Ist die AfD rechtsextrem?

Der Verfassungsschutz will die AfD als „gesichert rechtsextremistisch" einstufen, die Partei klagt dagegen. Mehrere Landesverbände gelten als gesichert rechtsextrem oder als Verdachtsfall.

Im Mai 2025 hat der Verfassungsschutz die Partei "Alternative für Deutschland (AfD)" als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Die AfD hat dagegen Klage eingereicht. Bis zum Gerichtsurteil hat der Verfassungsschutz eine "Stillhaltezusage" abgegeben, das heißt, er setzt die Hochstufung der AfD vorläufig aus.QuelleTagesschau, "Verfassungsschutz setzt AfD-Einstufung vorerst aus" (8.5.2025) LINK

Bislang war die AfD als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft. Auch dagegen hatte die AfD geklagt, jedoch ohne Erfolg. Im Mai 2024 entschied das Oberverwaltungsgericht (OVG) NRW: Diese Einstufung der Partei durch den Verfassungsschutz ist rechtens. Laut OVG gibt es in der AfD ausreichend konkrete Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Bestrebungen, die sich etwa gegen Menschen mit Migrationshintergrund richten. 

Das OVG NRW bestätigte damit die Entscheidung der Vorinstanz – ein Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts von März 2022. Das Urteil des OVG NRW ist rechtskräftig. Die AfD hatte auch diese Entscheidung angefochten, scheiterte damit aber im Juli 2025 vor dem Bundesverwaltungsgericht.

Die AfD hatte 2025 nach eigenen Angaben rund 53.000 Mitglieder. Laut Verfassungsschutz sind 20.000 davon Rechtsextremist*innen.QuelleBundesinnenministerium (2025): "Verfassungsschutzbericht 2024", S. 67; 101 LINK; Bundeszentrale für politische Bildung (2025): Alternative für Deutschland – Factsheet Feb.2025, LINK

Gruppierungen der AfD, die der Verfassungsschutzbis Mai 2025als gesichert rechtsextrem einstufte:

  • Die Landesverbände in Brandenburg, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gelten als gesichert rechtsextrem.QuelleTagesschau (2023): "AfD in Sachsen gesichert rechtsextremistisch", Link; "AfD Sachsen-Anhalt gesichert rechtsextremistisch", Link; Süddeutsche Zeitung 2021: Höckes AfD-Landesverband ist "erwiesen rechtsextrem"; Bundesinnenministerium 2021: Verfassungsschutzbericht 2020, S. 94; Innenministerium Brandenburg (2025): "AfD Brandenburg ist gesichert rechtsextremistisch", LINK
  • Das Bundesamt für Verfassungsschutz stufte die Jugendorganisation der Partei ("Junge Alternative", JA) als gesichert rechtsextrem ein. Im März 2025 hat sich der Verein offiziell aufgelöst. Medienberichten zufolge soll er durch eine neue Jugendorganisation ersetzt werden. Die Organisation verfügte über 16 Landesverbände und hatte eigenen Angaben zufolge mehr als 3.000 Mitglieder (Stand: Dezember 2024). Über die Einstufung der Landesverbände entschieden die Landesämter für Verfassungsschutz. Als gesichert rechtsextrem galten der thüringische, sächsische und der Brandenburger Landesverband.QuelleBundesinnenministerium (2024): "Verfassungsschutzbericht 2023", S. 117, 126, LINK; Verfassungsschutz Thüringen (2024): ",Junge Alternative Thüringen' als erwiesen rechtsextremistische Bestrebung eingestuft", LINK; ZEIT Online (2024): "Verfassungsschutz darf AfD-Nachwuchs als rechtsextrem einstufen", LINK; MDR (2023): "Verfassungsschutz stuft AfD-Jugend auch in Sachsen als rechtsextremistisch ein", LINK; Polizei Brandenburg (12.7.2023): "Verfassungsschutz stuft AfD-Jugendorganisation als gesichert rechtsextremistische Bestrebung hoch", LINK; RND (2024): "AfD will Jugendorganisation durch neue Gruppierung ersetzen", LINK
  • Auch den "Flügel" in der AfD stufte der Verfassungsschutz als Gruppierung mit "gesichert rechtsextremistischer Bestrebung" ein. Nachdem das Bundesamt für Verfassungsschutz die Einstufung der Gruppierung im März 2020 bekanntgab, löste sich der "Flügel" zum 30. April offiziellVon den zwei wichtigsten Vertretern des „Flügels“ ist nur noch Björn Höcke als AfD-Fraktionsvorsitzender in Thüringen tätig. Andreas Kalbitz verlor seine Position als Fraktionsvorsitzender der AfD in Brandenburg, nachdem bekannt wurde, dass er seine Mitgliedschaft in der mittlerweile verbotenen neonazistischen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) bei Abschluss der AfD-Mitgliedschaft verschwiegen hatte. Der Verfassungsschutz vermutet, dass der „Flügel“ inoffiziell weiteragiert. auf.QuelleBundesinnenministerium 2021: Verfassungsschutzbericht 2020, S. 93f; Bundesamt für Verfassungsschutz (2020): Pressemitteilung vom 12. März 2020, "Bundesamt für Verfassungsschutz stuft AfD-Teilorganisation 'Der Flügel' als gesichert rechtsextremistische Bestrebung ein"

