Hochschule
Viele Menschen kommen zum Studieren nach Deutschland, doppelt so viele wie vor 20 Jahren. Aus welchen Ländern kommen sie? Wie viele bleiben nach ihrem Studium in Deutschland? Und wie groß ist der Anteil von Studierenden mit Migrationshintergrund an deutschen Hochschulen? Ein Überblick über die wichtigsten Zahlen und Fakten.
Wie viele Ausländer*innen studieren in Deutschland?
Im Wintersemester 2023/24 waren in Deutschland rund 469.000 ausländische Studierende eingeschrieben. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das ein Anstieg um 2,4 Prozent (2022/23: 458.000). Im Wintersemester 2022/23 hatten 367.000 ihre Hochschulzugangsberechtigung im Ausland erworben ("Bildungsausländer*innen"). Das waren etwa dreizehn Prozent aller Studierenden. Quelle
Im Semester (2022/23) studierten etwa 90.600 "Bildungsinländer*innen" an deutschen Hochschulen. "Bildungsinländer*innen" bedeutet: Sie haben nicht die deutsche Staatsbürgerschaft, haben aber hier ihr Abitur oder Fachabitur gemacht.Quelle
In vielen Statistiken werden "Bildungsausländer*innen"als "internationale Studierende" bezeichnet. Teilweise zählen dazu auch deutsche Studierende, die ihren Abschluss im Ausland erworben haben.
Fast die Hälfte aller ausländischen Studieren kam aus Asien (rund 47 Prozent der "Bildungsausländer"). Die meisten von ihnen aus:
- Indien (42.600)
- China (38.700)
- Syrien (15.500).
Rund ein Fünftel der ca. 367.000 Studierenden aus dem Ausland waren im Wintersemester 2022/2023 EU-Bürger*innen. Die größten Gruppen davon kamen aus Österreich (14.800), Italien (10.200) und Frankreich (7.000).
Aus afrikanischen Ländern kamen rund zwölf Prozent aller Studierenden aus dem Ausland. Stark vertreten waren Studierende aus:
- Ägypten (7.800)
- Kamerun (7.300)
- Marokko (7.000).
- Quelle
Wie viele Studierende haben einen Migrationshintergrund?
In den Statistiken finden sich unterschiedliche Angaben dazu, wie groß der Anteil der Studierenden mit Migrationshintergrund ist, nämlich zwischen 17 und 20 Prozent. Das liegt einerseits an unterschiedlichen Zählweisen und andererseits daran, dass Hochschulen diese Angabe nicht erheben.Quelle
Die verlässlichsten Angaben kommen aus Befragungen von Studierenden. Demnach hatte im Jahr 2016 jeder fünfte Student in Deutschland einen Migrationshintergrund (20 Prozent). Die meisten von ihnen sind Deutsche mit Migrationshintergrund (69 Prozent), einige Doppelstaater (12 Prozent) sowie einige "Bildungsinländer" (19 Prozent). Letztere sind in Deutschland zur Schule gegangen, haben aber nicht die deutsche Staatsbürgerschaft. Eine neue Studierendenbefragung wurde im Sommersemester 2021 durchgeführt, die Veröffentlichung der Daten steht aus.Quelle
Woher kommen die Familien von Studierenden mit Migrationshintergrund?
