Über asiatische Migranten berichten

In Deutschland leben circa 1,4 Millionen asiatische Migrant*innen und ihre Nachkommen. Über antiasiatischen Rassismus in Deutschland wurde wenig geforscht. Das How To bietet Hintergründe, Studien und Zahlen für eine fundierte Berichterstattung.

1,4 Millionen Menschen in Deutschland mit ost- und südasiatischer oder südostasiatischer Familiengeschichte 

Etwa 1,4 Millionen Menschen haben in Deutschland einen „asiatischen“ Migrationshintergrund. Die größten Gruppen  sind Menschen chinesischer (232.000 Personen inkl. Taiwan), vietnamesischer (226.000 Menschen) und indischer Herkunft (301.000 Menschen).QuelleStatistisches Bundesamt (2024): Bevölkerung mit Migrationshintergrund nach Geburtsländern 2024, eig. Berechnung, LINK.

Antiasiatischer Rassismus in Deutschland wenig erforscht

Antiasiatischer Rassismus zeigt sich durch Ausgrenzung, Benachteiligung oder ungleiche Behandlung und bezieht sich meistens auf körperliche Merkmale, kulturelle Zuschreibungen und Stereotype, die vor allem Menschen aus Ost- und Südostasien treffen. Diese Art von Rassismus wurde in Deutschland wenig erforscht. Erst im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie entstanden mehrere Studien zum Thema. Laut der Antidiskriminierungsstelle des Bundes wurden im Jahr 2020 mehr als 6.000 rassistische Vorfälle gemeldet. Etwa 25 Prozent dieser Fälle bezogen sich auf Diskriminierung im Zusammenhang mit dem Coronavirus – häufig gegen Menschen mit einer vermeintlich asiatischen Herkunft.QuelleKoch, AN. (2022): „Sensibilisierende Konzepte. In: Anti-asiatischer Rassismus und Gender,“ S. 4; LINK; Mediendienst Integration (2021): „Anti-asiatischer Rassismus in der Corona-Zeit“, S. 2.; LINK. Antidiskriminierungsstelle des Bundes (2020): „Diskriminierungserfahrungen im Zusammenhang mit der Corona-Krise“, s. 2-3; LINK.

Antiasiatischer Rassismus ist jedoch kein neues Phänomen in Deutschland. Das zeigten schon die rassistischen Ausschreitungen in Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen sowie das in der DDR an asiatische „Vertragsarbeiterinnen“ gerichtete Verbot, schwanger zu werden. Auch nach der Pandemie ist Rassismus weiterhin präsent – so berichten beispielsweise philippinische Pflegekräfte über alltägliche Diskriminierung in Deutschland.QuelleBundeszentrale für politische Bildung (2021): „Vor 30 Jahren: Rechtsextreme Ausschreitungen in Hoyerswerda“ LINK; Bundeszentrale für politische Bildung: „Vertragsarbeiterinnen in der DDR“ LINK; Frankfurter Rundschau: „zu rassistisch: Philippinische Pflegekräfte wollen nicht nach Deutschland;“ LINK.

Gesellschaftliche und mediale Darstellungen von Asiat*innen

Asiat*innen sind häufig mit rassistischen Darstellungen konfrontiert, die vermeintlich asiatische Körper und asiatische Kulturen in stereotyper Weise zeigen. Dies betrifft auch Kinder und Jugendliche mit asiatischem Hintergrund, die in der Schule mit entsprechenden Bildern und Darstellungen in Kontakt kommen. Auf Volksfesten wie dem Karneval treten solche Darstellungen verstärkt auf, da vermeintlich asiatische Kostüme die Menschen oft karikierend darstellen, beruhend auf kolonial geprägten Vorstellungen. In der Populärkultur und in den Medien werden asiatisch gelesene Frauen häufig sexualisiert, exotisiert und infantilisiert, während asiatisch gelesene Männer häufig desexualisiert und feminisiert dargestellt werden. QuelleBundeszentrale für Politische Bildung (2020): „Antiasiatischer Rassismus in Deutschland“, LINK (Zeit (2018) „Kostüme sind nicht unschuldig“ LINK; Bundeszentrale für Politische Bildung (2020): „Antiasiatischer Rassismus in Deutschland“, LINK; Uchida, A. (1998): „The orientalization of Asian women in America,“ s.161–174; LINK; CNN (2020): „The Desexualization of the Asian American Male“ LINK.

Asiat*innen werden außerdem oft als “Vorzeigemigranten" dargestellt. Rassistische Zuschreibungen – fleißig, gehorsam und intelligent – werden auch genutzt, um sie gegen andere Migrant*innen auszuspielen.Studien zeigen , dass diese Zuschreibungen die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden vieler Asiat*innen beeinträchtigen.QuelleBundeszentrale für Politische Bildung (2020): „Antiasiatischer Rassismus in Deutschland“, LINK Lee, S., Juon, HS., Martinez, G. et al. (2009): „Model Minority at Risk: Expressed Needs of Mental Health by Asian American Young Adults“, S. 34, P. 150; LINK (https://doi.org/10.1007/s10900-008-9137-1); Chao, M. M., Chiu, C.-y., Chan, W., Mendoza-Denton, R., & Kwok, C. (2013): „The model minority as a shared reality and its implication for interracial perceptions.“ S. 84–92, LINK (https://doi.org/10.1037/a0028769).

 

Kontakte zu Organisationen

In Deutschland gibt es eine Vielzahl an Forschungsinstituten und Organisationen, die für die Berichterstattung kontaktiert werden können. Eine Auswahl:

Korientation

Korientation ist eine (post)migrantische Selbstorganisation und ein Netzwerk für Asiatisch-Deutsche und asiatisch-diasporische Menschen mit dem Lebensschwerpunkt Deutschland

Gesellschaft für Psychosoziale Gesundheitsförderung bei Migrantengruppen e.V.

GePGeMi ist die Gesellschaft für Psychosoziale Gesundheitsförderung bei Migrantengruppen insbesondere aus asiatischen Ländern.

Asienbrücke e.V.

Asienbrücke setzt sich für eine intensivere Kooperation zwischen den Ländern der asiatisch-pazifischen Region mit der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union ein – auf politischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Ebene.

Deutsche China Gesellschaft e.V.

Deutsche China Gesellschaft glaubt, dass Vorurteile, Klischees und Missverständnisse abgebaut und durch sachgerechte Kenntnisse und Einschätzungen ersetzt werden sollen.

Deutsche Hong Kong Gesellschaft e.V.

Es ist Ziel der Deutschen Hongkong Gesellschaft e.V., Brücken zwischen Deutschland und Hongkong zu schlagen.

Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin

Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin fördert den interdisziplinären Dialog und Austausch zwischen Deutschland und Japan in Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. 

Links

Von Karl Zachary Corro