Salafistische Bewegungen
Der Salafismus ist eine sunnitisch-islamistische Glaubensströmung. Die Grundlage der Strömung ist die Berufung auf die ersten drei muslimischen Generationen und die laut ihnen "goldene Frühzeit" des Islam. Dementsprechend werden auch der Koran und die Sunna so textnah und authentisch wie möglich – nach dem Vorbild der frommen Vorgänger*innen – ausgelegt. Jegliche abweichende oder moderne Auslegungen werden als Abweichung vom "wahren Glauben" gesehen. Unterschieden wird bei Salafist*innen zwischen den Purist*innen, politischen Salafist*innen und jihadistische Salafist*innen. Zudem unterscheidet sich die Auslebung von traditionelleren und Neo-Salafist*innen. Der Salafismus ist mit rund 11.000 Anhängern im Jahr 2024 (2023: 10.500) die größte in Deutschland vertretene extremistisch-islamistische Gruppe.Quelle
Islamischer Staat
Der „Islamische Staat“ ist eine jihadistisch-salafistische Terrororganisation, die sich in den 2000er Jahre in Jordanien, Afghanistan und Irak gründete. Zu Beginn gehörte die Organisation zu Al-Qaida, 2014 wurde sie unabhängig. Das Ziel der Gruppe ist es, die Menschen vom Islam zu überzeugen, ein globales Kalifat zu errichten und damit die hervorgehobene Stellung des sunnitischen Islams wiederherzustellen. Sie versucht mit Gewalt, Anhänger*innen zu rekrutieren und Territorien zu erobern. Weltweit wird von mehreren zehntausend bis hunderttausend Mitgliedern und Anhänger*innen ausgegangen. Genaue Zahlen gibt es sowohl global als auch für Deutschland nicht. 2014 rief der IS in ein Kalifat aus, das Teile Syriens und des Iraks umfasste. Der IS wurde 2017 von mehreren Streitkräften besiegt und agiert seitdem aus dem Untergrund.Quelle
Al-Qaida
Die salafistisch-jihadistischen Terrorgruppe entstand 1988 in Afghanistan, unter anderem unter Mitwirkung Osama bin Ladens. Er war ein afghanischer Mujahidin, der Al-Qaida zu einer multinationalen Organisation machte. Ein Ziel der Gruppe ist es, durch die selbst ernannte Befreiung von muslimisch geprägten Ländern ein Kalifat unter der Scharia zu bilden. Außerdem gilt die sogenannte westliche Welt und insbesondere die USA und Israel als zu bekämpfende Feinde. Meist werden die Vorhaben gewaltsam versucht umzusetzen. Die Kern-Gruppe al-Qaidas ist heute als eine Art Leitzentrale für etwa 5 weitere Untergruppen zu verstehen und nicht mehr operativ tätig. Die restlichen Organisationen sind weiterhin regional, außerhalb Europas, aktiv. Mitgliederzahlen gibt es weder für Deutschland noch global.Quelle
Hizbollah
Die schiitisch libanesische Organisation und Partei entstand in den 1980ern im Kontext der "Islamischen Revolution" im Iran, der palästinensischen Bewegung und der schiitischen Mobilisierung im Libanon. Ihre Ziele sind nicht nur die Errichtung eines islamischen Staats, die Stärkung von Schiit*innen und der Widerstand gegenüber Israel, sondern auch soziale Ziele. Der gewalttätige militärische Arm ist in Deutschland als Terrorgruppe eingestuft und die Gruppe ist seit 2020 verboten. Dennoch werden 2024 in Deutschland rund 1.250 Anhänger*innen (mit Islamismuspotenzial) vermutet. Durch den regionalen Fokus gibt es wenig Aktivität der Organisation in Deutschland. Dennoch kommt es immer wieder zu Berichten von Anhänger*innen, die etwa in Moscheen Predigten halten oder schon zuvor mit der Hizbollah gearbeitet haben. Die Hauptaktivität bezieht sich auf die Finanzierung der Mutterorganisation im Libanon.Quelle
Hamas
Die Hamas ist eine jihadistische Organisation, deren Ziele, Ideologie und Handlungen von Antisemitismus und Gewalt geprägt sind. Der Verfassungsschutz geht für 2024 von rund 550 Mitgliedern und Anhänger*innen in Deutschland aus, die vor allem Propaganda und Spendensammelaktivitäten betreiben sollen. Am 2. November 2023 erließ das Bundesinnenministerium ein Betätigungsverbot für die Hamas. Ursprünglich wurde die Hamas 1987 in Gaza von palästinensischen Mitgliedern der ägyptischen Muslimbrüder nach der ersten Intifada gegründet. Sie agiert sowohl als Partei als auch als Wohltätigkeitsorganisation. Zu ihren Zielen zählt die Errichtung eines islamischen Staates auf dem Gebiet Palästinas und die Regierung des palästinensischen Volkes – wobei Palästina ihrer Auffassung nach auch das Staatsgebiet Israels umfassen soll.Quelle
Ebenfalls islamistische und vom Verfassungsschutz beobachtete, aber nicht als gesichert extremistisch eingestufte Gruppen sind unter anderem:
Muslimbrüder
Die Muslimbrüder wurden 1928 von Hasan al-Banna in Ägypten gegründet und sind mittlerweile laut Angaben des Innenministeriums NRW in etwa 70 Ländern vertreten – in Deutschland seit den 1960er Jahren. Sie sind eine sunnitisch-islamistische, aber auch pan-islamische Gruppe. Ihr Ziel ist es Ziel, ein islamisch geprägtes Regierungssystem auf Grundlage der Scharia in arabischen und muslimisch geprägten Ländern zu etablieren. Die hiesigen Vertreter*innen werden vom Verfassungsschutz beobachtet, jedoch nicht als extremistisch eingestuft. In anderen Ländern gibt es Abspaltungen von gewaltbereiten und extremistischen Gruppen – offiziell folgen die Muslimbrüder einem Gewaltverzicht. Laut einer Erhebung des Verfassungsschutzes gibt es 2024 etwa 1.450 Anhänger*innen in Deutschland.Quelle
Millî Görüş
Millî Görüş ist eine türkische islami(sti)sche Organisation, die 1969 entstanden ist. Sie ist islamistisch, aber nicht Teil des extremistischen Islamismus. Das bedeutet, dass sie zwar das islamische „System der gerechten Ordnung“ langfristig auf gesellschaftlicher und politischer Ebene verankern möchte. Allerdings nicht durch Gewalt, sondern Bildungsarbeit wie etwa Finanzierung von Schulen, Moscheen oder Wohlfahrtsprojekten. In Deutschland ist die Bewegung seit den 1980er Jahren durch etwa die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) vertreten. Der Verfassungsschutz geht 2024 von rund 10.000 Mitgliedern mit Islamismuspotenzial aus. Insgesamt soll es über 30.000 Mitglieder geben. Die Eigenangaben der Organisation fallen deutlich höher aus.Quelle