Wie viele Menschen mit Migrationshintergrund spielen in Fußballvereinen?

Viele Kinder und Erwachsene mit Migrationshintergrund spielen Fußball, er ist unter ihnen beliebter als viele anderen Sportarten.

Menschen mit Migrationshintergrund in Fußballvereinen

In Fußballvereinen spielen verhältnismäßig viele Menschen mit Migrationshintergrund. Laut eigenen Angaben hat im Deutschen Fußball-Bund (DFB) fast jedes fünfte Mitglied, oder 19 Prozent, einen Migrationshintergrund (Stand 2016). Das waren 1,3 Millionen Mitglieder mit Migrationshintergrund in 26.000 Fußballvereinen. Zum Vergleich: Im gesamten organisierten Sport waren es 10 Prozent im Jahr 2022, laut einer Umfrage unter Vereinsmitgliedern. Der Freiwilligensurvey spricht von 13,5 Prozent Sportvereinsmitgliedern mit Migrationshintergrund.QuelleDFB (2016): DFB-Buch Integration, Seite 35 (Seite 20 im pdf),Link; Bundesinstitut für Sportwissenschaft (2023): Sportentwicklungsbericht 2020-2022, Sonderbercht 3, Seite 53 (Seite 55 im pdf), Link: Sowie zum Freiwilligensurvey: Uni Wuppertal, HU Berlin (2020): Abschlussbericht zum Projekt: Fußball in der Migrationsgesellschaft, Seite 19, Link

Das bestätigt auch der "Sportentwicklungsbericht" der Bundesregierung. Demnach seien Fußballvereine häufig unter den Sportvereinen, in denen besonders viele Menschen mit Migrationshintergrund Sport treiben (mehr als ein Viertel der Mitglieder). Also seien Fußballvereine "besonders geeignet", um Menschen mit Migrationshintergrund die Teilnahme in Sportvereinen zu ermöglichen. Das gilt neben Fußball vor allem für Basketball, Kampfsportarten und Schach.QuelleBundesinstitut für Sportwissenschaft (2017): Sportentwicklungsbericht 2015/2016, Seite 75, Link

Ein weiterer Hinweis auf die Integrations-Kraft des Fußball: Jugendliche mit Migrationshintergrund streben überdurchschnittlich oft eine Karriere im Fußball an. Ihr Anteil lag in einer Analyse von 2009 in den Leistungszentren zur Nachwuchsförderung der Deutschen Fußball-Liga etwa 20 Prozent über dem Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in der Bevölkerung.QuelleEBS Business School (2009), Integration durch Profifußball - Eine Analyse der Leistungszentren der Bundesliga, Seite 12, Link

Menschen mit Migrationshintergrund engagieren sich zwar seltener in Sportvereinen als der Rest der Bevölkerung, aber wenn, dann häufiger im Fußball. Rund 8,8 Prozent der Ehrenamtlichen in Fußballverbänden hatten im Jahr 2014 Migrationshintergrund, so Schätzungen auf Grundlage des Sportentwicklungsbericht. In anderen Vereinen lag ihr Anteil demnach bei 1,8 Prozent.QuelleSportentwicklungsbericht, zitiert in Uni Wupptertal, Humboldt-Uni Berlin (2020): Abschlussbericht zum Projekt: Fußball in der Migrationsgesellschaft – Repräsentationen in Fußballvereinen und -verbänden, Seite 22, Link

Das zeigt sich auch im Ehrenamt allgemein: Im Jahr 2019 engagierten sich 27 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund ehrenamtlich, im Vergleich zu 44 Prozent bei Befragten ohne Migrationshintergrund. Bei Menschen mit Migrationshintergrund, die schon länger in Deutschland leben, gleicht sich der Anteil des ehrenamtlichen Engagements immer mehr an.QuelleBundesfamilienministerium (2020): Freiwilligen-Survey, Seite 35, Link

Schiedsrichter mit Migrationshintergrund 

Rund 12 Prozent von 3.400 befragten Fußball-Schiedsrichter*innen gaben in einer Befragung von 2021 an, einen Migrationshintergrund zu haben. Das ist deutlich seltener als in der Gesamtbevölkerung (2021: 27 Prozent). Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte 7.400 Schieds- und Kampfrichter*innen befragt – von der Kreisebene bis hin zum internationalen Niveau. Im Fußball nahmen 3.400 Schiedsrichter teil, davon waren 95 Prozent Männer. Zum Vergleich: Über alle Sportarten hinweg hatten 8 Prozent aller Schiedsrichter einen Migrationshintergrund. Mit großen Unterschieden je nach Sportart: Rund 40 Prozent beim Taekwondo und nur zwei Prozent beim Segeln.QuelleSportentwicklungsbericht für Deutschland 2020-2022 - Teil 2: Schieds- und KampfrichterInnen in Deutschland, Seite 61 und 7