Wie viele Flüchtlinge machen eine Ausbildung?

Mehr als 50.000 Geflüchtete machen in Deutschland eine Ausbildung. Vier von fünf geflüchteten Azubis schließen ihre Lehre erfolgreich ab.

Aktuell befinden sich rund 50.000 Menschen aus den acht häufigsten "AsylherkunftsländernAktuell sind die häufigsten acht Asylherkunftsstaaten: Syrien, Afghanistan, Irak, Iran, Eritrea, Somalia, Pakistan und Nigeria" und etwa 11.000 aus der Ukraine (häufig Geflüchtete) in einer Ausbildung (Stand: Dezember 2024). Während die Zahl der deutschen Auszubildenden zurückgeht, wächst sie besonders bei den ausländischen Auszubildenden. Ihre Zahl hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung, wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilte.QuellenBundesagentur für Arbeit (2024): Pressemitteilung vom Mai 2024, Link; sowie Beschäftigte nach Staatsangehörigkeiten (Dezember 2024), Link(in der Excel-Datei Tabelle 1, bitte  "Auszubildende (sozialversicherungspflichtig)" auswählen und dann Zeile "Asylherkunftsländer"; Berufsbildungsbericht 2023 (2024), Seite 97

Die häufigsten Herkunftsländer von Auszubildenden mit Fluchthintergrund sind:

  • Syrien (20.500)
  • Ukraine (10.800)
  • Afghanistan (10.000)
  • Irak (9.400).QuelleBeschäftigte nach Staatsangehörigkeiten (Dezember 2024), Link(in der Excel-Datei Tabelle 1 (Beschäftigte nach Staatsangehörigkeiten) und  "Auszubildende (sozialversicherungspflichtig)" auswählen

Während der Corona-Pandemie ist ihre Zahl um rund 15 Prozent zurückgegangen (September 2020: 57.000). Der positive Trend der letzten Jahre wurde damit vorübergehend gedämpft. Die Statistik erfasst zwar nur die Herkunftsländer und nicht den Flüchtlingsstatus der Auszubildenden; dennoch deutete der starke Anstieg der letzten Jahre darauf hin, dass mehr Flüchtlinge eine Ausbildung beginnen.QuellenBundesagentur für Arbeit: Beschäftigte nach Staatsangehörigkeiten (Juni 2021), Link (in der Excel-Datei Tabelle 2, bitte "Asylherkunftsländer" und "Auszubildende (sozialversicherungspflichtig" auswählen)

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) zählte 2023 rund 27.100 Bewerber mit Fluchthintergrund und 9.100 neue Ausbildungsverträge bei dieser Gruppe. Etwa Dreiviertel haben 2023 ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen (79 Prozent). Unter deutschen Auszubildenden liegt diese Quote deutlich höher (92 Prozent). Warum die Quote bei Flüchtlingen niedriger ausfällt, wird zur Zeit vom BIBB erforscht.QuelleBerufsbildungsinstitut (2025): Datenreport zum Bundesbildungsbericht 2024, Seite 288 und Seite 289 sowie Seite 284

Wer darf eine Ausbildung machen?

Wann Flüchtlinge eine Ausbildung anfangen dürfen, hängt von ihrem Aufenthaltsstatus ab und ist ähnlich wie bei der Arbeitsaufnahme geregelt:

  • Anerkannte Flüchtlinge dürfen ohne Einschränkung in Deutschland eine Ausbildung beginnen.
  • Asylbewerberinnen und -bewerber können nach drei Monaten eine schulische Ausbildung beginnen. Das gilt jedoch nicht für Asylsuchende aus "sicheren Herkunftsländern": Sie dürfen während des gesamten Verfahrens weder eine Arbeit aufnehmen noch eine Ausbildung beginnen.
  • Für Geduldete gilt: Seit dem Inkrafttreten des Integrationsgesetzes im August 2016 haben sie einen Anspruch darauf, für die Zeit einer dreijährigen Ausbildung in Deutschland zu bleiben. Finden sie nach erfolgreichem Abschluss Arbeit, die ihrer Qualifikation entspricht, können sie weitere zwei Jahre bleiben ("3+2-Regelung"). Die Bundesländer sind für die Umsetzung verantwortlich. Bewerber*innen aus "sicheren Herkunftsländern" dürfen auch mit einer Duldung unter Umständen keine Ausbildung beginnen und sind grundsätzlich von der 3+2-Regelung ausgenommen. QuellenBundesagentur für Arbeit: Aufenthaltsstatus und Arbeitsmarktzulassung, Link; Netzwerk "Unternehmen integrieren Flüchtlinge": Die Ausbildungsduldung, Link

