Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) befragte im ersten Halbjahr 2023 Jüdinnen und Juden in der EU zu ihren Erfahrungen mit Antisemitismus. Für 82 Prozent der Befragten in Deutschland ist Antisemitismus ein großes Problem in ihrem Leben (EU-weit: 84 Prozent). 86 Prozent finden, dass Antisemitismus in den letzten fünf Jahren zugenommen habe (EU-weit: 80 Prozent).Quelle
Viele Befragte in Deutschland haben selbst Antisemitismus bis hin zu Übergriffen erlebt:
- 28 Prozent fühlten sich im letzten Jahr diskriminiert, weil sie jüdisch sind (EU-weit 20 Prozent)
- 43 Prozent gaben an, selbst Belästigung im letzten Jahr erfahren zu haben (EU-weit 37 Prozent)
- 9 Prozent gaben an, in den letzten fünf Jahren angegriffen worden zu sein – der Wert ist höher als in vielen anderen Staaten, der EU-Durchschnitt ist 5 Prozent
- Zwei Drittel der Befragten erlebten Antisemitismus online (EU-weit: etwas weniger mit 61 Prozent). 25 Prozent hörten deswegen auf, sich an online-Diskussionen zu beteiligen, 16 Prozent nutzen Social-Media weniger.Quelle
Wegen Sicherheitsbedenken geben über die Hälfte der Befragten an, nie jüdische Symbole in der Öffentlichkeit zu tragen:
Eine qualitative Studie 2025 ergab: Seit dem 7. Oktober erfahren Jüdinnen und Juden Anfeindungen und Ausgrenzungen in vielen Bereichen, wie Schule, Universität, dem Arbeitsplatz oder bei Arztbesuchen. Viele Befragte berichten von psychischen Problemen wie Depressionen und Schlafstörungen und einem Verlust des Vertrauens in ihr Umfeld. Viele seien verunsichert und ziehen sich sozial zurück.Quelle
42 Prozent der jüdischen Gemeinden in Deutschland waren 2024 (Stand Oktober) von antisemitischen Vorfällen betroffen, darunter Beleidigungen, Zuschriften, Drohanrufe und Schmierereien. Das zeigt eine Umfrage des Zentralrats der Juden in Deutschland unter Vorsitzenden jüdischer Gemeinden. 63 Prozent geben an, dass der Krieg in Nahost negative Auswirkungen auf die Gemeinden habe – es gibt Angst vor Angriffen und einen spürbaren Anstieg von Antisemitismus. 43 Prozent der Gemeinden sagen, dass weniger Mitglieder am Gemeindeleben teilnehmen. Solidarität aus der Bevölkerung sei im letzten Jahr deutlich zurückgegangen.Quelle
Das Gemeindebarometer, eine nicht-repräsentative Befragung unter über 2.500 Jüdinnen und Juden des Zentralrats der Juden 2023/2024 zeigt: Das Sicherheitsgefühl unter Mitgliedern der jüdischen Gemeinden hat im Vergleich zur letzten Befragung 2019 abgenommen. 52 Prozent der befragten Mitglieder sagten, dass sie sich eher unsicher oder überhaupt nicht sich fühlten, in ihrer Stadt als Jüdin oder Jude sichtbar zu sein. Viele trauen sich nicht mehr, auf jüdische Veranstaltungen zu gehen, drei Viertel fühlen sich seit dem 7. Oktober an ihrem Wohnort unsicherer.Quelle
Eine Befragung des "Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung" im Auftrag des "Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus" 2017 von rund 550 Menschen, die sich als jüdisch identifizieren, ergab:
- 78 Prozent sagen, dass Antisemitismus ihrer Einschätzung nach in den letzten fünf Jahren zugenommen habe
- 70 Prozent haben es im letzten Jahr vermieden, in der Öffentlichkeit jüdische Symbole zu tragen
- 58 Prozent meiden aus Sicherheitsgründen bestimmte Stadtteile oder Orte.Quelle