Gruppierungen der AfD, die der Verfassungsschutz als rechtsextreme Verdachtsfälle beobachtet:

  • Der Verfassungsschutz beobachtet die Landesverbände der AfD in Bremen, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern als rechtsextreme Verdachtsfälle.QuelleSPD Bürgerschaftsfraktion Land Bremen (2022): Pressemitteilung: Bremer AfD: Jetzt offiziell ein Fall für den Verfassungsschutz; Niedersächsisches Innenministerium (2022): Presseinformation: Niedersächsischer Verfassungsschutzbericht 2021, Innenministerium Baden-Württemberg (2023): "Verfassungsschutz darf AfD in Baden-Württemberg beobachten", LINK; Verwaltungsgerichtsbarkeit Hessen (2025): "AfD bleibt Verdachtsfall", LINK
  • Der Landesverband der JA in Nordrhein-Westfalen wird als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft.QuelleTagesschau (2023): "'Junge Alternative' in NRW wird Verdachtsfall", LINK

Expert*innen bestätigen die Radikalisierung der Partei: Die AfD erkenne zwar die Grundprinzipien der deutschen Verfassungsordnung an und versuche sich vom Rechtsextremismus abzugrenzen. Sie stelle jedoch die Gleichheit aller Menschen in Frage und greife mitunter auf rechtsextreme Begriffe zurück. Mittlerweile ordnen zahlreiche Expert*innen auch die Gesamtpartei als rechtsextrem ein. Das Deutsche Institut für Menschenrechte etwa beobachtet "offen ausgesprochene Drohungen" von Führungspersonen und Mandatsträger*innen der AfD, "in denen sie der Gewalt zur Erreichung ihrer politischen Ziele das Wort reden."QuelleBpB (2020: "Kurz und bündig: Die AfD"; Deutscher Gewerkschaftsbund 2021: Die AfD vor der Bundestagswahl 2021; SWR Report Mainz 2021: Fragwürdige Mitarbeiter: Die AfD und ihre Rechtsextremen; Deutsches Institut für Menschenrechte (2021): "Nicht auf dem Boden des Grundgesetzes"

