In elf Bundesländern gibt es an öffentlichen Schulen einen islamischen Religionsunterricht beziehungsweise Angebote für muslimische Schüler. Das geht aus einer Recherche des Mediendienstes 2025 hervor. Es gibt unterschiedliche Modelle:
- In Berlinwird islamischer Religionsunterricht in alleiniger Verantwortung eines islamischen Landesverbands erteilt. Religionsunterricht ist in Berlin weder ordentliches Unterrichtsfach noch verpflichtend. Quelle
- In Niedersachsen und Baden-Württemberg gibt es islamischen Religionsunterricht als reguläres Angebot. In Niedersachsen wird die Zusammenarbeit zwischen Land und den religiösen Gemeinden durch ein Beiratsmodell organisiert. In Baden-Württemberg gibt es sunnitisch geprägten Unterricht, dafür wurde 2019 unter dem Dach des Landes die Stiftung Sunnitischer Schulrat gegründet.Quelle
- In Hessengibt es zum einen allein staatlich verantworteten Islamkundeunterricht (mehr dazu unten). Zum anderen wird ein bekenntnisorientierter islamischer Religionsunterricht in staatlicher Kooperation mit islamischen Verbänden angeboten. Die Lehrpläne für letzteren entwickeln die Religionsgemeinschaften und die staatlichen Stellen gemeinsam. Hessen beendete die Zusammenarbeit mit DITIB wegen fehlender Unabhängigkeit vom türkischen Staat zum Schuljahr 2020/21. Der Verband klagte erfolgreich dagegen, seit 2022/23 findet wieder von DITIB verantworteter Unterricht stattund wird auch nach einer Begutachtung weiter fortgeführt. DITIB sieht in dem rein staatlichen Islamkundeunterricht ein Konkurrenzangebot und hat dagegen geklagt. Das Verwaltungsgericht Wiesbaden hat die Klage im Juli 2025 abgewiesen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, DITIB hat dagegen Berufung eingelegt.Quelle
- In Rheinland-Pfalz soll bekenntnisorientierter islamischer Religionsunterricht zukünftig als ordentliches Unterrichtsfach eingeführt werden. Dazu unterzeichnete das Land im Dezember 2024 Verträge mit vier islamischen Religionsgemeinschaften. Einen konkreten Zeitplan gibt es noch nicht. Es müssen noch ein Lehrplan und Unterrichtsmaterialien entwickelt werden, so das Bildungsministerium auf Anfrage. Der Unterricht soll in deutscher Sprache und unter staatlicher Aufsicht erfolgen. Bisher erprobte das Land den islamischen Religionsunterricht modellhaft in den Klassenstufen 1 bis 10. Islamische Verbände oder lokale Moscheegemeinden wurden dabei auf unterschiedliche Weise einbezogen.Quelle
- In Nordrhein-Westfalen und im Saarland wird islamischer Religionsunterricht in Zusammenarbeit mit islamischen Partnern als Modell angeboten. Nordrhein-Westfalen hat dafür im Mai 2021 eine ständige Kommission eingerichtet, in der sechs islamische Verbände vertreten sind. Derzeit wird der islamische Religionsunterricht evaluiert, ein Abschlussbericht soll voraussichtlich Ende 2025 vorliegen. Im Saarland wird der islamische Religionsunterricht als Modell mit sechs Kooperationspartnern verantwortet. Der Unterricht findet derzeit an vier Grundschulen statt, soll jedoch auf weitere Grundschulen ausgeweitet werden, wenn der Bedarf steigt und es genug geeignete Lehrkräfte gibt. Bei einer Prüfung 2023 bewerteten die beteiligten Schulen den islamischen Religionsunterricht positiv. Der Modellversuch wurde daraufhin um weitere vier Jahre verlängert.Quelle
- In Bayern, Schleswig-Holstein und auch in Hessen wird das Fach "Islamkunde" in staatlicher Verantwortung angeboten. Bayern hat das Fach seit 2009 als Modellprojekt erprobt. Seit dem Schuljahr 2021/2022 wird es als Wahlpflichtfach angeboten. Islamische Gemeinden kritisieren diese Praxis, ihrer Auffassung nach müssten sie selbst über die Inhalte und die Lehrkräfte entscheiden. In Schleswig-Holstein wird der islamkundliche Unterricht seit 2013 ausschließlich an Grundschulen angeboten. Bei Bedarf soll das Angebot ausgeweitet werden. Hessen hat seinen Versuch 2023 um drei Jahre verlängert.Quelle
- In Bremen wird Religionsunterricht generell als Religionskunde, also staatlich, erteilt. Das Bremer Modell ist konfessionsübergreifend. In Hamburg gibt es den "Religionsunterricht für alle" (RUfa). Der RUfa ist ein weltanschaulicher Unterricht. Verschiedene religiöse Gemeinden und Gemeinschaften verantworten diesen gemeinsam. Die Kooperation zwischen der Stadt und islamischen Gemeinden basiert hier auf einem Staatsvertrag. Zum Schuljahr 2023/24 wurde dieser flächendeckend eingeführt.Quelle
In fünf Bundesländern gibt es keinen islamischen Religionsunterricht:
- In den fünf östlichen Bundesländern Thüringen, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhaltund Mecklenburg-Vorpommern gibt es kein Angebot für muslimische Schüler*innen. Als Alternative zum christlichen Religionsunterricht stehen dort Fächer wie Ethik, Lebenskunde oder Philosophie zur Auswahl.Quelle
Wie viele Schüler*innen nehmen am islamischen Religionsunterricht teil?
Im Schuljahr 2024/25 nehmen bundesweit mindestens 81.000 Schüler*innen am islamischen Religionsunterricht teil. Im Schuljahr 2015/16 waren es nach einer Auswertung der Kultusministerkonferenz rund 43.000 Schüler*innen.Quelle
Die Nachfrage nach islamischem Religionsunterricht ist damit bei Weitem nicht gedeckt: Die Deutsche Islam Konferenz (DIK) kam bereits 2009 zu dem Ergebnis, dass etwa 580.000 Schüler*innen im Alter von 6 bis 18 Jahren einen islamischen Religionsunterricht besuchen würden. Stand 2023 sind mehr als eine Million Schüler*innen in Deutschland islamischen Glaubens.Quelle