Die meisten Studierenden mit Migrationshintergrund stammen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion und aus Polen. Ein großer Teil von ihnen sind Eingebürgerte oder Kinder von Spätaussiedlern. Viele andere sind Kinder von "Gastarbeitern" aus der Türkei, Italien oder Griechenland.Quelle
Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungserfolg
Je nach Herkunft sind die Chancen auf ein Studium unterschiedlich gut. Menschen mit Migrationshintergrund sind an Hochschulen immer noch unterrepräsentiert: Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Studierenden ist geringer als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung in ihrer Altersgruppe. Im Jahr 2020 hatten rund 30,8 Prozent der Studierenden an Fachhochschulen und Universitäten Migrationshintergrund, in der Gesamtbevölkerung zwischen 15 und 25 Jahren waren es rund 35 Prozent. Langfristig gesehen gibt es aber Verbesserungen: 2005 lag der Anteil der Studierenden mit Migrationshintergrund noch bei 15 Prozent.Quelle
Vor dem Studium
Ein Grund für die geringere Beteiligung am Studium ist, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund seltener Abitur oder Fachabitur machen als ihre Altersgenossen ohne Migrationshintergrund (17 Prozent im Vergleich zu rund 23 Prozent). Allerdings gilt auch: Wenn sie das Abitur oder Fachabitur schaffen, neigen sie häufiger dazu, ein Studium zu beginnen als Abiturienten ohne Migrationshintergrund (81 Prozent im Vergleich zu 78 Prozent).Quelle
Häufig hängt es von der sozialen Herkunft ab, ob sich jemand für ein Studium entscheidet. Von 100 Kindern aus Akademikerfamilien gehen 79 an eine Hochschule, aus Nicht-Akademikerfamilien sind es hingegen nur 27. Diese soziale "Verengung" wird häufig auch als "Bildungstrichter" bezeichnet. Für Studierende mit Migrationshintergrund liegen bislang noch keine vergleichbaren Zahlen vor. Fest steht aber: Bei ihnen gibt es mehr Familien, in denen noch kein Elternteil studiert hat. Das senkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie selbst eine Hochschule besuchen.Quelle
Während des Studiums
Studierende ohne deutsche Staatsbürgerschaft brechen ihr Studium häufiger ab als diejenigen mit deutschem Pass: 2016 waren es 46 Prozent, die ihr Bachelorstudium vorzeitig abbrachen – im Vergleich zu 28 Prozent bei deutschen Studierenden. Als einen wichtigen Grund sehen Experten die soziale Herkunft – und damit verbundene Finanzierungsprobleme im Studium – sowie den schulischen Werdegang.Quelle
Wie viele ausländische Studierende bleiben nach dem Studium in Deutschland?
Nach dem Studium können ausländische Studierende für 18 Monate eine Aufenthaltserlaubnis erhalten, um in Deutschland eine Arbeit zu suchen. Voraussetzung ist, dass sie ihr Studium erfolgreich abgeschlossen haben.
2022 erhielten rund 6.000 ausländische Absolvent*innen deutscher Hochschulen einen solchen Aufenthaltstitel zur Arbeitsplatzsuche. Insgesamt hielten sich rund 10.000 ehemalige internationale Studierende zum Stichtag 31. Dezember 2022 zur Arbeitssuche in Deutschland auf. Laut einer aktuellen Auswertung des Statistischen Bundesamts lebten fünf Jahre nach Studienabschluss noch 55 Prozent der ehemaligen internationalen Studierenden in Deutschland. Zehn Jahre später waren es noch 46 Prozent. Knapp ein Viertel der ursprünglich rund 220.000 internationalen Studierenden hatte nach zehn Jahren ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht, entweder durch eine Niederlassungserlaubnis (14 Prozent) oder durch Einbürgerung (10,8 Prozent).Quelle
Mit der Frage, wie viele Studierende tatsächlich nach dem Abschluss in Deutschland bleiben, setzten sich einige ältere Untersuchungen auseinander – mit unterschiedlichen Ergebnissen. Je nach Studie werden die Bleibequoten unterschiedlich berechnet und verschiedene Datenquellen genutzt.Quelle
Einer nicht-repräsentative Studie des SVR-Forschungsbereichs von 2017 zufolge planten 70 Prozent der befragten internationalen Studierenden, nach dem Studium in Deutschland zu bleiben. Rund 63 Prozent der Befragten, die nach dem Studium in Deutschland blieben, hatten 18 Monate nach ihrem Abschluss eine Beschäftigung gefunden. Die Mehrheit von ihnen hatte zuvor englischsprachige Studiengänge, vor allem MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) studiert. Entscheidend für einen erfolgreichen Berufseinstieg sind laut SVR vor allem längere Praxiserfahrungen in Unternehmen. Bei der Arbeitsplatzsuche stehen ausländische Studierende vor mehreren Hürden: Dazu gehören etwa fehlende Sprachkenntnisse oder Kenntnisse über den Arbeitsmarkt sowie Vorbehalte von Unternehmen.Quelle
Flüchtlinge an Hochschulen
Mehr als 3.700 "Studierende mit Fluchthintergrund" haben sich laut einer Umfrage im Wintersemester 2018/2019 neu an deutschen Hochschulen immatrikuliert. Seit 2015 sind über 10.000 Geflüchtete neu hinzugekommen. Knapp 5.200 absolvierten im vergangenen Semester studienvorbereitende Maßnahmen. Über 27.000 nahmen an einer Studienberatung teil.