Rechtsextreme Einstellungen unter AfD-Anhänger*innen
21 Prozent der AfD-AnhängerPersonen, die angaben, dass sie bei einer anstehenden Wahl die AfD wählen würden oder schon einmal mit dem Gedanken gespielt haben haben ein geschlossen rechtsextremes Weltbild. Unter Anhänger*innen anderer Parteien sind es sechs Prozent. Das zeigen Befragungen für die Mitte-Studie von 2023. 90 Prozent der AfD-Anhänger*innen stimmen rassistischen und national-chauvinistischen Aussagen eindeutig oder teilweise zu. 60 Prozent befürworten eine Diktatur eindeutig oder teilweise. 52 Prozent billigen Gewalt eindeutig oder teilweise.QuelleZick, Andreas & Eden, Marco (2024): "Mitte rechtsaußen oder rechtsdraußen? Bericht zu den Einstellungen der AfD-Anhängerschaft in der Mitte-Studie 2022/23", S. 8ff, LINK

Rechtsextreme Mitarbeiter*innen von AfD-Abgeordneten

AfD-Bundestagsabgeordnete beschäftigen in ihren Büros Medienrecherchen zufolge mehr als 100 Mitarbeitende aus dem rechtsextremen Milieu. Darunter sind Neonazis, Aktivisten aus dem Umfeld der "Identitären Bewegung" und Ideologen aus der Neuen Rechten. Mehr als die Hälfte der AfD-Abgeordneten beschäftigt Personen von Organisationen, die der Verfassungsschutz als rechtsextrem einstuft.QuelleBayerischer Rundfunkt (2024): "AfD im Bundestag: Mehr als 100 rechtsextreme Mitarbeiter", LINK

Dürfen AfD-Mitglieder Beamt*innen sein?

Beamt*innen müssen sich zur freiheitlich demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes bekennen§60 BBG, §33 BeamtStG. Eine Mitgliedschaft in der AfD, die als gesichert rechtsextremistisch gilt, könnte für Beamt*innen Konsequenzen haben, etwa Geldbußen oder Entlassungen. Die Verfassungstreue der Beamt*innen muss einzelfallspezifisch geprüft werden, wie es aus dem BundesinnenministeriumSiehe Tagesschau, "Müssen Beamte mit AfD-Bekenntnis mit Konsequenzen rechnen?" (6.5.2025), LINKund den BundesländernSiehe Tagesschau, "AfD-Mitglieder im Staatsdienst? Länder setzten auf Einzelfallprüfung" (16.7.2025), LINK heißt. Wie der Verfassungsschutz die Partei einstuft, ist nicht entscheidend für disziplinarrechtliche Verfahren, seine Beurteilung kann aber zur Begründung herangezogen werden.QuelleDeutsches Institut für Menschenrechte (2022): "Rassistische und rechtsextreme Positionierungen im Dienste des Staates?"

Zur Frage, unter welchen Bedingungen Beamt*innen in der AfD um ihre Stellen fürchten müssen, gibt es unterschiedliche Einschätzungen:

  • Im Juni 2020 stellte das Bundesinnenministerium klar: Allein die Mitgliedschaft in einer Partei, die der Verfassungsschutz als "Prüffall" oder "Verdachtsfall" beobachtet, hat keine beamtenrechtlichen Konsequenzen.QuelleBundesinnenministerium 2020: Bericht des BMI zum Thema Disziplinarrechtliche Konsequenzen bei extremistischen Bestrebungen.
  • Ein von der AfD in Auftrag gegebenes juristisches Gutachten kommt zu demselben Schluss.Quelle Tagesschau 2021:Was passiert mit Beamtenin der AfD
  • Eine Analyse des Deutschen Instituts für Menschenrechte sieht hingegen juristische Möglichkeiten, um disziplinarrechtliche Sanktionen für Beamt*innen, die Mitglied der AfD sind, zu verhängen. Nur wenn sie sich aktiv in der Partei gegen verfassungsfeindliche Positionen einsetzen, wäre eine AfD-Mitgliedschaft mit der Pflicht zur Verfassungstreue vereinbar. QuelleDeutsches Institut für Menschenrechte (2022): "Rassistische und rechtsextreme Positionierungen im Dienste des Staates?", Bundesinnenministerium (2020): "Disziplinarrechtliche Konsequenzen bei extremistischen Bestrebungen"