Gesellschaftliche Diversität werde im deutschen Fernsehen nicht angemessen abgebildet – zu diesem Schluss kommt eine Studie 2021/2022 der MaLisa Stiftung und der Universität Rostock:
- Demnach stellten Menschen mit Migrationshintergrund 2020 lediglich elf Prozent aller Protagonist*innen im Fernsehen dar (im Vergleich zu 26 Prozent in der Bevölkerung).
- Schwarze Menschen sowie People of Colour spielen nur fünf Prozent aller Hauptrollen in TV-Programmen (im Vergleich zu geschätzten 10 Prozent in der Bevölkerung.Quelle
- Frauen mit Migrationshintergrund kommen etwas häufiger vor: 14 Prozent der Protagonistinnen im deutschen TV (im Vergleich zu etwa 26 Prozent in der weiblichen Bevölkerung).Quelle
Die erste umfassende Erhebung zu Diskriminierungin Film und Fernsehen hat die Organisation Citizens for Europe 2021 veröffentlicht. Dafür hat sie Fragebögen von rund 5.500 Filmschaffenden ausgewertet. Die wichtigsten Ergebnisse:
- Mehr als drei Viertel der Befragten stimmten der Aussage zu, dass bestimmte Gruppen in Filmen klischeehaft dargestellt werden. Das gelte insbesondere für Menschen aus arabischen und asiatischen Ländern, Muslim*innen, Sinti*zze und Rom*nja, Schwarze Menschen und Menschen mit niedrigem sozialen Status.
- Die Befragten sagten, dass Menschen mit Einwanderungsgeschichte selten als Hauptfigur gecastet werden. Häufig bekämen sie Rollen als Freund*in oder Assistent*in der Hauptfigur.
Laut der Studie gibt es in der Filmbranche ein strukturelles Problem mit Diskriminierung:
- Die Hälfte der Befragten, die Angaben zu Diskriminierungserfahrungen gemacht haben (3.200 Befragte), gab an, in den letzten zwei Jahren am Arbeitsplatz diskriminiert worden zu sein, 5 Prozent sogar "oft" bis "fast immer", davon 13 Prozent rassistisch.
- Diskriminierung schlägt sich auch in der Bezahlung und in den Rahmenbedingungen der Arbeit nieder: Die Befragten BPoC sind seltener fest angestellt und verdienen insgesamt weniger als weiße Filmschaffende.
Migrantische "Rollen" in TV-Nachrichten
Die Neuen Deutschen Medienmacher*innen untersuchten imZusammenhang der Bundestagswahl 2021 die Rolle von migrantisch wahrgenommenen Personen in deutschen TV-Nachrichtensendungen. Demnach kommen sie vergleichsweise selten zu Wort. Besonders selten wurden sie als Expert*innen (neun Prozent) oder Politiker*innen (drei Prozent) befragt. Thematisch äußerten sie sich vor allem zu Migration und Flucht (dazu stellen sie jeweils 42 Prozent und 27 Prozent der Gesprächspartner*innen). Aber kaum, wenn es um Wirtschaft (vier Prozent) oder Arbeitsmarkt-Themen ging (zwei Prozent).
Diversität in Hollywood-Filmen
In Hollywood-Filmen geht es diverser zu als hierzulande – angetrieben durch Online-Streaming-Dienste, die größeren Wert auf Diversität in ihren Produktionen legen. Die Zahlen zeigen:
- Zwei von zehn Hauptdarsteller*innen in US-Spielfilmen waren 2022 People of Colour. Bei Streamingfilmen lag die Zahl mit drei von zehn etwas höher. Damit waren sie aber immer noch seltener vertreten als in der US-Bevölkerung (30 zu 43 Prozent).Quelle
- Rund zwei von zehn Regisseur*inne waren People of Colour, 2021 war es etwa jede*r dritte.Quelle
Online-Dienste scheinen mit mehr Vielfalt im Film erfolgreicher zu sein: Die höchsten Zuschauerquoten erhielten laut dem Bericht, von 2023 Streaming-Produktionen mit mindestens 25 Prozent Darsteller*innen aus Minderheiten. Filme mit weniger Darsteller*innen aus Minderheiten hatten auch weniger Zuschauer*innen. Der Bericht wird von Netflix und Disney gefördert.
Verbesserung in Serien
Die Diversität in Serien hat über die Jahre zugenommen. Im Bericht der UCLAwerden Fernsehserien aus der Saison 2021-22 analysiert, unterteilt nach TV, Kabelfernsehen und digitales Fernsehen. Dabei zeigt sich:
- Seit dem Beginn der Beobachtung (2013) ist in allen Kategorien die Anzahl an Akteur*innen aus Minderheiten gestiegen. Allerdings sind sie unter den Autor*innenim Verhältnis zur Bevölkerung deutlich seltener: Im TV sind es 23,2 Prozent, im Digital-TV 25,5 Prozent und im Kabel-TV 29,5 (bei 43,1 Prozent in der Bevölkerung).Quelle
- In den Hauptrollen ist die Repräsentation von Minderheiten besser: 32,6 Prozent im klassischen TV und 35,9 Prozent im Digital-TV. Im Kabel-TV sind es 43,2 Prozent – und entspricht damit dem Anteil in der Bevölkerung.Quelle
Nur selten Regisseur*innen
Hinter der Kamera herrscht deutlich weniger Vielfalt. Regisseur*innen aus Minderheiten sind in "Top-Filmen" selten vertreten. Das ist das Ergebnis einer Studie der USC Annenberg. Sie untersuchte Regisseur*innen von 1.769 Filmen von 2007 bis 2023. Nur 1,4 Prozent waren zum Beispiel Frauen aus Minderheiten.