Rechtliche Situation Staatenloser". als Staatenlose anzusehen.QuelleUNHCR 'FAQ Staatenlose',LINK; UN Menschenrechtskonvention (2010) 'LEGAL AND PROTECTION POLICY RESEARCH SERIES UNHCR and De Facto Statelessness', S. 29, LINK; SVR (2023) "Ein Leben ohne Pass: Die Situation staatenloser Menschen in Deutschland", Policy Brief, S. 6, LINK; Hoffmann (2017) 'Aus der Beratungspraxis: Welche Rechte haben Staatenlose?', Asylmagazin, LINK.
  • Unter allen Staatenlosen sind 37 Prozent minderjährig.QuelleAZR, übermittelt durch das BMI auf Anfrage des Mediendienst Integration.

Woher kommen Staatenlose?

Viele Staatenlose lebten zuvor in Syrien oder dem Libanon und flohen in den Jahren 2014 bis 2016 nach Deutschland. Meist waren sie bereits in diesen Ländern staatenlos, wie Kurd*innen aus dem Norden Syriens. Auch Palästinenser sind häufig staatenlos, darunter Geflüchtete im Libanon oder Syrien, oder Personen aus dem Westjordanland und dem Gaza-Streifen. Rund 47 Prozent der anerkannten Staatenlosen in Deutschland kamen in Syrien zur Welt (Stand Ende Dezember 2024).QuelleStatistischer Bundesamt (2025): Ausländische Bevölkerung 2024 (1252-11), LINK; Schlotzer, (2019) 'Staatsangehörigkeit und Einbürgerung von Palästinensern', Merkblatt, November. LINK;European Network on Statelessness (2022) 'Advocacy Briefing:Palestinians and the search for protection as refugees and stateless persons in Europe', LINK

17 Prozentder anerkannten Staatenlosen wurden in Deutschland geboren (Stand Ende 2024). Nach dem Staatsangehörigkeitsrecht erhalten Kinder ohne deutsche Eltern die Staatsangehörigkeit nicht automatisch, sondern nur, wenn ein Elternteil bei Geburt des Kindes seit mindestens fünf Jahren rechtmäßig in Deutschland lebt und sie ein unbefristetes Aufenthaltsrecht haben.Quelle Statistisches Bundesamt (2025): Ausländische Bevölkerung 2024 (12521-05); LINK.

Der Anteil der Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit, die in Deutschland geboren wurden, lag 2024 bei 35 Prozent. Kinder von Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit haben oftmals große Hürden die deutsche Staatsangehörigkeit zu erwerben, da ihre Eltern weder eine ausländische Staatsangehörigkeit nachweisen können noch als anerkannte Staatenlose gelten und daher meist keinen unbefristeten Aufenthaltstitel besitzen.QuelleSVR-Studie (2024): "Kein Pass. Nirgends? Politische, rechtliche und verwaltungspraktische Ansätzte im Umgang mit Staatenlosigkeit" S. 19-20; LINK