Antisemitische Einstellungen in Deutschland: Umfragen und Studien

Antisemitische Einstellungen sind in Deutschland weit verbreitet und haben in den letzten Jahren zugenommen. Das zeigen mehrere Studien und Umfragen.

Mehrere Studien zeigen, dass antisemitische Einstellungen bis weit in die Mitte der Gesellschaft reichen. Antisemitismus tritt dabei in unterschiedlichen Erscheinungsformen zutage (klassischerDer klassische Antisemitismus ist ein Vorurteil und eine Weltsicht, in welcher Juden*Jüdinnen bestimmte biologische, "rassische" oder kulturelle Eigenschaften zugeschrieben werden. Diese Stereotype verbinden sich häufig zu Verschwörungstheorien. Beispielhafte Aussagen sind etwa: "Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß" / "Die Juden haben etwas Besonderes und Eigentümliches an sich und passen nicht so recht zu uns.", sekundärerDer sekundäre Antisemitismus ist eine Form der Judenfeindschaft, die vor allem im Kontext der Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen sichtbar wird. Er kann sich etwa in Relativierung oder Leugnung des Holocaust, der Forderung nach einem Schlussstrich unter die Vergangenheit oder in der rhetorischen Umkehr von Opfern und Tätern äußern. und israelbezogenerKritik an Israel ist antisemitisch, wenn traditionelle Stereotype auf den Staat Israel übertragen werden oder die Politik Israels mit dem NS gleichgesetzt wird; wenn Juden weltweit für die Politik Israels verantwortlich gemacht werden oder wenn an israelische Politik andere Standards als an andere Demokratien angelegt werden Antisemitismus) und wird häufig über Umwege geäußert.

  • Die repräsentative Mitte-Studie (2024/25) zeigt: In Deutschland stimmen 5,5 Prozent der Aussage "Durch ihr Verhalten sind Juden an ihren Verfolgungen mitschuldig" zu. 12,7 Prozent bejahen das teilweise. 14,9 Prozent stimmen der Aussage zu: "Viele Juden versuchen, aus der Vergangenheit des Dritten Reichs ihren Vorteil zu ziehen", 19,3 Prozent bejahen das teils/teils. Zudem stimmen rund 8 Prozent der Aussage zu "Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß". 5,4 Prozent glauben, dass Juden "mehr als andere Menschen" mit "üblen Tricks arbeiten, um das zu erreichen, was sie wollen". 13 Prozent stimmen dem teilweise zu. Die Befragung wird alle zwei Jahre durchgeführt. Im Vergleich zur Vorgängerstudie sank der Anteil der Menschen mit antisemitischen Einstellungen.QuelleFriedrich-Ebert-Stiftung (2025): "Die angespannte Mitte", S. 77-79, 132, 133 (eigene Berechnungen), LINK
  • Laut "Autoritarismus-Studie" der Universität Leipzig 2024 ist die Zustimmung zu antisemitischen Aussagen seit 2002 zurückgegangen, von 2022 auf 2024 hat sie jedoch wieder zugenommen. 9,2 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu "Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß.", 23,2 Prozent der Befragten bejahten diese Aussage teils/teils. Der Aussage "Durch die israelische Politik werden mir die Juden immer unsympathischer." stimmten 15,6 der Befragten voll zu.QuelleDecker et al. (2024): "Vereint im Ressentiment", S. 39, 45, 60 LINK

  • Die repräsentative Memo-Studie 2025 sieht eine deutliche Zunahme klassisch antisemitischer Einstellungen in den letzten Jahren. So stimmten 12,3 Prozent der Befragten der Aussage „Juden haben in Deutschland zu viel Einfluss“ zu. 2019 waren es 5,6 Prozent, 2022 waren es 3,2 Prozent. Der Aussage „Ich bezweifle, dass alles stimmt, was über das Ausmaß der Judenverfolgung berichtet wird“ (sekundärer Antisemitismus) stimmten weniger Befragte als in den letzten Jahren zu.QuelleUniversität Bielefeld, Stiftung EVZ (2025): Gedenkanstoß Memo, Multidimensionaler Erinnerungsmonitor, S. 43, LINK
  • Laut der repräsentativen Befragung des Religionsmonitors 2023 stimmen 21 Prozent der Bevölkerung klassisch antisemitischen Aussagen zu wie „Die Juden haben zu viel Einfluss in unserem Land“. 43 Prozent stimmen der Aussage zu „Was der Staat Israel heute mit den Palästinensern macht, ist im Prinzip auch nichts anderes als das, was die Nazis im Dritten Reich mit den Juden gemacht haben." (israelbezogener Antisemitismus).QuelleBertelsmann Stiftung (2023): "Religionsmonitor Kompakt: Antisemitsmus, Rasssismus und gesellschaftlicher Zusammenhalt", S. 3, LINK
  • Eine repräsentative Befragung zu antisemitischen Einstellungen in NRW 2024 ergab: 8 bis 24 Prozent der Befragten zeigt gefestigte antisemitische Einstellungen, die Zustimmung variiert je nach Erscheinungsform.QuelleBeyer et al. (2024): „Antisemitismus in der Gesamtgesellschaft in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2024“, LINK

Ein Team der Universität Bielefeld hat im Auftrag des "Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus" (UEA) 2017 den Forschungsstand der vergangenen 15 Jahre zu antisemitischen Einstellungen in der Bevölkerung in einer Expertise zusammengefasst.