Die Aufnahme und Integration von Geflüchteten in den Kommunen standen im vergangenen Jahr wiederholt im Mittelpunkt politischer Debatten. Auch wenn die Zahl der Asylbewerber*innen in den vergangenen Monaten zurückgegangen ist, sind zahlreiche Kommunen nach wie vor mit großen Herausforderungen konfrontiert.
Dabei geht es nicht nur um Schlafplätze – sondern um den angespannten Wohnungsmarkt, fehlende Integrations- und Sprachkurse, gesundheitliche Versorgung und frühkindliche Bildung. Gleichzeitig können die Kommunen auf Unterstützung vor Ort zurückgreifen, wie etwa die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe und Netzwerkstrukturen, die in den vergangenen Jahren entstanden sind.
Das sind die Ergebnisse einer Onlinebefragung des DESI – Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration – unter knapp 600 deutschen Kommunen zwischen August und September 2024. Die Umfrage knüpft an vorherige Befragungen an (wie etwa die beiden Umfragen der Forschungsgruppe Migrationspolitik der Universität Hildesheim und des Mediendienstes Integration im Oktober 2023 und Mai 2024). Die Befragungen sind nur bedingt miteinander vergleichbar, denn sowohl die Fragen als auch die Stichproben sind sehr unterschiedlich.
Eine Kurzexpertise von Dr. Frank Gesemann und Lea Freudenberg (DESI – Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration) mit allen Ergebnissen der Online-Umfrage finden Sie hier >> LINK
Viele Kommunen befinden sich noch im Krisenmodus
Fünf Prozent der knapp 600 Kommunen sagen, sie seien „im Notfallmodus“ – also überlastet – wenn es um die Unterbringung von Geflüchteten geht. Etwa ein Drittel spricht von einem „Krisenmodus“. Rund 47 Prozent sehen die Situation als „herausfordernd, aber machbar“.
Ähnlich wie bei den vorherigen Befragungen zeigt die Online-Umfrage, dass die meisten Kommunen Geflüchtete in Wohnungen unterbringen. Rund 42 Prozent der Kommunen nutzten zum Zeitpunkt der Befragung noch Notunterkünfte – vor allem Wohncontainer. Solche Container sind nicht immer Notunterkünfte, sondern können auch als langfristige Unterkünfte genutzt werden.
Infrastruktur stößt an ihre Grenzen
Unter den Herausforderungen, mit denen kommunale Verwaltungen ringen, wird besonders die Situation auf dem Wohnungsmarkt genannt: Auf einer Skala von 1 bis 5 bewerten die befragten Kommunen den Wohnraummangel im Durchschnitt mit 4,6 Punkten. Es folgen, mit Abstand, die Versorgung mit Integrations- und Sprachkursen sowie die gesundheitliche Versorgung und psychosoziale Betreuung der Geflüchteten.
Kooperation mit der Zivilgesellschaft funktioniert
Zur Bewältigung der aktuellen Herausforderungen greifen die Kommunen auf eine Vielzahl von Ressourcen zurück. Für die Kommunen sind von besonderer Bedeutung:
- ehrenamtliches Engagement der Bevölkerung
- kommunales Integrationsmanagement
- lokale Netzwerkstrukturen und Kooperationskultur.
Die Kooperation der Kommunalverwaltung mit freien Trägern und zivilgesellschaftlichen Akteuren bei der Aufnahme und Integration von Geflüchteten bewerten rund zwei Drittel der Befragten als „sehr“ oder „eher gut“ (22,9 Prozent bzw. 45,2 Prozent).
Als zentrales Element und wichtige Bedingung für das Gelingen der Aufnahme und Integration von Geflüchteten nennen die Kommunen wiederholt das ehrenamtliche Engagement. Dieses ist zwar nicht uneingeschränkt belastbar, legt aber dennoch einen wichtigen Grundstein für die Arbeit für und mit Geflüchtete(n) vor Ort. Das Ehrenamt müsse deshalb gewürdigt und geschützt werden, so die Autor*innen.
Zur Onlinebefragung
Die in dieser Kurzexpertise präsentierten Ergebnisse sind durch eine Onlinebefragung im Rahmen des Praxisforschungsprojekts „Aufnahme und Integration von Geflüchteten: Engagement, Vernetzung und Resilienz in Kommunen“ entstanden. Das Projekt wird vom DESI – Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung durchgeführt und durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat gefördert. An der Umfrage haben sich insgesamt 567 Kommunen beteiligt.
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