Die repräsentative Mitte-Studie 2024/2025 zeigt: 3,3 Prozent der Bevölkerung haben ein geschlossen rechtsextremes Weltbild. Der Wert ist niedriger als vor zwei Jahren (2022/23: 8,3 Prozent). Er liegt aber über dem Niveau der Jahre 2014 bis 2021. Der Anteil der Menschen, die ein rechtsextremes Weltbild nicht eindeutig ablehnen, bleibt mit aktuell 20,6 Prozent erhöht.
Deutlichen Zuspruch erhalten der Mitte-Studie zufolge einzelne Aussagen, die auf rechtsextreme Einstellungen hindeuten. So sind 43 Prozent voll und ganz oder überwiegend der Meinung "Wir sollten endlich wieder Mut zu einem starken Nationalgefühl haben." 25,8 Prozent stimmen der Aussage voll und ganz oder überwiegend zu, Deutschland brauche "eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert."
Mehr als zwei Drittel (70,4 Prozent) stimmen der Aussage "Ich finde es bedrohlich, dass der Rechtsextremismus zunimmt" zu.Quelle
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Laut der Autoritarismus Studie 2024 der Universität Leipzig stieg der Anteil von Menschen mit geschlossen rechtsextremem Weltbild erstmals im Vergleich zu vorangegangenen Befragungen leicht an (von 3 auf 4,5 Prozent in Ost- und Westdeutschland). Vorher war er jahrelang zurückgegangen: von fast zehn Prozent 2002 auf knapp drei Prozent 2022. Außerdem stimmt inzwischen jede*r fünfte Befragte Positionen gegen Ausländer zu (21,8 Prozent), im Osten ist es knapp jeder dritte (31,5 Prozent). Eine weitere Studie der Autoren stellte 2023 fest, dass sieben Prozent der Bevölkerung in Ostdeutschland ein geschlossen rechtes Weltbild vertreten.Quelle
Warum kommen die "Autoritarismus"-Studie und die "Mitte"-Studie zu unterschiedlichen Ergebnissen?
Es gibt mehrere Studien, die rechtsextreme, rassistische oder antisemitische Einstellungen in der deutschen Bevölkerung untersuchen. Die beiden größten Studien sind die Mitte-Studie (Friedrich-Ebert-Stiftung und Universität Bielefeld) und die Autoritarismus-Studie (Heinrich-Böll-Stiftung und Universität Leipzig). Beide sind repräsentativ, werden jeweils etwa alle zwei Jahre durchgeführt und erscheinen abwechselnd. Obwohl sie teilweise exakt dieselben Fragestellungen haben, kommen sie zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Dies liegt an den unterschiedlichen Befragungsmethoden: Bei der Autoritarismus-Studie und der Studie zu rechtsextremen Einstellungen in Ostdeutschland kommen die Forschenden zu den Befragten nach Hause und übergeben ihnen einen Papierfragebogen. Die Befragten beantworten die Fragen schriftlich und können im Anschluss den Fragebogen in einem verschlossenen Briefumschlag zurückgeben. So erfahren die Forschenden nicht, welche Antworten die Befragten geben.
Die Befragung der Mitte-Studie hingegen wird telefonisch durchgeführt: Hier müssen die Befragten den Forschenden direkt sagen, was sie denken. In den Telefoninterviews fällt die Zustimmung zu vielen Aussagen anders aus, da die Menschen ihre Ansichten einer fremden Person gegenüber am Telefon nicht so offen zugeben. Die Autor*innen der Mitte-Studie gehen zudem davon aus, dass rechtsextreme oder wissenschaftsfeindliche Personen seltener an derartigen Studien teilnehmen. Das führe dazu, dass die Mitte-Studie das Ausmaß rechtsextremer Einstellungen eher unterschätzt.Quelle
Rechtsextremismus am Arbeitsplatz
Knapp jeder Dritte in Deutschland (32 Prozent) hat am eigenen Arbeitsplatz schon einmal rechtsextreme Einstellungen beobachtet. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Vereins Gesicht Zeigen. Rund 8 Prozent gaben an, dass solche Einstellungen sich gegen sie persönlich richteten. Nur 17 Prozent der Personen, die am Arbeitsplatz rechte Haltungen beobachtet haben, berichten, dass die Vorfälle Konsequenzen hatten.Quelle