Angaben der Bundesagentur für Arbeit zufolge hatten im August 2025 352.000Ukrainerinnen und Ukrainer– darunter auch nicht geflüchtete Personen – in Deutschland eine Beschäftigung.Die meisten von ihnen waren sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die Erwerbstätigenquote lag damit bei 36,6 Prozent.Quelle
Mehr als die Hälfte ist erwerbstätig
Unter den zwischen Februar und Mai 2022 nach Deutschland gekommenen Ukrainer*innen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren lag die Erwerbstätigenquote im Schnitt bei 51 Prozent (50 Prozent bei Frauen, 57 Prozent bei Männern). Das zeigt eine Befragung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), die zwischen Mai und Juli 2025 stattfand. Demnach hat sich die Erwerbstätigenquote der ukrainischen Geflüchteten zwischen dem Spätsommer 2022 und dem Frühsommer 2025 mehr als verdreifacht.Quelle
Erfolgreicher „Jobturbo“
Die Zahl der Ukrainer*innen, die Arbeit finden, wächst seit 2022. Zwischen Oktober 2023 und 2024 haben rund 80.000 Ukrainerinnen und Ukrainer einen Job gefunden – im Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor waren es etwa 40.000.Quelle
Durch die Einführung des „Jobturbos“ 2023 sind deutlich mehr Ukrainer*innen in Arbeit gekommen, so eine Studie des „Imigration Policy Lab“. Rund 58.000 Ukrainerinnen und Ukrainer hätten durch das Maßnahmenpaket der Ampel-Regierung zusätzlich innerhalb von zwei Jahren einen Job gefunden. Ein Hauptgrund: Häufigere Beratungsgespräch im Jobcenter. Auf diese Schätzung kommen die Forscher*innen durch den Vergleich mit anderen Migrantengruppen, die nicht vom Jobturbo profitiert haben.Quelle
Auch Befragungen unter ukrainischen Geflüchteten ergeben, dass immer mehr von ihnen in Deutschland Arbeit finden, die Beschäftigungsquote liegt für 2023/2024 zwischen 25 und 30 Prozent. Seit einer ersten Befragung (August bis Oktober 2022) hat sich der Anteil von 16 Prozent nahezu verdoppelt.Quelle
Frauen aus der Ukraine sind den Befragungen zufolge seltener erwerbstätig als Männer. Das liegt unter anderem daran, dass viele alleinerziehend sind: In einer Befragung 2023/2024 gaben die Hälfte der Frauen im erwerbsfähigen Alter mit Kindern an, ohne Partner*in in Deutschland zu leben.Quelle
Befragungen unter ukrainischen Flüchtlingen
Seit Herbst 2022 werden geflohene Ukrainer*innen von mehreren Forschungsinstituten regelmäßig in Bezug auf ihre Arbeitsmarkt–Integration befragt, zuletzt vom IAB-BAMF-SOEP (Juli 2023 bis Januar 2024, LINK) sowie im Frühjahr 2024 (LINK) vom BiB mit dem Familiendemographischen Panel (FReDA). Die ersten zwei Befragungen führen die Institute gemeinsam im Herbst 2022 (LINK) und im Frühjahr 2023 (LINK) durch.
Wie viele Ukrainer*innen sind arbeitslos?
Arbeitslos gemeldet waren laut der Bundesagentur für Arbeit im Juli 2025 rund 217.000 Ukrainer*innen.Quelle
Insgesamt waren im Juli 2025 zwar rund 519.000 Ukrainerinnen und Ukrainer bei der Arbeitsagentur als erwerbsfähig gemeldet. Über die Hälfte steht jedoch aktuell nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung – etwa, weil sie als alleinerziehendes Elternteil ein Kind betreuen, Integrationskurse oder eine Weiterbildung besuchen.Quelle
Wie viele Ukrainer*innen besuchen Integrationskurse?
