Schreckt Rechtspopulismus Fachkräfte ab?

Regionen mit starken rechtspopulistischen Bewegungen oder einer starken AfD haben Nachteile beim Anwerben von Fachkräften aus dem In- und Ausland. Zahlreiche Unternehmen sprechen sich jedoch gegen Rechtspopulismus und Rassismus aus.

Der Fachkräftemangel ist in den letzten Jahren zu einem der größten Probleme der deutschen Wirtschaft geworden. Aktuelle Zahlen haben wir hier zusammengestellt.

Starker Rechtspopulismus ist vermutlich schlecht für Fachkräfte-Anwerbung

Die rechtspopulistischen und teils rechtsextremen Positionen der AfD belasten vermutlich den Wirtschafts-StandortDeutschland. Das ist das Ergebnis einer Forschungs-Übersicht von 2024, die empirische Studien zum Thema ausgewertet hat. Wo die AfD oder ähnliche rechtspopulistische Bewegungen stark seien, gebe es "einen nicht zu unterschätzenden Nachteil bei der Anwerbung von in- und ausländischen Fachkräften". Unter anderem wird auf ein Experiment hingewiesen, wonach Dresden weniger attraktiv sei für inländische Fachkräfte, weil dort über Jahre "asyl- und migrationskritische Kundgebungen" stattfanden.QuelleLeibniz-Zentrum für europäische
Wirtschaftsforschung (2024): Rechtspopulismus und Standortattraktivität, Seiten 2 und 5, Link

Mehr als 500 Unternehmen haben sich Anfang 2024 gegen Rechtspopulismus ausgesprochen. Auch die deutschen Handwerks-Betriebe sprachen sich gegen "Hetze und Rassismus" aus. Bei direkten Befragungen sehen die Vertreter von Wirtschafts- und Arbeitgeberverbänden die AfD kritisch: Die Mehrheit lehnt laut einer Befragung des WZB 2024 den Kontakt zur Partei ab und sieht von ihr keine positiven Beiträge zur Wirtschaft in Deutschland. Vielmehr werde die Partei als "systemfeindlich und systemgefährdend" angesehen. Ein Grund: die wirtschaftspolitischen Ideen der AfD. Kritisch sehen die Wirtschaftsvertreter*innen Forderungen nach dem Austritt aus der EU oder dem Euro-Raum und die Ablehnung von Zuwanderung.QuelleWissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) (2024): Die deutsche Wirtschaft und die AfD, Seite 25, Link

Qualifizierte Arbeitskräfte fühlen sich abgeschreckt

Intoleranz und Diskriminierung beeinflussen stark, ob qualifizierte Arbeitskräfte in ein Land gehen wollen oder nicht, das belegen Studien. Zwar ist Deutschland beliebt bei Studierenden, aber nur mittelmäßig beliebt bei ausgebildeten Arbeitskräften. Ein wichtiger Grund: Die als mittelmäßig wahrgenommene Willkommenskultur ("inclusiveness"), so OECD-Befragungen.QuelleOECD (2019): Measuring and Assessing Talent Attractiveness in OECD Countries, Seite 19 und Seite 47, Link
In einer Online-Umfrage (MethodikAn der nicht-repräsentativen Online-Umfrage beteiligten sich rund 12.000 Teilnehmer aus 173 Ländern. Damit Ergebnisse gewertet wurden, mussten mindestens 50 Teilnehmer aus einem Land antworten. Für Deutschland antworteten "rund 1.000 Personen", Link) unter mehr als 12.000 "Expats" landete Deutschland 2023 unter beliebten Zielen zum Arbeiten auf Platz 49 von 53 weltweit. Die Hauptgründe für die Unzufriedenheit vieler Expats: die fehlende Willkommenskultur. Drei von zehn Expats finden, dass die deutsche Bevölkerung "nicht freundlich" zu ausländischen Arbeitskräften sei (weltweit: 18 Prozent). Die Ergebnisse von solchen Online-Umfragen sind offenbar wenig zuverlässig und weichen teils stark voneinander ab. QuelleInternations (2024): Expat City Ranking 2023, Link