Rentner mit türkischer Staatsangehörigkeit erhalten in Deutschland im Schnitt etwa 352 Euro weniger Rente als Deutsche: 852 Euro im Vergleich zu 1.204 Euro pro Monat Ende 2024, so eine Sonderauswertung der Deutschen Rentenversicherung für den Mediendienst. Besonders betroffen sind Frauen, die über die Hälfte der Rentenempfänger*innen ausmachen. Ihre Rente liegt etwa ein Drittel unter der von deutschen Rentenempfängerinnen (651 Euro im Vergleich zu 1003 Euro). Insgesamt gab es 2024 in Deutschland 344.000 Rentenempfänger mit türkischer Staatsbürgerschaft. Zum großen Teil dürfte es sich dabei um ehemalige Gastarbeiter handeln, es sind aber auch Personen enthalten, die später zum Arbeiten nach Deutschland kamen.Quelle
Viele ehemalige Gastarbeiter beziehen eine niedrige oder auch keine Rente. Deshalb erhalten einige Sozialleistungen im Alter.Quelle
Gastarbeiter sind häufig von Altersarmut betroffen: Laut Mikrozensus 2024 liegt die Armutsgefährdungsquote bei Rentner*innen aus Gastarbeiterstaaten, die selbst zugewandert sind, bei 34,3 Prozent – bei Rentner*innen ohne Migrationshintergrund sind es 16,8 Prozent, bei Rentner*innen mit Migrationshintergrund 31 Prozent.Quelle
Es gibt mehrere Gründe für die niedrigeren Renten der ehemaligen türkischen Gastarbeiter:
- Sie haben im Schnitt weniger als ihre deutschen Kollegen verdient. Zunächst haben viele die niedrigeren Löhne noch durch Überstunden und Zulagen für Schwerstarbeit kompensiert. Später, während der Ölkrise in den 70ern, haben sie aber als Randarbeiter in den Fabriken als erste ihre Jobs verloren.Quelle
- Die Gastarbeiter erhielten keine Sprachkurse, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Einige verfügten über keinen Schulabschluss und es gab wenige Weiterbildungsmöglichkeiten. Dadurch waren sie oft in schlechter bezhalten Tätigkeiten angestellt. Eine Rolle spielten auch Diskriminierungserfahrungen bei der Arbeitsplatzsuche.Quelle
- Zudem konnten sie weniger Erwerbsjahre für die Rentenansprüche ansammeln. Das liegt zum einen daran, dass einige schon deutlich älter waren, als sie ihren ersten Job in Deutschland angetreten haben. Zum anderen waren Gastarbeiter*innen stärker vom Abbau von Arbeitsplätzen in den 1970er und 1980er Jahren betroffen und wurden zwischenzeitlich arbeitslos. Viele übten körperlich schwere Arbeit aus und sind dadurch in Frührente gegangen. All das wirkt sich heute auch auf ihr Rentenniveau aus.Quelle
- Eine Rolle spielt dabei auch Immobilienbesitz: Rentner*innen mit Migrationshintergrund verfügen deutlich seltener über ein Eigenheim. Sie müssen deshalb im Schnitt mehr für die Miete ausgeben.Quelle
Viele ehemalige Gastarbeiter sind in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt oder pendeln zwischen dem Herkunftsland und Deutschland. Eine Rolle können einer Studie zufolge die niedrigeren Lebenshaltungskosten in der Türkei spielen.Quelle
Mit dem neuen Staatsangehörigkeitsgesetz, das 2024 in Kraft trat, können sich ehemalige Gastarbeiter leichter einbürgern lassen. Sie müssen keine schriftlichen Sprachnachweise mehr auf B1-Niveau erbringen, sondern es reicht aus, sich mündlich "ohne nennenswerte Probleme im Alltagsleben" auf Deutsch verständigen zu können. Damit soll ihre Lebensleistung gewürdigt und berücksichtigt werden, dass sie damals keine Sprachkurse erhielten. Auch die Verpflichtung zu einem Einbürgerungstest entfällt.Quelle