Die aktuellste und umfangreichste Forschung zu Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen von Kurden und Kurdinnen in Deutschland ist die aktuelle Studie "Diversität und Rassismus in der Migrationsgesellschaft mit dem Fokus (Anti-)kurdischer Rassismus“ von Çinur Ghaderi. Eine Zusammenfassung der Forschung finden Sie in der MEDIENDIENST-Expertise.
Die zentralen Ergebnisse sind:
1. Alle Befragten berichten von Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen: Kurd*innen in Deutschland erleben Diskriminierung und Rassismen in unterschiedlichen Kontexten. Zu den Rassismus-Erfahrungen im Alltag gehören: Abwertende Blicke, Beleidigungen, Hass- und Vernichtungswünsche, Prügel auf dem Schulhof, Benachteiligungen in Asylunterkünften, Benachteiligung und Mobbing am Arbeitsplatz bis hin zu gewaltsamen Übergriffen und Morddrohungen.
2.Die Stereotype habenlange historische und politische Vorläufer undAuswirkungen aufinstitutioneller Ebene: So berichten kurdische Vereine von Problemen bei Förderanträgen und dass Entscheidungsträger*innen sie mit Skepsis betrachten. Staatliche Institutionen bestärken solche Vorurteile und kriminalisieren Kurd*innen als „Verdachtsgemeinschaft“.
3.Die Diskriminierungserfahrungen bleiben weitgehend unsichtbar: Anti-kurdischer Rassismus ist bisher in der Wissenschaft und Praxis – etwa der psychosozialen Arbeit oder der rassismuskritischen Bildungsarbeit – kaum behandelt worden.
4.Das Thema der Kurden wird kaum angesprochen:Die Befragten beschreiben, dass sie in unterschiedlichen beruflichen Kontexten die Erfahrung machen, dass die kurdische Zugehörigkeit dethematisiert, also verschwiegen oder nicht angesprochen wird. Dies geschieht teils unabsichtlich aus Unwissenheit und teils absichtlich, da „Kompliziertheit“ oder eine „politisch heikle Situation“ befürchtet wird.
5.Auch junge Kurd*innen erleben anti-kurdischem Rassismus:Einige Befragte der jungen Generation problematisieren, dass es ihnen nicht gelingt, sich der Diskriminierung zu entziehen, obwohl sie in Deutschland geboren oder aufgewachsen sind.