Fast jeder zweite postsowjetische Migrant im Rentenalter (65 Jahre und mehr) ist durch Altersarmut gefährdet: ihre Armutsgefährdungsquote lag 2024 bei 44,5 Prozent. Viele sind deshalb auf Sozialhilfe oder Grundsicherung im Alter angewiesen. Zum Vergleich: Bei Personen im Rentenalter ohne Migrationshintergrund liegt die Quote mit 16,8 deutlich niedriger.Quelle
Ein Grund dafür ist, dass die Berufsabschlüsse aus der ehemaligen Sowjetunion häufig nicht anerkannt wurden, wodurch viele von ihnen prekär beschäftigt waren. Es gibt jedoch Unterschiede unter den Zugewanderten aus der ehemaligen Sowjetunion: Die Armutsgefährdungsquote von (Spät-)Aussiedler*innen über 65 Jahre ist mit 33,9 Prozent etwas niedriger. Sie können über das Fremdrentengesetz einen Teil ihrer Arbeitsjahre aus der ehemaligen Sowjetunion anrechnen lassen, frühe Aussiedler aus Polen oder Rumänien sogar im vollen Umfang. Zudem erhielten sie nach ihrer Anerkennung die deutsche Staatsbürgerschaft, was den Einstieg auf dem Arbeitsmarkt erleichterte.Quelle
Das ist bei den im Schnitt älteren jüdischen Kontingentflüchtlingen nicht der Fall, daher haben sie niedrige Rentenansprüche und sind wesentlich häufiger von Altersarmut betroffen. Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland schätzt, dass rund 70.000 Jüdische Kontingentflüchtlinge von Grundsicherung im Alter leben.Quelle
Das erklärt auch den großen Unterschied zwischen Empfängern von Grundsicherung oder Sozialhilfe im Alter unter postsowjetischen Migranten insgesamt und (Spät-)Aussiedlern:
Um das Risiko von Altersarmut unter postsowjetischen Migrant*innen abzumildern, wurden zwei Härtefallfonds eingerichtet. Spätaussiedler*innen und jüdische Kontingentflüchtlinge konnten darüber bis Anfang 2024 eine Einmalzahlung in Höhe von 2.500 Euro, in einigen Bundesländern auch 5.000 Euro, beantragen.Quelle
Laut Mikrozensus 2024 leben rund 4,7 Millionen postsowjetische Migrant*innen in Deutschland. Der überwiegende Teil (80 Prozent oder rund 3,8 Millionen) ist selbst zugewandert. Von ihnen sind knapp über 16 Prozent im Rentenalter (65 Jahre und mehr). Von den rund 2,7 Millionen (Spät-)Aussiedler*innen sind etwa 30 Prozent im Rentenalter. Quelle