Bezeichnungen: Schwarze Menschen, Afrodeutsche, People of Color (PoC)

Afrodeutsche, Schwarze Deutsche, People of Color – es gibt verschiedene Bezeichnungen für Schwarze Menschen. Was sie bedeuten und gegen welche rassistischen Fremdbezeichnungen sich Organisationen Schwarzer Menschen einsetzen.

Es kursieren zahlreiche Bezeichnungen für Schwarze Menschen. Sie sind historisch gewachsen und tragen deshalb häufig rassistische Konnotationen mit sich. Organisationen, die sich für die Bekämpfung von Rassismus einsetzen, empfehlen, auf Fremdbezeichnungenwerden einer Gruppe von außen gegeben zu verzichten und stattdessen die Bezeichnungen der Schwarzen Community zu verwenden, die von ihr selbst gewählt sind.Quelle Oliveira: "Selbstbezeichnung statt Fremdbezeichnung", In: Journal für politische Bildung, LINK; Diversity Arts Culture: "Selbstbezeichnung", LINK; Hasters, Haruna-Oelker (2022): "Über Schwarze Menschen in Deutschland berichten", In: AntiDiskriminierungsBüro (ADB) Köln/Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V (Hrsg.): "Leitfaden für rassismuskritischen Sprachgebrauch. Handreichung für Jounalist_innen (2. Aktualisierte Auflage)", S. 26, LINK.

Selbstbezeichnungen

Afrodeutsch

Afrodeutsch ist eine Selbstbezeichnung Schwarzer Deutscher und meint die Zugehörigkeit zur Schwarzen Community, und nicht zwingend eine afrikanische Einwanderungsgeschichte. Der Begriff ist inspiriert von dem Begriff afro-amerikanisch. Die Selbstbezeichnung entstandEntwickelt von einer Gruppe Schwarzer deutscher Frauen in Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Wissenschaftlerin, Aktivistin und Poetin Audre Lorde. Lorde, die als Gastdozentin an der Freien Universität Berlin lehrte, spielte eine bedeutende Rolle bei der Formierung dieser Gruppe, zu der auch die Dichterin May Ayim gehörte. Ende der 1980er Jahre.Quelle Ayim, Oguntoye, Schultz (Hrsg.) (1986): „Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte", Neuauflage 2020, S. 20, 23 f.; NdM Glossar: „Afrodeutsche"; LINK.

Schwarze Deutsche

Eine weitere Selbstbezeichnung ist Schwarze DeutscheDer Begriff wurde sich "angeeignet", d.h.ein zuvor abwertender Begriff wird übernommen und als Akt der Selbstbestimmung umgedeutet. Quelle: Arndt (2009): "Afrikafantasien, Wörter und Wörterbücher. Tradierte Schauplätze von "Rassentheorien"". In: Ingo Warnke (Hrsg.): "Deutsche Sprache und Kolonialismus. Aspekte der nationalen Kommunikation, 1884-1919", S. 301f, LINK.. Der Begriff Schwarz wird in Deutschland sowie in anderen Teilen der Schwarzen/afrikanischen Diaspora verwendet. Er bezieht sich nicht auf die HautfarbeUm deutlich zu machen, dass es sich um ein Konstrukt und nicht um eine Farbe handelt, wird Schwarz großgeschrieben. Die Bezeichnung weiß wird als gesellschaftliche Norm und Machtposition kursiv geschrieben, auch hier geht es nicht um die Hautfarbe., sondern auf eine gesellschaftliche und soziale Position sowie die Rassismuserfahrungen von Menschen.Quelle Hasters, Haruna-Oelker (2022): „Über Schwarze Menschen in Deutschland berichten", In: AntiDiskriminierungsBüro (ADB) Köln/Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V (Hrsg.): „Leitfaden für rassismuskritischen Sprachgebrauch. Handreichung für Jounalist_innen. (2. Aktualisierte Auflage)", S. 25, LINK; NdM-Glossar: „Schwarz", LINK; NdM-Glossar: „weiß", LINK.

People of Color (PoC)

Die Bezeichnung Person oder People of Colour (PoC) ist eine Selbstbezeichnung für Personen, die Rassismuserfahrungen machen. Sie schließt auch etwa asiatisch gelesene Menschen mit ein. Es gibt mehrere Erweiterungen: BPoC (Black and People of Color) und BIPoC (Black, Indigenous and People of Color).Quelle NdM-Glossar: „BIPoC", LINK.

Im AfrozensusDer Afrozensus richtet sich an Schwarze, afrikanische und afrodiasporische Menschen. Also Menschen, die familiäre Beziehungen zu Afrika haben, weil sie selbst oder eine*r ihrer Vorfahr*innen – egal in welcher Generation – Afrika freiwillig oder unfreiwillig verlassen haben. Neben Menschen, die selbst aus z. B. Togo eingewandert sind, zählen dazu beispielsweise auch afrodiasporische Bevölkerungsgruppen aus Brasilien, USA, Kanada, Karibik, Türkei, Irak und viele mehr. Quelle: Aikins et al. (2021): „Afrozensus 2020. Perspektiven, Anti-Schwarze Rassismuserfahrungen und Engagement Schwarzer, afrikanischer und afrodiasporischer Menschen in Deutschland", S.58, LINK. 2020 gab ein Großteil der Befragten als bevorzugte Selbstbezeichnung – Mehrfachnennungen waren möglich –  Schwarz (74,9 Prozent) an, darauf folgten afrodeutsch und Person of Color.QuelleAikins et al. (2021): „Afrozensus 2020. Perspektiven, Anti-Schwarze Rassismuserfahrungen und Engagement Schwarzer, afrikanischer und afrodiasporischer Menschen in Deutschland", S.245, LINK.

Fremdbezeichnungen

Es gibt zahlreiche Fremdbezeichnungen, die aus der Kolonialzeit stammen und dazu dienten, Schwarze Menschen zu homogenisieren und herabzuwürdigen.Quelle Hasters, Haruna-Oelker (2022): „Über Schwarze Menschen in Deutschland berichten", In: AntiDiskriminierungsBüro (ADB) Köln/Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V (Hrsg.): „Leitfaden für rassismuskritischen Sprachgebrauch. Handreichung für Jounalist_innen. (2. Aktualisierte Auflage)", S. 19. LINK; Arndt, Hornscheidt (2018): „Afrika und die deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk ", 3. Auflage, unveränderter Nachdruck von 2009", S. 31.

Insbesondere das N-Wortstellvertretende Umschreibung für den kolonial-rassistischen Begriff, um diesen nicht zu reproduzieren (Mehr dazu) gilt als kolonial-rassistische Fremdbezeichnung und beleidigend. Zahlreiche Initiativen setzen sich gegen die Verwendung ein, etwa entstand die Initiative N-Wort stoppen, nachdem ein Urteil des Landesverfassungsgerichts von Mecklenburg-Vorpommern die Nutzung des N-Wortes in landtagspolitischen Debatten nicht per se als menschenverachtend einstufte.Quelle Initiative N-Wort stoppen: „Unsere Geschichte", LINK.

Als erste Kommune in Deutschland beschloss der Rat der Stadt Köln 2020, das N-Wort zu ächten und in der Verwaltung zu meiden. Es folgten ähnliche Beschlüsse in weiteren Städten (zum Beispiel KasselMünchen und Aachen) sowie Ächtungen des M-Wortsstellvertretende Umschreibung für den kolonial-rassistischen Begriff, um diesen nicht zu reproduzieren (Mehr dazu) (erstmals in Kassel).