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ÜBER DIESE FOLGE
Folge 9: "Vielfalt im Bundestag?"
mit dem Politikwissenschaftler Andreas Wüst (Hochschule München)
Unsere Recherche zum neuen Bundestag zeigt: 11,6 Prozent der 630 Abgeordneten haben Migrationshintergrund (2021: 11,3 Prozent). Im Vergleich zur Bevölkerung (29,7 Prozent) sind das vergleichsweise wenig. Je nach Partei gibt es deutliche Unterschiede.
Über die Gründe haben wir mit dem Politikwissenschaftler Andreas Wüst gesprochen. Er hat sich in einem Forschungsprojekt mit dem Thema beschäftigt und Abgeordnete nach ihren Erfahrungen gefragt.
In Parteien links der Mitte gebe es deutlich mehr Abgeordnete aus Einwandererfamilien. Das liege daran, dass diese Parteien traditionell unterrepräsentierte Gruppen stärker unterstützten. Deshalb liege der Anteil von Abgeordneten mit Migrationshintergrund hier höher (Grüne: 20 Prozent, Linke: 19 Prozent, SPD: 17,5 Prozent). Für Parteien rechts der Mitte habe das Thema einen geringeren Stellenwert. Hier liegt der Anteil von Abgeordneten mit Migrationshintergrund niedriger (CDU/CSU: 6,3 Prozent, AfD: 5,9 Prozent).
In Interviews für ein Forschungsprojekt hätten Politikerinnen und Politiker mit Migrationshintergrund gesagt, dass sie "doppelt so gut" sein müssten wie andere, um für eine Wahl aufgestellt zu werden. Andererseits achteten Parteien mehr als früher darauf, Listen zu "diversifizieren". Für manche sei der Einstieg in die Parlamente dadurch leichter. Doch wenn es um eine erneute Nominierung und die Wiederwahl gehe, werde es schwieriger. Die Verweildauer im Parlament sei bei Abgeordneten mit Migrationshintergrund deutlich kürzer.
Der Anteil der Frauen unter den Abgeordneten mit Migrationshintergrund im neuen Bundestag ist höher als unter allen Abgeordneten (47,2 Prozent zu 32,4 Prozent). Frauen seien ebenso wie Menschen mit Einwanderungsgeschichte eher unterrepräsentiert. Wenn Parteien eine Frau mit Migrationshintergrund aufstellten, erfüllten sie eine "doppelte Quote".
ZITATE
"Die SPD stellt nach wie vor die meisten Abgeordneten mit Migrationshintergrund, hat aber durch das schlechte Wahlergebnis 14 Abgeordnete mit Migrationshintergrund verloren. Dieser Rückgang konnte durch die leichten Zuwächse der anderen Parteien nicht ganz ausgeglichen werden."
"Das ist so, weil Parteien links der Mitte ganz traditionell Gruppen stärker unterstützen, die unterrepräsentiert sind und die nicht privilegiert sind - und ihre Themen stärker im Blick haben. Das ist Teil der Identität der Parteien links der Mitte, von SPD bis Linkspartei, dass man auch Kandidatinnen und Kandidaten mit Einwanderungsgeschichte aufstellt. Wenn man auf die Parteien rechts der Mitte schaut, hat dieses Thema einen geringeren Stellenwert. Allerdings gab es gerade bei der CDU unter Angela Merkel doch erhebliche Fortschritte, die jetzt ein bisschen in Stocken geraten sind."
"Türkeistämmige sind gut vertreten, höher als der Anteil der Wahlberechtigten unter ihnen. Sie haben lange für politische Teilhabe gekämpft und ihre Communities sind auch gut organisiert. Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion sind stark unterrepräsentiert ... Als Spätaussiedler hat man gleich die deutsche Staatsangehörigkeit bekommen. Und konnte gleich politisch teilhaben. Hier ist einiges aus der Geschichte der Integration erklärbar."
"Eigentlich sollte der Migrationshintergrund keine Rolle mehr spielen. Es ist aber leider so, dass in einzelnen verschiedenen Parteien immer noch eine relativ starke Unterrepräsentation da ist und dass auch nicht alle Gruppen in gleichem Maße wie andere vertreten sind. [...] Warum ist das wichtig? Wir sollten schon versuchen, in repräsentativen Gremien die unterschiedlichen Gruppen einigermaßen adäquat abzubilden. [...] Wir schauen gezielt auf Frauen, auf Menschen mit Migrationshintergrund, weil diese Gruppen historisch unterrepräsentiert und häufig von Macht ausgeschlossen waren."
WEITERE QUELLEN
73 Abgeordnete mit Migrationshintergrund (2025),
Mediendienst-Recherche zum aktuellen Bundestag, Link
Wie viele Abgeordneten haben Migrationshintergrund? (2024),
Mediendienst, mit vergleichenden Zahlen zu Bundestagen und Landtagen, Link
Forschungsprojekt Repchance (2024), Link
Der Podcast "Einwanderungsland" wird von der Robert Bosch Stiftung gefördert.
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