Zahl antisemitischer Vorfälle an Schulen
Es gibt keine offiziellen bundesweiten Daten zu antisemitischen Vorfällen an Schulen. Einzelne Bundesländer haben eine Meldepflicht eingeführt, so in Baden-Württemberg und Hessen. Für 2024 dokumentierten die zivilgesellschaftlichen Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) 284 antisemitische Vorfälle an Schulen, 2023 waren es 255. Nach dem 7. Oktober nahmen die Vorfälle deutlich zu.Quelle
In einer Befragung für den "Unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus" (UEA) unter Jüdinnen und Juden 2016 gab rund ein Drittel der Befragten an, in den vergangenen zwölf Monaten in Kindergarten, Schule, Ausbildung oder Hochschule Antisemitismus erfahren zu haben.Quelle
Eine Befragung der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) unter Jüdinnen und Juden 2023 zeigte: 21 Prozent der Befragten in Deutschland, die eine Schule oder Universität besuchten, erfuhren dort negative Kommentare oder einen negativen Umgang, weil sie jüdisch sind. Fast genauso viele haben dort negative Haltungen gegenüber jüdischen Personen miterlebt. 41 Prozent gaben an, dass sie in der Schule oder der Universität verbergen, dass sie jüdisch sind.Quelle
Wie äußertsich Antisemitismus an Schulen?
Unter den Fällen, die RIAS dokumentiert, sind etwa antisemitische Beleidigungen von Schüler*innen oder Schmierereien an Schulgebäuden. Laut Studies des UEA zeige sich Antisemitismus an Schulen in Provokationen mit Bezügen zur NS-Zeit, starken anti-israelische Haltungen sowie der Verwendung des Wortes "Jude" als Beschimpfung.QuelleMaßnahmen gegen Antisemitismus an Schulen
Im Juni 2021 legte die Kultusministerkonferenz gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland und der Bund-Länder-Kommission der Antisemitismusbeauftragten Vorschläge gegen Antisemitismus an Schulen vor: Schüler*innen und Lehrer*innen sollen Antisemitismus besser erkennen und Vorfälle als solche benennen können. Es sollen Verfahren geschaffen werden, damit antisemitische Vorfälle gemeldet und aufgearbeitet werden. Auch zivilgesellschaftliche Beratungsstellen sollen dafür eingebunden werden. Die Empfehlungen sehen darüber hinaus Fortbildungen für Lehrkräfte und eine Anpassung der Lehrpläne vor. Schüler*innen sollen sich etwa stärker mit der Vergangenheit und Gegenwart des Judentums auseinandersetzen.Quelle
Eine qualitative Studie zu Antisemitismus an Schulen in mehreren Bundesländern (Stand 2024) zeigt, dass Lehrer*innen abstrakt zum Thema Bescheid wüssten, Antisemitismus aber in der konkreten Situation oft nicht zuordnen können und sich nicht sicher seien, wie sie damit umgehen sollen. Antisemitische Vorfälle blieben somit oft ohne Konsequenz.Quelle
Mehr Einschätzungen von Fachleuten zum Thema im MEDIENDIENST-Artikel "Was tun gegen Antisemitismus an der Schule?"
Materialen zum Thema "Antisemitismus an Schulen"
Mehrere Institutionen stellen aktuelle Materialien und Methoden zu antisemitismuskritischer Bildungsarbeit auf ihren Webseiten zur Verfügung: