Wie viele Dublin-Fälle gibt es?
Im ersten Halbjahr 2025 hat Deutschland im Rahmen der Dublin-III-Verordnung etwa 20.600 "Übernahmeersuche" an andere EU-Mitgliedstaaten gestellt. In das Land überstellt, das für sie zuständig ist, wurden in dieser Zeit 3.109 Personen (vor allem nach Frankreich: 560 Personen, Spanien: 474 und Kroatien: 305 Personen). Im selben Zeitraum gab es 7.937 Übernahmeersuche von anderen Dublin-Staaten an Deutschland und 2.326 Überstellungen nach Deutschland.Quelle
2024 gab es etwa 74.600 "Übernahmeersuche" an andere EU-Mitgliedstaaten im Rahmen der Dublin-III-Verordnung – vor allem an Griechenland (ca. 15.500 Übernahmeersuche), Kroatien (14.100) und Italien (12.800). Tatsächlich in das Land überstellt, das für sie zuständig ist, wurden in dieser Zeit rund 5.800 Menschen – vor allem nach Österreich (ca. 1.100 Überstellungen), Frankreich (970) und Spanien (580). Zwischen Januar und Oktober 2024 wurden etwa 4.600 Menschen aus anderen europäischen Staaten nach Deutschland überstellt.Quelle
Ausreisen finden nur in Ausnahmefällen ohne Koordinierung durch die zuständigen Behörden statt: Im Jahr 2024 waren nur 4 Prozent der Dublin-Ausreisen "freiwillige unkoordinierte Ausreisen".Quelle
2023 gab es 74.600 "Übernahmeersuche" und rund 5.000 Überstellungen. Etwa 4.300 Menschen wurden aus anderen europäischen Staaten nach Deutschland überstellt.Quelle
Wie funktioniert das Dublin-Verfahren?
Die Dublin-III-Verordnung regelt, welcher EU-Staat für die Prüfung eines Asylantrags zuständig ist. Demnach ist in der Regel immer der erste Mitgliedstaat zuständig, über den die EU betreten wurde. Unter anderem soll so verhindert werden, dass eine Person mehrere Asylanträge in verschiedenen EU-Ländern stellt. Die Verordnung gilt für alle EU-Mitgliedstaaten, die Schweiz, Norwegen und Lichtenstein.Quelle
Wenn Schutzsuchende einen Asylantrag in Deutschland stellen, prüft das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zunächst, ob sie bereits in einem anderen Dublin-Staat registriert sind. Das kann durch ein persönliches Gespräch sowie durch einen Abgleich der Fingerabdrücke mittels der EURDOAC-Datenbank erfolgen. Wenn sich herausstellt, dass die antragstellende Person bereits in einem anderen Mitgliedstaat registriert wurde, schickt das Bundesamt ein sogenanntes Übernahmeersuchen an die zuständige Stelle des Erstaufnahme-Staates.Quelle
Wenn der Mitgliedstaat der Übernahme zustimmt, wird das Asylverfahren in Deutschland eingestellt und der Antragsteller soll in den zuständigen Staat ausreisen oder abgeschoben werden. Dagegen kann der Antragsteller klagen. Die Überstellung muss innerhalb von (maximal) 18 Monaten ab Zustimmung des Mitgliedstaats erfolgen. Wenn der Antragstellende nach 18 Monaten noch nicht überstellt wurde, wird der Staat, in dem die asylsuchende Person sich aktuell aufhält, für den Asylantrag zuständig. Im Rahmen der Reform des "Gemeinsamen Europäischen Asylsystems" soll diese Frist auf drei Jahre verlängert werden.Quelle
Schutzsuchende, für die nach der Dublin-III-Verordnung ein anderer EU-Mitgliedstaat zuständig ist und für die eine Abschiebung angeordnet wurde, sind ausgeschlossen von Asylbewerberleistungen, wenn eine Ausreise für sie "rechtlich und tatsächlich möglich" ist. Ihnen wird ein "Laissez-Passer" erteilt, das sie zur selbständigen Ausreise befugt.Rechtsgrundlage
Warum werden "Dublin-Fälle" nicht abgeschoben?
Zum Stichtag 31.08.2025 hielten sich 18.877 Personen in Deutschland auf, bei denen ein anderer Mitgliedstaat für die Prüfung des Asylantrages als zuständig festgestellt wurde. Etwa 4.000 von ihnen sind ausreisepflichtig – darunter 1.144 Frauen und 649 Minderjährige. Die größte Gruppe unter den Ausreisepflichtigen muss nach Italien überstellt werden – Italien nimmt allerdings keine "Dublin Fälle" an (s. unten).Quelle
Es gibt viele Gründe, weshalb eine Dublin-Abschiebung nicht vollzogen werden kann. Im Fall einiger Mitgliedstaaten wie etwa Griechenland (bis 2024) haben deutsche Gerichte festgestellt, dass dort systemische Mängel bestehen und Asylbewerbern eine unmenschliche oder erniedrigende Behandlung droht. In Bezug auf Belgien hat dies zuletzt das höchste niederländische Verwaltungsgericht festgestellt. In anderen Fällen weigern sich Mitgliedstaaten aufgrund hoher Flüchtlingszahlen, Dublin-Fälle zurückzunehmen – das ist zum Beispiel derzeit der Fall in Italien und galt 2022 für Bulgarien.Quelle
Hindernisse bei anderen EU-Mitgliedstaaten sind der Hauptgrund, weshalb Überstellungen scheitern (rund ein Viertel der Fälle 2023). Ein weiterer Grund sind Probleme bei der Ausländerbehörde (20 Prozent der Fälle). In etwa 12 Prozent der Fälle scheiterte die Überstellung, weil die ausreisepflichtige Person untergetaucht ist.Quelle