Personen mit Einwanderungsgeschichte wählen bei Bundestagswahlen insgesamt etwas seltener als Personen ohne Einwanderungsgeschichte – der Unterschied ist aber in den letzten Jahren geringer geworden.
Einer repräsentativen Befragung (German Longitudinal Election Study) zufolge betrug der Unterschied in der Wahlbeteiligung bei den Bundestagswahlen 2021 knapp sieben Prozentpunkte (95,2 Prozent Wahlbeteiligung bei Menschen ohne Einwanderungsgeschichte im Vergleich zu 88,4 Prozent bei Menschen mit Einwanderungsgeschichte). 2017 waren es gut 13 Prozentpunkte, 2013 noch 28 Prozentpunkte. Zu der tatsächlichen Wahlbeteiligung gibt es keine Zahlen, die Daten beruhen auf repräsentativen Befragungen unter Wähler*innen. Dabei kann es zu "Overreporting" kommen: Befragte passen sich an die Erwartungen der Fragestellenden an und antworten eher sozial erwünscht – sie geben etwa fälschlicherweise an, gewählt zu haben.Quelle
Auch die Befragung des Integrationsbarometers 2022 des Sachverständigenrats für Integrations– und Migrationsfragen (SVR) zeigt eine geringere Wahlbeteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund (nicht: Einwanderungsgeschichte. Unterschied siehe hier und hier) bei der Bundestagswahl 2021. Dort gaben 70,4 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund an, gewählt zu haben, bei Personen ohne Migrationshintergrund waren es 87,9.Quelle
Eine Auswertung der German Longitudinal Election Study kam zum Ergebnis, dass sich die Wahlbeteiligung je nach Herkunftsland der Wähler*innen unterscheidet: Türkeistämmige Personen wählten etwa seltener als Spätaussiedler*innen.Quelle
Mögliche Grüne für geringere Wahlbeteiligung
Eine weitere Expertise der Autoren zur Beteiligung der türkeistämmigen Wähler*innen an den Bundestagswahlen 2021 zeigt: Personen mit höherem Einkommen und Bildungsniveau gehen eher wählen – und zwar unabhängig von ihrer Einwanderungsbiografie. Mangelnde Sprachkenntnisse und Diskriminierungserfahrungen wirkten sich hingegen negativ auf Wahlbeteiligung aus.Quelle