• Regelmäßige aktuelle Zahlen zum Thema bietet die Bundesagentur für Arbeitin ihrer Publikation "Beschäftigte nach Staatsangehörigkeiten". Sie erscheint quartalsweise, immer mit etwa 6 Monaten Verzögerung.
Viele Zahlen zu Auszubildenden mit Fluchthintergrund bietet das Bundesinstitut für Berufsbildung in dieser Tabelle (Bewerbungen, Verträge, etc., Tabellenblatt 2) (Download)
• Übersicht mit den Regeln für Unternehmen, die Geflüchtete einstellen wollen, finden sich bei der DIHK-Initiative "Unternehmen integrieren Flüchtlinge", Link

Welche Statistiken gibt es?

Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit
Die Ausbildungsmarktstatistik erfasst alle Menschen, die sich über die Bundesagentur für Arbeit für eine Ausbildungsstelle bewerben. Sie erhält jedoch nur Angaben zur Staatsbürgerschaft der Bewerberinnen und Bewerber – nicht aber zum Migrationshintergrund.QuellenBundesagentur für Arbeit: Ausbildungsmarkt kompakt, Link zur Übersicht; Bundesinstitut für Berufsbildung (2019): "Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2019", Seite 217

BA/BIBB-Bewerberbefragung
Detailliertere Informationen bietet die "Bewerberbefragung" des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Alle zwei Jahre zieht das Institut dafür eine Stichprobe aller Ausbildungs-Bewerberinnen und -Bewerber. Am Ende des Vermittlungsjahres wird erhoben, wie erfolgreich sie bei der Ausbildungssuche waren. Bei dieser Befragung wird auch der Migrationshintergrund erfasst – wobei die DefinitionDas BIBB bezieht die Muttersprache mit ein. Es definiert den Migrationshintergrund so: "Wenn ein Bewerber bzw. eine Bewerberin im Ausland geboren ist oder über eine ausländische Staatsangehörigkeit verfügt oder eine ausländische Sprache als Muttersprache erlernt hat, wird von einem Migrationshintergrund ausgegangen. Trifft dagegen keines dieser Merkmale zu, wird angenommen, dass es sich um eine Person ohne Migrationshintergrund handelt." Quelle teilweise von der des Statistischen BundesamtesDemnach hat eine Person einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren ist. Quelle abweicht. In der Stichprobe enthalten sind auch Geflüchtete, die sich um eine Ausbildung beworben haben. 2018 wurde diese Gruppe erstmals gesondert befragt, in der "BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie". Die Ergebnisse der Befragungen werden im Datenreport zum Berufsbildungsbericht veröffentlicht. QuelleBundesinstitut für Berufsbildung (2019): "Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2019", Seite 217

Mikrozensus
Auch aus dem Mikrozensus wurden bislang Zahlen zur Ausbildung abgeleitet – unter anderem die "AusbildungsanfängerquoteDie Zahl derer, die eine duale Berufsausbildung beginnen, pro Altersjahrgang im Verhältnis zur Wohnbevölkerung im jeweiligen Alter" und die "AusbildungsabsolventenquoteDie Zahl der Absolventen einer dualen Berufsausbildung pro Altersjahrgang im Verhältnis zur Wohnbevölkerung im jeweiligen Alter". Für die Jahre nach dem Flüchtlingssommer" 2015 sind diese Zahlen jedoch nur wenig aussagekräftig. Der Grund: Seit 2015 sind viele Geflüchtete nach Deutschland zugewandert, von denen nur wenige kurzfristig einen Ausbildungsplatz gefunden haben. Das führte dazu, dass die "Ausbildungsabsolventenquote" deutlich gesunken ist. Die niedrigere Quote bedeutet aber nicht, dass sich die Bedingungen am Ausbildungsmarkt verschlechtert haben, sondern lediglich, dass sich die Altersgruppe anders zusammensetzt. Inzwischen ist der Effekt schwächer und die Quote wieder etwas aussagekräftiger QuelleBundesinstitut für Berufsbildung (2019): "Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2019", Seite 190