Ausländischen Jugendliche sind in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) überdurchschnittlich vertreten: 2024 wurden 177.265 Tatverdächtige zwischen 14 und 18 Jahren erfasst, 52.572 hatten einen ausländischen Pass, also rund 30 Prozent. In der Bevölkerung zwischen 15 und 20 Jahren lag der Anteil ausländischer Personen 2023 bei rund 15,3 Prozent. Die Tatverdächtigenbelastungszahl – also die Tatverdächtigen pro 100.000 Personen – ist unter ausländischen mehr als doppelt so hoch wie unter deutschen Jugendlichen (10.811 im Vergleich zu 4.692). Die Statistik ist aber verzerrt: Es sind etwa Straftaten enthalten, die ausländische Tourist*innen begehen. Zudem zeigen Studien, dass Personen, die als "fremd" wahrgenommen werden, häufiger von der Polizei kontrolliert und auch häufiger angezeigt werden. Mehr dazu hier.Quelle
Die PKSgibt keinen Aufschluss darüber, wie viele Straftaten Jugendliche mit Migrationshintergrund begehen. Die Daten zeigen: Unter allen deutschen Jugendlichen ist der Anteil der Tatverdächtigen in den letzten 20 Jahren deutlich zurückgegangen. Zugleich waren unter den deutschen Jugendlichen immer mehr Personen mit Migrationshintergrund. Befragungsstudien zeigen: Jugendliche mit Migrationshintergrund berichten nicht oder kaum häufiger davon, leichtere Delikte begangen zu haben. Bei Gewalt liegt die Rate über der von Personen ohne Migrationshintergrund.Quelle
Der Kriminologe Christian Walburg hat 2023 eine Expertise für den MEDIENDIENST zum Thema erstellt. Die finden Sie hier als PDF.
Warum werden ausländische Jugendliche häufiger straffällig?
Fachleuten zufolge gibt es keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen Jugendkriminalität und Migration: Jugendliche mit Migrationshintergrund und ausländische Jugendliche sind sehr diverse Gruppen, mit unterschiedlichen Lebensrealitäten und Erfahrungen. Sie sind aber häufiger von ungünstigen Bedingungen betroffen, die Kriminalität begünstigen.Quelle
Generell gilt: Männliche Jugendliche begehen deutlich häufiger Straftaten als weibliche, oft zeigen sie ein Männlichkeitsbild, wonach ein Mann sich durch Stärke beweisen muss. Eine zentrale Rolle spielen die Freundeskreise. All das wird begünstigt durch die familiäre und ökonomische Situation: Eine wenig zugewandte oder gar gewaltsame Erziehung, fehlender Ressourcen, um Kinder zu fördern und zu beaufsichtigen sowie das Aufwachsen in benachteiligten Stadtteilen und dadurch fehlenden Freizeitmöglichkeiten.
So liegt etwa die Armutsgefährdung bei unter 18-Jährigen ohne Migrationshintergrund bei 6,8 Prozent, mit Migrationshintergrund bei 23,3 Prozent. Zudem zeigen Befragungsstudien, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund häufiger Gewalterfahrungen machen. Eine Rolle spielen auch Diskriminierungserfahrungen: Diese können dazu führen, dass sie sich weniger zugehörig fühlen. Besonders belastend können die Umstände für junge Geflüchtete sein, etwa in Gemeinschaftsunterkünften.Quelle
Bis 2015 starker Rückgang der Jugendkriminalität, dann Anstieg
Starker Rückgangbis 2015: Kriminelles Verhalten unter Jugendlichen ist in den letzten 20 Jahren stark zurückgegangen, sowohl bei leichten Vergehen als auch bei Gewaltdelikten. Diese haben sich zwischen Mitte der 2000er und Mitte der 2010er mehr als halbiert. Gründe sind Kriminologen zufolge Präventionsprogramme an Schulen, weniger gewaltsame Erziehung und eine niedrigere Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen. Die Entwicklung zeigt sich an den Belastungszahlen für deutsche Jugendliche:
Seit 2016 ist Kriminalität unter Jugendlichen wieder angestiegen, einen kurzen Einbruch gab es während der Corona-Pandemie. Danach wurden Taten wohl teilweise "nachgeholt". 2024 lag der Anteil von Jugendlichen, die wegen eines Gewaltdelikts von der Polizei registriert wurden, laut PKS bei 0,98 je 100 Jugendliche. Für den Anstieg der letzten Jahre nennt das BMI als einen Grund psychische Belastungen.Quelle
Den Rückgang der Jugendkriminalität bis 2015 stellt auch die einzige Studie fest, die Jugendliche zu ihrem kriminellen Verhalten über mehrere Jahre befragt. Delikte wie Sachbeschädigung wurden zuletzt wieder häufiger berichtet. Auch die Akzeptanz von Gewalt unter Jugendlichen hat zuletzt signifikant zugenommen.Quelle
Befragungen zeigen auch: Jugendkriminalität ist bis zu einem gewissen Grad normal. Viele Jugendliche begehen irgendwann eine Straftat, meist leichte Delikte wie Sachbeschädigungen. Ab 16 bis 17 Jahren machen sie das bereits deutlich seltener, und mit Mitte bis Ende 20 verhalten sich nur noch wenige kriminell. Ein kleiner Teil der Jugendlichen – etwa 5 bis 7 Prozent – begehen öfter, teils auch schwere Delikte.Quelle