Erfolgsquote bei Integrationskursen

Studien zufolge verbessern Integrationskurse effektiv das Deutschniveau von Migranten. Dennoch erreichen viele Teilnehmer das vorgesehene Sprachniveau nicht. Es fehlt an Zeit und Lehrkräften.

2024 haben rund 320.000 Personen einen "Deutsch-Test für Zuwanderer" abgelegt. Rund 56 Prozent erreichten dabei das Niveau B1 ("ausreichende Deutschkenntnisse") des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER), 32 Prozent das Niveau A2 ("hinreichende Deutschkenntnisse"), 11,6 Prozent lagen darunter.QuelleBAMF (2025): "Bericht zur Integrationskursgeschäftsstatistik für das Jahr 2024", S. 17, LINK

Eine Analyse des BAMF (2025) hat die Erfolgsquoten für spezifischen Teilnehmer*innen-Gruppen untersucht:

  • Jüngere Teilnehmende schneiden im Sprachtest besser ab als ältere.
  • Personen mit höherer Bildung erreichen bessere Ergebnisse.
  • Wer bei der Einreise schon etwas Deutsch konnte, erreicht höhere Punktzahlen.
  • Gesundheitsprobleme, Fehlzeiten oder das Leben in Gemeinschaftsunterkünften wirken sich negativ auf das Testergebnis aus.
  • Freiwillige Teilnehmende haben etwas bessere Ergebnisse als Personen, die verpflichtet wurden, einen Kurs zu besuchen.
  • Frauen mit kleinen Kindern lernen zwar langsamer Deutsch als Männer, schneiden im Test aber ähnlich gut oder sogar besser ab.QuelleBAMF (2025): "Geflüchtete im Integrationskurs - Einblicke auf Grundlage einer Verknüpfung von Geflüchteten mit der Integrations-geschäftsdatei des BAMF," s. 11-13; LINK

Was bringen die Integrationskurse?

Die Integrationskurse sind der Ort, an dem Zugewanderte Deutsch lernen können und sind wichtig für ihre Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt:

Arbeitsmarkt

Eine Analyse aus dem Jahr 2024 zeigt: Integrationskurse können deutlich dazu beitragen, dass Geflüchtete ein Job finden. Besonders für Frauen steigen die Chancen, einen Job zu finden, so eine weitere Auswertung. Eine Analyse des IAB zu ukrainischen Geflüchteten zeigt: Solange Personen einen Kurs besuchen, stehen sie dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung – haben danach aber bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.QuelleHarder et al. (2024): "Does Ad Hoc Language Training Improve the Economic Integration of Refugees? Evidence from Germany's Response to the Syrian Refugee Crisis", LINK; Brücker et al. (2024): IAB-Kurzbericht 10/2024, LINK, Kosykova et al. (2024): IAB-Forschungsbericht "Arbeitsmarktintegration ukrainischer Geflüchteter: Eine internationale Perspektive", LINK

Sprachkenntnisse

Einer Studie der OECD 2024 zufolge sind die Integrationskurse effektiv: Die Sprachkenntnisse von Migrant*innen haben sich stärker verbessert als in anderen Ländern. Gerade Personen mit niedrigem Bildungsstand fällt es aber schwer, Deutsch zu lernen. Eine Studie des DIW zeigt: Besonders für Geflüchtete sind die Integrationskurse wichtig. Denn sie haben weniger Möglichkeiten, Deutsch über die Arbeit oder soziale Kontakte zu lernen. Trotz niedrigeren Ausgangsniveaus sprechen sie nach 4 Jahren ähnlich gut Deutsch wie andere Migrant*innen.QuelleOECD (2024): "Stand der Integration von Eingewanderten", S. 3, S. 14, LINK; DIW Wochenbericht 5 / 2022, LINK

Laut der Analyse des BAMF (2025) verbessern Integrationskurse die Deutschkenntnisse von Geflüchteten. In der Studie wurde die Selbsteinschätzung der Sprachkenntnisse von Geflüchteten untersucht, die zwischen 2015 und 2016 nach Deutschland eingereist sind. Dabei zeigt sich, dass seit 2019 weniger als 10 Prozent und seit 2020 sogar weniger als 5 Prozent derjenigen, die einen Allgemeinen Integrationskurs besucht haben, ihre Deutschkenntnisse als schlecht einschätzen. Bei Geflüchteten ohne Integrationskurs liegt dieser Anteil dagegen zwischen etwa 20 und 30 Prozent.QuelleBAMF (2025): "Geflüchtete im Integrationskurs - Einblicke auf Grundlage einer Verknüpfung von Geflüchteten mit der Integrations-geschäftsdatei des BAMF," s. 14-15; LINK

Diskussionen gibt es immer wieder um die Testergebnisse: Die Kurse verfehlten ihr Ziel, weil viele Teilnehmer das vorgegebene Sprachniveau B1für Alphabetisierungskurse ist A2 vorgesehen nicht erreichen (Mehr dazu hier). Forschenden zufolge liegt das auch an der Struktur der Kurse:

  • Zu wenig Zeit: Einer Studie des Leibnitz-Institut für Deutsche Sprache zufolge ist das Ziel B1 zu hoch gesteckt, A2 sei für die Kurse realistischer in der vorgegebenen Zeit.QuelleCindark, I. et al. (2019): Perspektive Beruf. Mündliche Kompetenz von Teilnehmenden an Integrationskursen und Vorschläge für die Praxis, Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS) und des Goethe-Instituts, S. 42
  • Zu heterogen: Manche Teilnehmer sind unter-, andere überfordert. Einer Evaluation des BAMF 2023 und Fachleuten zufolge ist es schwer, in den Integrationskursen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und den sehr unterschiedlichen Bildungsstand der Teilnehmer einzugehen. Gleiches gilt für die schwierige Situation, in der sich geflüchtete Kursbesucher befinden.Quellevgl. Heinrich Böll Stiftung (2017): "Integrationskurse reformieren", LINK; Forschungszentrum BAMF (2024): Zentrale Ergebnisse des Zwischenberichts III zum Forschungsprojekt "Evaluation der Integrationskurse (EvIk)", S. 3ff, LINK;
  • Fehlende Ausstattung: Viele Lehrkräfte arbeiten als Honorarkräfte, laut Evaluation des BAMF fällt es vielen Kursträgern schwer, gute Lehrer zu finden. Gerade die Alphabetisierungskurse, in denen Personen erst die lateinische Schrift oder teilweise überhaupt eine Schrift lernen, seien nicht ausreichend ausgestattet, so eine Analyse von Forschenden.QuelleSchroeder et al. (2022): Für eine Reform der "Integrationskurse mit Alphabetisierung", LINK; Forschungszentrum BAMF (2024): Zentrale Ergebnisse des Zwischenberichts III zum Forschungsprojekt "Evaluation der Integrationskurse (EvIk)", S. 5ff, LINK