Rassistische Einstellungen: Umfragen und Studien

Repräsentative Umfragen zeigen: Rassistische Einstellungen sind in Deutschland weit verbreitet. Die Zahl der Menschen, die rassistischen Aussagen zustimmen, steigt. In Ostdeutschland liegen die Werte höher als im Westen.

Mehrere repräsentative Umfragen weisen darauf hin, dass rassistische Einstellungen in der Bevölkerung Deutschlands weit verbreitet sind:

  • Laut einer repräsentativen Studie des Rassismus-Monitors des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) von 2025 sind rassistische Einstellungen weit verbreitet: 23 Prozent der Befragten finden, dass ethnische und religiöse Minderheiten zu viele Forderungen nach Gleichberechtigung stellen. 22 Prozent glauben, dass sie in den letzten Jahren mehr profitiert haben, als ihnen zusteht. Jede zweite Person (54 Prozent), die einer ethnischen oder religiösen Minderheit angehört, erlebt mindestens einmal im Monat Diskriminierung.QuelleDeZIM (2025): "Verborgene Muster, sichtbare Folgen", S. 8, 19, LINK; Mediendienst-Interview (2022): "Jüngere sind sensibler für Rassismus", LINK
  • Die repräsentative Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung 2024/25 zeigt: 7,6 Prozent haben ein rassistisches Weltbild. Der Wert ist im Vergleich zur Vorgängerstudie gesunken (2022/23: 16,2 Prozent). Einzelne rassistische Aussagen finden teils hohe Zustimmung: 27,2 Prozent finden "Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet". 14,9 Prozent stimmen der Aussage "Die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen" zu - weitere 40,2 Prozent stimmen dem teilweise zu und distanzieren sich nicht eindeutig.QuelleFriedrich-Ebert-Stiftung (2025): "Die angespannte Mitte", S. 78f, 81, eigene Berechnung, LINK
  • Laut Autoritarismus-Studie der Universität Leipzig (2024) haben 21,8 Prozent der Deutschen ein geschlossen ausländerfeindliches Weltbild. Das heißt, sie stimmen den folgenden Aussagen überwiegend oder voll zu: "Die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen", "Wenn Arbeitsplätze knapp werden, sollte man die Ausländer wieder in ihre Heimat zurückschicken" und "Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet". Der Wert ist im Vergleich zur Vorgängerstudie gestiegen (2022: 17 Prozent).QuelleDecker et al. (2024): "Vereint im Ressentiment", S. 42, 44, 48, LINK
  • Ist Rassismus in Ostdeutschland verbreiteter als im Westen? Laut Leipziger Autoritarismus Studie 2024 ist das der Fall. Aussagen wie "Die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen", stimmen in Ostdeutschland 46,3 Prozent ganz oder überwiegend zu. In Westdeutschland sind es 29,9 Prozent (gesamt: 33,2 Prozent) Laut Mitte-Studie haben in Ostdeutschland 11,1 Prozent ein "fremdenfeindliches" Weltbild, während das im Westen auf 6,9 Prozent zutrifft.QuelleDecker et al. (2024): "Vereint im Ressentiment", S. 42, LINK; Friedrich-Ebert-Stiftung (2025): "Die angespannte Mitte", S. 92

Warum kommen die "Autoritarismus"-Studie und die "Mitte"-Studie zu unterschiedlichen Ergebnissen?
Es gibt mehrere Studien, die rechtsextreme, rassistische oder antisemitische Einstellungen in der deutschen Bevölkerung untersuchen. Die beiden größten Studien sind die Mitte-Studie (Friedrich-Ebert-Stiftung und Universität Bielefeld) und die Autoritarismus-Studie (Heinrich-Böll-Stiftung und Universität Leipzig). Beide sind repräsentativ, werden jeweils etwa alle zwei Jahre durchgeführt und erscheinen abwechselnd. Obwohl sie teilweise exakt dieselben Fragestellungen haben, kommen sie zu unterschiedlichen Ergebnissen. Dies liegt an den unterschiedlichen Befragungsmethoden: Bei der Autoritarismus-Studie und der Studie zu rechtsextremen Einstellungen in Ostdeutschland kommen die Forschenden zu den Befragten nach Hause und übergeben ihnen einen Papierfragebogen. Die Befragten antworten schriftlich und geben den Fragebogen in einem verschlossenen Umschlag zurück. So erfahren die Forschenden nicht, welche Antworten die Befragten geben. Die Befragung der Mitte-Studie hingegen wird telefonisch durchgeführt: Hier müssen die Befragten den Forschenden direkt sagen, was sie denken. In den Telefoninterviews fällt die Zustimmung zu vielen Aussagen anders aus, da die Menschen ihre Ansichten einer fremden Person gegenüber am Telefon nicht so offen zugeben. Die Autor*innen der Mitte-Studie gehen zudem davon aus, dass rechtsextreme oder wissenschaftsfeindliche Personen seltener an derartigen Studien teilnehmen. Das führe dazu, dass die Mitte-Studie das Ausmaß rechtsextremer Einstellungen eher unterschätze.QuelleFriedrich-Ebert-Stiftung (2023): "Zentrale Ergebnisse der Mitte-Studie 2022/23", LINK; Universität Leipzig: "FAQ zu den Leipziger Autoritarismus Studien, LINK; Decker et al. (2023): "Autoritäre Dynamiken und die Unzufriedenheit mit der Demokratie. Die rechtsextreme Einstellung in den ostdeutschen Bundesländern", S. 5, LINK