Wie viele Musliminnen tragen ein Kopftuch?

Die meisten Musliminnen in Deutschland tragen kein Kopftuch. Dennoch gilt es oft als Symbol für den Islam. Unter Musliminnen gibt es unterschiedliche Ansichten darüber, ob das Kopftuch nötig ist, um den Glauben auszuüben.

Studien zeigen, dass die meisten Musliminnen in Deutschland kein Kopftuch tragen:

  • 30 Prozent der muslimischen Frauen in Deutschland tragen ein Kopftuch, eine Mehrheit von 70 Prozent trägt kein Kopftuch. Zu diesem Ergebnis kam die Untersuchung "Muslimisches Leben in Deutschland", die 2021 veröffentlicht wurde.QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland, Studie im Auftrag der Deutschen Islam Konferenz", S. 117, LINK
  • In einer vertiefenden Umfrage gaben 62 Prozent der Musliminnen über 16 Jahren an, nie ein Kopftuch zu tragen. 34 Prozent gaben an, immer ein Kopftuch zu tragen. Vier Prozent antworteten, sie trügen es "manchmal" oder "meistens".QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland, Studie im Auftrag der Deutschen Islam Konferenz", S. 119, LINK
  • Bei türkeistämmigen muslimischen Frauen tragen laut einer repräsentative Befragung der Universität Münster 2016 rund 31 Prozent ein Kopftuch.QuellePollack; Müller; Rosta; Dieser, Anna (2016): "Integration und Religion aus der Sicht von Türkeistämmigen in Deutschland", S. 16, LINK

Wovon hängt ab, ob sich Frauen für ein Kopftuch entscheiden?

  • Persönlicher Glaube:Wichtigster Faktor ist laut der Studie "Muslimisches Leben in Deutschland" von 2021 der persönliche Glaube. 88,6 Prozent der Frauen, die ein Kopftuch tragen, betrachteten dies als ihre religiöse Pflicht. Erwartungen von anderen wurden nur selten als Motiv genannt (4,4 bis 4,6 Prozent). Mehrfachnennungen waren möglich. Von den stark gläubigen Musliminnen tragen rund 61 Prozent immer ein Kopftuch, rund 6 Prozent meistens oder manchmal. Rund ein Drittel der stark Gläubigen trägt nie ein Kopftuch in der Öffentlichkeit.QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland", S. 120f., LINK; in einer jüngeren Studie (qualitativ) waren auch unter jungen türkeistämmigen Frauen, die Kopftuch tragen, religiöse Gründe ausschlaggebend: Barth et al. (2024): "On the Psychodynamics of Wearing a Headscarf Among Young Muslim Women Living in Germany", S. 1628, LINK
  • Alter und Migrationsgeschichte: Ältere Frauen tragen häufiger ein Kopftuch als jüngere Frauen und im Ausland geborene muslimische Frauen häufiger als muslimische Frauen, die in Deutschland geboren sind.QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland", S. 117f. und 119, LINK; Pollack; Müller; Rosta; Dieser (2016): "Integration und Religion aus der Sicht von Türkeistämmigen in Deutschland", S. 16, LINK
  • Herkunftsland: Muslimische Frauen, die selbst oder deren Eltern aus Nordafrika, dem Nahen und Mittleren Osten sowie der Türkei stammen, tragen häufiger ein Kopftuch als Frauen, die familiäre Bezüge nach Südosteuropa haben.QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland", S. 118 und 120, LINK
  • Konfession:Rund jede dritte sunnitische und schiitische Frau trägt ein Kopftuch. Bei der Minderheit der Ahmadiyya sind es über die Hälfte (58,9 Prozent). Im Alevitentum ist es eher unüblich, ein Kopftuch zu tragen, lediglich rund fünf Prozent der befragten Alevitinnen gaben an, ein Kopftuch zu tragen.QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland", S. 119, LINK

Die Studie zeigt auch, warum sich Frauen gegen ein Kopftuch entscheiden: 77 Prozent der befragten Frauen gaben an, dass sie das Kopftuch nicht als relevant für das Ausüben ihres Glaubens erachten. Als weitere Gründe haben Frauen, die manchmal oder nie ein Kopftuch tragen, die Angst vor Benachteiligung in der Schule, der Ausbildung oder am Arbeitsplatz genannt (35 Prozent). Befürchtungen vor Belästigung und Beschimpfungen wurden von 13 Prozent der Frauen als Grund gegen ein Kopftuch angegeben.QuelleBAMF (2021): "Muslimisches Leben in Deutschland", S. 122, LINK

Neben dem Kopftuch oder Hijab gibt es andere Schleier und Gewänder im Islam: Die Burka ist ein weites Gewand, das Gesicht und Körper vollständig bedeckt. Zum Sehen gibt es ein feinmaschiges Gitter. Sie ist vor allem in Afghanistan und Pakistan verbreitet. Der arabische Niqab ist ein Gesichtsschleier, der mit einem langen Gewand und einem Kopftuch kombiniert wird. Er lässt einen kleinen Sehschlitz frei. Der Tschador ist ein schwarzer bodenlanger Umhang, der vor allem im Iran getragen wird. Er umhüllt Kopf und Körper, das Gesicht ist frei. Der Chimar ist ein Schleier bis zur Taille, der in verschiedenen Farben getragen wird.QuelleNdM-Glossar (2020): "Musliminnen und Muslime", LINK; Sueddeutsche (2023): "Hidschab, Turban und andere Kopftücher", LINK