Imamausbildung in Deutschland

In Deutschland arbeiten bis zu 2.500 Imame. Die meisten wurden im Ausland ausgebildet. Mittlerweile gibt es in Deutschland mehrere Ausbildungsangebote.

Die meisten Imame werden im Ausland ausgebildet

In Deutschland arbeiten schätzungsweise 2.000 bis zu 2.500 Imame. Einer Untersuchung der Konrad-Adenauer-Stiftung zufolge wurden rund 90 Prozent der Imame im Ausland ausgebildet. Die türkische Religionsbehörde DiyanetDie Diyanet ist die türkische Religionsbehörde und entsendet u.a. Imame nach Deutschland. entsendet etwa Imame im Rotationssystem nach Deutschland.QuelleAIWG (2019): "Imamausbildung in Deutschland. Perspektiven aus Gemeinden und Theologie", S. 10, LINK; BAMF (2012): "Islamisches Gemeindeleben in Deutschland", S.244ff., LINK; KAS (2019): „Imame – Made in Europe? Ausbildung und Beschäftigung von islamischen Geistlichen in Deutschland und Frankreich“, S. 3, LINK

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Das steht immer wieder in der Kritik. Fachleute befürchten, dass andere Staaten dadurch Einfluss auf deutsche Moscheegemeinden oder Verbände nehmen könnten. Zudem sei zu bedenken, dass einige Imame ausschließlich in ihrer Muttersprache predigen und nur schlecht mit deutschsprachigen Moscheebesucher*innen, insbesondere jüngeren Muslim*innen, kommunizieren können.QuelleZur finanziellen Unterstützung der Ditib durch die Diyanet: FES (2018): "Finanizerung muslimischer Organisationen in Deutschland, Finanzierung religiöser und sozialer Dienste der DITIB", S.34-39, LINK; die Einflussnahme durch die Ditib ist immer wieder Gegenstand im Bundestag: Deutscher Bundestag (2020):"Drucksache 19/25656", LINK; ferner: Deutsche Welle (2019): "Imame made in Germany", LINK; AIWG (2019): "Imamausbildung in Deutschland. Perspektiven aus Gemeinden und Theologie", S.17-18, LINK

Welche Ausbildungsprogramme gibt es in Deutschland?

Mehrere islamische Dachverbände bilden in Deutschland eigenes religiöses Personal aus, unterrichtet wird größtenteils in anderen Sprachen. Der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) etwa bietet ein vierjähriges Ausbildungsprogramm in Köln an, unterrichtet wird in arabischer und türkischer Sprache. Eine Übersicht zu den Ausbildungsangeboten der islamischen Gemeinden bietet die Deutsche Islam Konferenz (DIK) und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).QuelleBAMF (2020): „Bestandserhebung zur Ausbildung religiösen Personals islamischer Gemeinden“, S. 12, LINK; siehe dazu auch KAS (2018): „Islam als Beruf. Beschäftigungsperspektiven für Absolventen der Studiengänge ‚Islamische Theologie‘ in Deutschland“, S. 7, LINK

Anfang 2020 eröffnete die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (Ditib) ein eigenes Kolleg zur Ausbildung von Imamen in Dahlem (Eifel). Absolvent*innen eines islamisch-theologischen Studiums können hier eine zweijährige, praktische Ausbildung machen, die sie auf die Gemeindearbeit vorbereitet. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CDU) begrüßte das Programm.QuelleDITIB-Kolleg: ZDF (2020): "Neues Ausbildungszentrum - Ditib-Imame aus der Eifel", LINK; Bundesministerium des Inneren (2020): “Bundesinnenminister Seehofer zieht positive Zwischenbilanz: ‚Deutsche Islam Konferenz trägt dazu bei, dass mehr Angebote der Imamausbildung in Deutschland und in deutscher Sprache geschaffen werden“, LINK; Vgl. NDR Kultur (2019): „Die Imamausbildung der DITIB ist keine Lösung“, LINK; Deutschlandfunk Kultur (2019): „Imame sollen in Deutschland und auf Deutsch ausgebildet werden“, LINK; Die ZEIT (2020): „Die zukünftigen Imame werden indoktriniert“, LINK

