Die Bezeichnungen für Menschen, die in Deutschland leben und es zu einem Einwanderungsland machen, sind vielfältig. Mal ist von "Menschen mit Migrationshintergrund" die Rede, mal von "Migranten", dann wieder von "Ausländern" oder von Kindern "nichtdeutscher Herkunft" und solchen "mit" oder "ohne eigene Migrationserfahrung". Oft werden diese Begriffe miteinander vermischt und ungenau benutzt, was zu Verwirrungen führt.
Das Statistische Bundesamt definiert: Als Migranten oder Zuwanderer werden all jene bezeichnet, die nicht auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik, sondern im Ausland geboren und später zugezogen sind. Je nach Staatsangehörigkeit können das Deutsche oder Ausländer sein. Darüber hinaus werden sie zur weiter gefassten Gruppe der "Personen mit Migrationshintergrund" gezählt. Zu dieser gehören per statistischer Definition auch
- dauerhaft in Deutschland lebende Ausländer,
- eingebürgerte Deutsche
- sowie in Deutschland geborene Kinder mit deutschem Pass, bei denen sich der Migrationshintergrund nur von einem oder beiden Elternteilen ableitet.
Als wäre das nicht schon verwirrend genug, gibt es in der Statistik noch eine weitere Gattung, die eine Zählung mit sich bringt: "Personen mit und ohne eigene Migrationserfahrung". Anlässlich des Internationalen Migrantentags gibt das Statistische Bundesamt bekannt: Jeder achte Einwohner Deutschlands ist im Ausland geboren und im Laufe der letzten 60 Jahre nach Deutschland gekommen. In Zahlen bedeutet das: Hier leben 10,7 Millionen Migranten mit Migrationserfahrung, aus 194 Ländern in Deutschland.
Das bedeutet allerdings nicht, dass die Zahl der "Ausländer" gestiegen wäre, die nach wie vor bei rund sieben Millionen liegt. Das Statistische Bundesamt erklärt: Viele der Migranten in Deutschland haben nahezu ihr ganzes Leben in Deutschland verbracht. Was es in seiner Pressemitteilung nicht erklärt: Viele von ihnen sind längst eingebürgerte Deutsche. Denn von den rund 10,7 Millionen "Menschen mit Migrationserfahrung" in Deutschland sind nur rund 5,7 Millionen Ausländer, weil sie eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzen.Quelle
Über die weiteren fünf Millionen lässt sich nicht viel genaueres sagen, als das ein Teil Deutsche mit Migrationshintergrund sind. Wenn also die Rede von rund 11 Millionen Migranten in Deutschland ist, sind damit nicht nur Angehörige ethnischer Minderheiten, sondern auch "traditionell" Deutsche gemeint, die aus verschiedenen Gründen im Ausland geboren sind.
Zurück zu den statistischen Angaben über die 10,7 Millionen Migranten:
- 1,4 Millionen Migranten leben seit mehr als 40 Jahren in Deutschland.
- Mehr als die Hälfte aller Migranten (5,9 Millionen) wanderten zwischen 1990 und 2010 zu.
Die Mehrheit von ihnen stammt aus Europa (7,4 Mio), knapp die Hälfte davon aus den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (3,5 Mio). Die wichtigsten Herkunftsländer sind
- die ehemalige Sowjetunion und ihre Nachfolgestaaten mit 2,4 Millionen,
- die Türkei mit 1,5 Millionen
- und Polen mit 1,1 Millionen Menschen.
Von Dominik Köhler und Ferda Ataman
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