Im Juli 2025 waren laut Arbeitsagentur rund 77.000 Ukrainerinnen und Ukrainer in Integrationskursen eingeschrieben – und standen dem Arbeitsmarkt damit nicht zur Verfügung. Die meisten werden laut Bundesagentur für Arbeit die Kurse dieses Jahr abschließen.Quelle
Inzwischen haben rund 350.000 Ukrainer*innen einen Kurs absolviert, etwa 90 Prozent von ihnen mit Deutschkenntnissen auf B1- oder A2-Niveau (Stand: Juli 2025).Quelle
Wenige Flüchtlinge aus der Ukraine hatten bei ihrer Einreise Deutschkenntnisse – rund 80 Prozent gaben bei einer Befragung an, kein Deutsch zu sprechen. Das änderte sich in den darauffolgenden Monaten: Nach rund zwei Jahren Aufenthalt schätzen über die Hälfte ihre Deutschkenntnisse als gut oder eher gut ein.Quelle
Hohe Arbeitsbereitschaft
Die Bereitschaft, in Deutschland zu arbeiten, ist unter ukrainischen Geflüchteten hoch: Im Rahmen der IAB-BAMF-SOEP-Befragung 2023/2024 gaben 94 Prozent der nicht-erwerbstätigen Geflüchteten an, einer Arbeit in Deutschland nachgehen zu wollen. Die Häfte gibt zudem an, dabei Unterstützung zu benötigen – bei der Arbeitssuche oder beim Deutschlernen.Quelle
Hohe Qualifikation – und hohe Hürden
Ukrainer*innen, die nach Deutschland geflohen sind, haben im Durchschnitt ein hohes Bildungsniveau. 52 Prozent der Männer und 58 Prozent der Frauen der Befragung 2023/2024 gelten als „hochqualifiziert“, besitzen also einen Hochschul- oder Fachhochschul-Abschluss.Quelle
Viele Geflüchtete aus der Ukraine arbeiten hier unter ihrer Qualifikation und unter dem Niveau der Tätigkeiten, die sie in der Ukraine ausgeübt haben. Bei Männern sind es 50 Prozent der Befragten, unter den Frauen 57 Prozent. Aktuell sind besonders viele im Gastgewerbe oder der Reinigung sowie der Erziehung und Sozialarbeit tätig. Gerade ukrainische Frauen steigen oft über Helfertätigkeiten in den Arbeitsmarkt ein.Quelle
Der Arbeitsagentur zufolge gingen Ende 2024 rund 45 Prozent der berufstätigen Flüchtlinge aus der Ukraine einer Tätigkeit im „Helferbereich“ nach – etwa im Dienstleistungsbereich, der Zeitarbeit, im Gast– oder Baugewerbe.Quelle
Der Anteil der Ukrainer*innen, die als Fachkraft arbeiten, der Arbeitsagentur zufolge deutlich erhöht: Kapp 40 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer hatte Ende 2024 eine Stelle als Fachkraft, der Wert hat sich innerhalb eines Jahres fast verdoppelt. Knapp 17 Prozent der berufstätigen Ukrainer*innen sind als Expert*innen oder Spezialist*innen tätig.Quelle
Die letzte Befragung des BiB ergab, dass rund die Hälfte der Ukrainer*innen Berufserfahrung für sogenannte Engpassberufe mitbringt. Gerade im Bereich Gesundheit, Pflege und Handel, wo der Bedarf an Arbeitskräften hierzulande besonders hoch ist, sei das Potenzial unausgeschöpft, so die Analyse des BiB.Quelle
Immer mehr Ukrainer*innen beantragen Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse
Für viele Ukrainerinnen und Ukrainer ist es schwer, einen Job zu finden, der ihrer Qualifikation entspricht. Eine Hürde ist neben den Sprachkenntnissen die Anerkennung der Berufsabschlüsse, die oft notwendig ist. Der IAB-BAMF-SOEP-Befragung zufolge fehlen vielen Informationen oder Unterstützung beim Anerkennungsverfahren.Quelle