Im Juni 2021 startet die erste verbandsübergreifende, deutschsprachige Imamausbildung am "Islamkolleg Deutschland" in Osnabrück. Das Kolleg ist Teil eines Modellprojektsder Universität Osnabrück in Kooperation mit mehreren islamischen OrganisationenDazu gehören das Bündnis Malikitischer Gemeinden, die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland, der Zentralrat der Marokkaner in Deutschland, der Zentralrat der Muslime in Deutschland sowie Muslime in Niedersachsen.. Neben Gemeindepädagogik und Seelsorge sollen hier auch Soziale Arbeit und Politische Bildung Teil der Ausbildung sein. Voraussetzung ist ein Bachelorabschluss in Islamischer Theologie oder einem verwandten Studienfach. In einer ersten Phase finanzieren das Land Niedersachsen sowie das Bundesinnenministerium das Projekt. Das sehen einige größere islamische Verbände, die nicht am Projekt beteiligt sind, kritisch. Sie befürchten, dass dort eine Art "Staatsislam" vermittelt wird.QuelleDIK (2020): "Bestandserhebung zur Ausbildung religiösen Personals islamischer Gemeinden", LINK; Islamkolleg: Deutschlandfunk Kultur (2020): "Von Modellprojekt an Uni Osnabrück Imam-Ausbildung in Niedersachsen", LINK; Islamkolleg Deutschland e.V. (2020); Rede des Bundesinnenministers zur Ausbildung religiösen Personals islamischer Gemeinden auf der Deutschen Islam Konferenz, 2020, LINK; IslamiQ (2019): "Muslime kritisieren geplantes 'Islamkolleg'", LINK

Was macht ein Imam?
Imame leiten die Pflichtgebete und das Freitagsgebet in islamischen Gemeinden an. Weitere Aufgaben sind die praktische Gemeindearbeit wie Seelsorge oder religiöser Unterricht. Ein Imam ist kein geweihter Amtsträger wie etwa ein Priester. In kleineren Gemeinden übernehmen oft Freiwillige die Aufgaben. In größeren Gemeinden arbeitet meistens ein professioneller Imam, der eine Ausbildung absolviert hat und fest angestellt ist.
Wer kann Imam werden?
Welche Voraussetzung man als Imam braucht, bestimmen in Deutschland die Gemeinden, zum Beispiel ein abgeschlossenes Studium der islamischen Theologie und eine praktische Ausbildung. Die Ausbildung zum Imam ist aber nicht zwingend eine akademische, sie unterscheidet sich je nach Land und Ausbildungsprogramm.

Gibt es Imaminnen?
Frauen können als Imamin arbeiten, es gibt jedoch wenige praktizierende Imaminnen in Deutschland. Die Ditib etwa beschäftigt Imaminnen, sie predigen jedoch nicht und sind eher auf die Gemeindearbeit mit Frauen fokussiert. In einigen wenigen liberalen Gemeinden leiten auch Frauen die Gebete an, in Deutschland etwa Seyran Ateş. Es handelt sich aber um Ausnahmen.Quellesiehe AIWG (2019): "Imamausbildung in Deutschland. Perspektiven aus Gemeinden und Theologie", S.8, LINK; Heinrich-Böll-Stiftung (2007): "Mehr als Vorbeter: Zur Herkunft und Rolle von Imamen in Moscheevereinen", LINK; Die Zeit (2017): "Wir Imaminnen folgen dem Propheten Mohammed", LINK; Deutsche Welle (2008): "Der Ruf der Muezzinin: Weibliche Imame in Deutschland", LINK; Deutsche Welle (2006): "Frauen predigen den Islam", LINK; FAZ (2018): "Gegen Kinderkopftuch, für Vielfalt", LINK; Encyclopedia of Islam (2020): "Lemma Imam", LINK