Politische Einstellungen postsowjetischer Migranten

Personen mit postsowjetischer Einwanderungsgeschichte haben traditionell überproportional oft CDU/CSU gewählt. Die Hinwendung nimmt seit ein paar Jahren ab - vor allem zu Gunsten der AfD.

Personen mit postsowjetischem Hintergrund haben traditionell überproportional die CDU/CSU gewählt, was mit deren Politik für die Spätaussiedler zusammenhing. Die Hinwendung nimmt seit ein paar Jahren ab, vor allem zu Gunsten der AfD.QuelleWüst (2022): "Politische Präferenzen von Menschen mit Migrationshintergrund", LINK; Jacobsen und Kroh (2021): DIW Wochenbericht 28/2021, "Eingewanderte bauen nur schrittweise Bindungen an Parteien in Deutschland auf", LINK;

Eine Befragung des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) 2024 zeigt: Postsowjetische Migrant*innen können sich am ehesten vorstellen CDU oder SPD zu wählen. Die Zustimmung zur SPD ist im Vergleich zu anderen Wählergruppen jedoch niedrig, ebenso die zu den Grünen, der Linken und zur FDP.  Die Wahrscheinlichkeit AfD zu wählen, ist bei postsowjetischen Migrant*innen am höchsten. Gleichzeitig haben alle anderen Parteien ein höheres Wählerpotenzial in der Gruppe.Quelle DeZIM (2024): Vernachlässigtes Wähler*innenpotenzial? Über politische Problemwahrnehmungen, Alltagssorgen und Parteipräferenzen von Menschen mit Migrationshintergrund. S. 5, LINK.

Der Erfolg der AfD in der Gruppe liegt Forscher*innenvgl. Panagiotidis, Jannis (2021): Postsowjetische Migration in Deutschland. Expertise für den MDI, S. 13f., LINK zufolge unter anderem daran, dass sich die AfD im Gegensatz zu anderen Parteien früh um postsowjetische Wahler*innen bemüht habe. Zudem würden postsowjetische Migrant*innen mit anderen Einwanderungsgruppen um ihre Position in der Gesellschaft konkurrieren und so einwanderungskritische Parteien wählen.QuelleDeZIM (2024): Vernachlässigtes Wähler*innenpotenzial? Über politische Problemwahrnehmungen, Alltagssorgen und Parteipräferenzen von Menschen mit Migrationshintergrund. S. 5, LINK; Panagiotidis, Jannis (2021): Postsowjetische Migration in Deutschland. Expertise für den MDI, S. 13f., LINK; Wüst, A. (2022): Politische Präferenzen von Menschen mit Migrationshintergrund. Bpb-Artikel, LINK.
Weitere Studien zeigen:

  • Ein Report des Zentrums für Osteuropa- und Internationale Studien (ZOiS) belegt die Tendenz von Menschen mit russischer Einwanderungsgeschichte, vermehrt die AfD zu wählen. Auch die Zustimmung zum Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ist vergleichsweise hoch. Die Ergebnisse zeigen zudem: Die jüngere Generation (18 bis 34 Jahre) beteiligt sich seltener an Wahlen als ihre Eltern. Quelle ZOiS (2024): Mit Russlandhintergrund in Deutschland: Ansichten zu Politik, Gesellschaft und Geschichte. ZOiS-Report 5/24. S. 9f., 12, LINK.
  • Laut einer Studie von 2023 spielt die wirtschaftliche Lage eine wichtige Rolle für die Parteipräferenz: Je besser postsowjetische Wahlberechtigte sich wirtschaftlich und sozial integriert fühlen, desto seltener wählen sie die AfD. Auch die Positionen zur Einwanderungspolitik spielen für sie eine große Rolle.Quelle Spies et al. (2023): Why do immigrants support an anti-immigrant party? Russian-Germans and the Alternative for Germany. S. 288ff., LINK; Wüst, A. (2022): Politische Präferenzen von Menschen mit Migrationshintergrund. bpb-Artikel, LINK.
  • Außerdem sind einer 2022 vom Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) veröffentlichten Studie zufolge höhere Zustimmungswerte für die AfD unter den russlanddeutschen (Spät-)Aussiedler*innen wahrscheinlicher, wenn ihr Vertrauen in deutsche Medien gering ist. Zudem bietet die AfD als einzige Partei in Deutschland ihr Grundsatzprogramm in russischer Sprache an. Laut der Studie würden andere Faktoren wie Bildung, Einkommen und Geschlecht hingegen keine Rolle in der Wahlabsicht für die AfD spielen.QuelleSVR (2022): Integration gelungen? Lebenswelten und gesellschaftliche Teilhabe von (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedlern, S. 82, 84, LINK.