Wie viele extremistische Islamisten reisen aus Deutschland aus?

Seit 2011 versuchten rund 1.150 Menschen aus Deutschland, sich in Syrien oder Irak jihadistischen Gruppen anzuschließen, mehr als die Hälfte war oder ist an Kämpfen beteiligt. Die Zahl der Ausreisen ging in den letzten Jahren stark zurück.

Die Zahlen

Laut dem Bundeskriminalamt sind seit 2011 mehr als 1.150 Personen aus Deutschland in Richtung Syrien und Irak ausgereist. Bei rund 65 Prozent geht das BKA davon aus, dass sie dort auf Seiten des "Islamischen Staates" und anderer terroristischer Organisationen an Kampfhandlungen teilnehmen oder jene unterstützen wollten. Reisen in andere Länder zählen als Einzelfälle und werden statistisch nicht erfasst. In den letzten Jahren versuchten immer weniger Personen auszureisen: 2022 gab es laut Verfassungsschutz Ausreiseversuche im unteren zweistelligen Bereich, keiner der Versuche war erfolgreich.QuelleBundesinnenministerium (2023): Verfassungsschutzbericht 2022, S. 192; Anfrage des Mediendienstes beim Bundeskriminalamt und BKA (Mai 2025): auf Anfrage des Mediendienst.

Wer sind die ausreisenden Personen"?

Zu etwa 65 Prozent der Personen liegen dem BKA konkrete Anhaltspunkte vor, dass sie auf Seiten des sogenannten Islamischen Staats (IS), der Al-Qaida oder ihnen nahestehenden Gruppierungen sowie anderer terroristischer Gruppierungen an Kampfhandlungen teilnehmen bzw. teilgenommen haben oder diese in sonstiger Weise unterstützen bzw. unterstützt haben.Quelle Bundeskriminalamt auf Anfrage des MEDIENDIENST Integration, Januar 2024.

In einer Analyse aus dem Jahr 2016 haben das Bundeskriminalamt, das Bundesamt für Verfassungsschutz und das "Hessische Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus" den Radikalisierungsverlauf von ausgereisten extremistischen Islamisten untersucht. Die Ergebnisse zu 784 Personen, die ausgereist sind oder einen Ausreiseversuch unternommen haben:

  • 22- bis 25-Jährige stellten die größte Altersgruppe der Ausgereisten
  • Rund 21 Prozent der Ausreisenden waren weiblich
  • Von 72 der 784 Personen ist bekannt, dass sie bis zu ihrer Ausreise Schüler waren. Ein Viertel von ihnen besuchte das Gymnasium, ein Viertel eine Fach-/Berufsschule beziehungsweise ein Berufskolleg. Bei 289 Personen liegen den Behörden Informationen über ihren höchsten Schulabschluss vor: 36 Prozent hatten das Abitur beziehungsweise die Fachhochschulreife erlangt, 23 Prozent einen Realschulabschluss beziehungsweise die mittlere Reife und 27 Prozent einen Haupt- oder Volksschulabschluss. Sieben Prozent hatten einen „sonstigen Abschluss“ und sieben Prozent keinen Schulabschluss.
  • 134 Personen waren Konvertiten
  • Zwei Drittel der Ausgereisten waren bereits polizeilich in Erscheinung getreten.QuelleBundeskriminalamt et al. (2016): "Ana­ly­se der Ra­di­ka­li­sie­rungs­hin­ter­grün­de und -ver­läu­fe der Per­so­nen, die aus is­la­mis­ti­scher Mo­ti­va­ti­on aus Deutsch­land in Rich­tung Sy­ri­en oder Irak aus­ge­reist sind", S. 12, 14, 16f.