Seit 2022 gibt es immer mehr Anträge auf Anerkennung ukrainischer Berufs- und Hochschulabschlüsse. Das zeigt ein Monitoring des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Demnach lagen 2024 7.335 Anträge auf Anerkennung ukrainischer Berufsqualifikationen vor – ein Höchstwert. Die meisten Anträge erfolgten 2024 in den Berufen Ingenieur*in, Pflegefachperson, Lehrer*in, Erzieher*in sowie Ärztin beziehungsweise Arzt. In 40 Prozent aller Fälle werden die Qualifikationen voll anerkannt. Auch die Anträge auf Zeugnisbewertungen ukrainischer Hochschulabschlüsse erreichten 2024 mit rund 45.100 Anträgen einen Höchstwert. Sie haben sich im Vergleich zu 2022 verzehnfacht.Quelle
Arbeitsmarktintegration ukrainischer Flüchtlinge im europäischen Vergleich
Einer Studie des ifo-Instituts (Juli 2025) zufolge sind für ukrainische Geflüchtete bei der Entscheidung für ein Zielland besonders gute Jobchancen entscheidend – Sozialleistungen hingegen spielen eine deutlich kleinere Rolle.Quelle
Das Institut für Arbeitsmarkt– und Berufsforschung (IAB) zeigte in einer Studie 2024: Die Beschäftigungsquote der Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland lag im europäischen Vergleich im Mittelfeld. Wie schnell und nachhaltig Arbeitsmarktintegration der Kriegsflüchtlinge gelingt, hänge mit Faktoren wie etwa offenen Stellen, Betreuungsangeboten sowie politischen Integrationsstrategien zusammen. Die seien europaweit sehr unterschiedlich, so die Studie.Quelle
Arbeitsmärkte und Sozialsysteme unterscheiden sich in den Ländern stark – das kann die Arbeitsmarktintegration für die Neuankömmlinge erschweren oder erleichtern:
- Arbeitsmarkt: Dort, wo eine große Nachfrage nach Beschäftigten im Niedriglohnsektor herrscht (etwa in den Niederlanden oder Litauen), haben mehr ukrainische Kriegsflüchtlinge Arbeit. Als mögliche Gründe hierfür nennen die Autor*innen die vergleichsweise geringen sprachlichen und rechtlichen Hürden. Geringer ist die Arbeitsmarkintegration mit starken Kündigungsschutz–Regelungen oder hoher Arbeitslosigkeit.Quelle
- Sozialstaat: Ob höhere Sozialleistungen zu geringeren Beschäftigungsquoten unter Ukrainer*innen führen, dafür fand die Studie nur eine schwache Tendenz, aber keine eindeutigen Belege. Den Autor*innen zufolge können geringere Sozialleistungen unerwünschte Langzeitfolgen haben: Personen würden tendenziell schnell eine Tätigkeit aufnehmen und eher einen Beruf unterhalb ihres Qualifikationslevels ausüben.Quelle
Wie schnell Neuankömmlinge Arbeit finden und auf welchem Qualifikationsniveau sie arbeiten hängt von den Integrationsansätzen der Länder ab:
- In Polen und Dänemark etwa gilt das „work first“-Prinzip: Neu Zugewanderte sollen schnell ein Arbeitsverhältnis finden, Spracherwerb und andere Integrationsmaßnahmen sind nachrangig.
- In Deutschland hingegen besuchen Personen erst Sprach- und Integrationskurs, parallel läuft die Anrerkennung ihrer beruflichen Qualifikationen. Sie stehen dem Arbeitsmarkt dann später zur Verfügung.Quelle
Eine Analyse des Politikwissenschaftlers Dietrich Thränhardt zeigt, dass an vielen Stellen bürokratische Hürden Geflüchtete davon abhalten, eine Tätigkeit aufzunehmen und entsprechend ihrer Qualifikation zu arbeiten. Dazu gehören langwierige Anerkennungserfahren, hohe Sprachanforderungen oder dass Genehmigungen für einen Umzug notwendig sind.Quelle