Flüchtlinge gelten für deutsche Hochschulen als ausländische Studienbewerber. Wie diese müssen sie eine Hochschulzugangsberechtigung und ausreichende Deutschkenntnisse vorweisen. Um sich einzuschreiben, ist kein bestimmter Aufenthaltsstatus erforderlich. Laut einer Studie der Universität Hildesheim stehen Geflüchtete jedoch vor besonderen Schwierigkeiten, wenn ihr Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist oder sie geduldet werden: Die Wohnsitzauflage für Asylbewerber und Geduldete schränkt die Wahl des Studienorts ein. Zudem sind sie in den ersten 15 Monaten in Deutschland nicht gesetzlich krankenversichert, die Hochschulen verlangen jedoch den Nachweis einer Krankenversicherung.
Zeugnisse, die belegen, dass sie die Hochschulzugangsberechtigung in ihrem Herkunftsland bereits erworben haben, können Flüchtlinge häufig nicht vorlegen. Für diesen Fall hat sich die Kultusministerkonferenz im Dezember 2015 auf ein dreistufiges Verfahren zu Anerkennung geeinigt. Wie dieses in der Praxis umgesetzt wird, bestimmen die Bundesländer selbst.
Ausländische Wissenschaftler*innen an Hochschulen
2020 waren 55.000 Wissenschaftler*innen mit ausländischer Staatsangehörigkeit an deutschen Hochschulen tätig. Darunter waren rund 3.600 Professor*innen. Der Anteil der ausländischen Angestellten am gesamten Wissenschaftspersonal lag bei etwa 13,3 Prozent. Das geht aus einer Auswertung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und des Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) hervor. Die meisten Wissenschaftler*innen mit ausländischem Pass kamen aus
- Italien (4.000),
- Indien (3.900),
- China (3.700) und
- Österreich (2.900).Quelle
Exkurs: Wie viele Deutsche studieren im Ausland?
2019 studierten laut einer Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes etwa 138.000 Studierende aus Deutschland im Ausland. Das sind knapp dreimal so viele wie vor zwanzig Jahren. Die überwiegende Mehrheit war in anderen westeuropäischen Ländern eingeschrieben, vor allem in Österreich, den Niederlanden sowie Großbritannien. Außerhalb Europas waren die USA, China, Australien und Kanada als Zielländer für ein Auslandsstudium beliebt.Quelle
Hinzu kommen Studierende, die vorübergehend ins Ausland gehen. Zu ihnen gibt es aber keine amtliche Statistik. Die liegt nur zu ERASMUS-Aufenthalten vor, die etwa ein Drittel der kurzfristigen Aufenthalte ausmachen. 2019 gingen rund 42.300 Studierende aus Deutschland für einen Erasmus-Aufenthalt ins Ausland, 2020 rund 40.900. Die beliebtesten Länder unter ERASMUS-Studierenden waren Spanien, Frankreich und Großbritannien.Quelle
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