Menschen mit Migrationshintergrund in Redaktionen

Im Fernsehen und in Zeitungsredaktionen arbeiten immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund – doch in Führungspositionen, zum Beispiel unter Chefredakteuren, ist ihr Anteil gering.

In Redaktionen in Deutschland sind Menschen mit MigrationshintergrundWer die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzt oder mindestens einen Elternteil hat, bei dem das der Fall ist, hat einen "Migrationshintergrund". Quelle: Statistisches Bundesamt (2021): Mikrozensus; siehe zum Hintergrund: '"Migrationshintergrund", einfach erklärt' (2021), MEDIENDIENST INTEGRATION deutlich unterrepräsentiert. Es gibt aber nur wenige aktuelle Erhebungen zum Thema.

Unter Chefredakteur*innen haben sechs Prozent eine Einwanderungsgeschichte – und die kommen alle aus Nachbarstaaten Deutschlands oder der EU. Das zeigt eine Befragung von Chefredakteur*innen der 126 reichweitenstärksten deutschen Medien aus dem Jahr 2020.QuelleNeue Deutsche Medienmacher (2020): "Viel Wille, kein Weg: Diversity im deutschen Journalismus", S. 3ff

Ältere Erhebungen zum Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Redaktionen zeigen:

  • Nicht mehr als vier bis fünf Prozent der Journalist*innen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund – davon geht eine nicht-repräsentative Studie von 2016 aus.QuellePöttker, Horst; Kiesewetter, Christina; Lofink, Juliana (Hrsg.): Migranten als Journalisten? Eine Studie zu Berufsperspektiven in der Einwanderungsgesellschaft, Wiesbaden 2016, S. 15
  • Einer repräsentativen Studie aus dem Jahr 2009 zufolge hatte nur ein Prozent der Journalist*innen deutscher Tageszeitungen einen Migrationshintergrund.QuelleGeißler, Rainer; Enders, Kristina; Reuter, Verena: Wenig ethnische Diversitätin deutschen Zeitungsredaktionen, in: Reiner Geißler, Horst Pöttker (Hrsg.), Massenmedien und die Integration ethnischer Minderheiten in Deutschland, Bielefeld 2009, S.91f
  • Eine Umfrage 2007/2008 ergab, dass der Anteil ausländischer Staatsbürger*innen in deutschen Medien deutlich unter fünf Prozent liegt.QuelleOulios, Miltiadis (2010): Mit Einwanderungsgeschichte in deutschen Massenmedien - unterrepräsentiert oder auf dem Vormarsch?, in: Friedrich-Ebert-Stiftung (Hg.): Zur Rolle der Medien in der Einwanderungsgesellschaft. Gesprächskreis Migration und Integration, Bonn: Bonner Universitäts-Buchdruckerei, S. 24 f

Es gibt verschiedene Gründe für die mangelnde Diversität: In den Redaktionen fehlen oft konkrete Maßnahmen, um mehr Vielfalt durchzusetzen. Zudem stehen Journalist*innen mit Migrationsgeschichte vor vielen Hürden, sagen Fachleute. Oftmals müssten sie sich im Job noch mehr beweisen als Kolleg*innen ohne Einwanderungsgeschichte.QuelleNeue Deutsche Medienmacher (2020): "Viel Wille, kein Weg: Diversity im deutschen Journalismus", S. 4