Wie viele Auszubildende haben einen Migrationshintergrund?

Mehr als ein Drittel der Bewerber für Ausbildungsplätze hat einen Migrationshintergrund. Ihr Anteil unter den Bewerbern steigt seit Jahren.

2023 haben rund 479.900 Menschen in Deutschland einen Ausbildungsvertrag unterschrieben. Nach dem niedrigen Wert im Corona-Jahr 2020 ist die Zahl der Auszubildenden deutlich gestiegen, liegt aber noch etwas unter dem Vor-Corona-Niveau.QuelleStatistisches Bundesamt (2024): Pressemitteilung Nr. 151 vom 12. April 2024, LINK; Statistisches Bundesamt (2022): Pressemitteilung Nr. 165 vom 13. April 2022, LINK.

Wie viele der Auszubildenden einen Migrationshintergrund haben, wird nicht erfasst. Es gibt nur Zahlen zu den Bewerber*innen und "Neu-Auszubildenden". Die Zahlen beziehen sich nur auf Personen, die sich über die Bundesagentur für Arbeit für eine Ausbildung bewerben. Wie viele sich direkt bei Betrieben bewerben, ist nicht bekannt.QuelleBundesinstitut für Berufsbildung (2024): "Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2024", S. 103, Fußnote 79, LINK.

39 Prozent der Jugendlichen, die sich 2021 für eine Ausbildung beworben haben, hatten einen MigrationshintergrundDas BIBB hat eine eigene (indirekte) Definition für Migrationshintergrund: "Bewerber/-innen, die in Deutschland geboren wurden und ausschließlich über die deutsche Staatsangehörigkeit verfügen sowie ausschließlich Deutsch als Muttersprache erlernt
haben, gelten als Personen ohne Migrationshintergrund. Bei allen anderen wird ein Migrationshintergrund angenommen." Es gilt die Selbstauskunft der Befragten. Quelle
. Aktuellere Zahlen gibt es bislang nicht, da das BA/BIBB die entsprechende Befragung nur alle drei Jahre durchführt. Neue Zahlen dazu werden 2025 veröffentlicht. Quelle BIBB (2024): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2023. S. 207, Fußnote 193, LINK.

Insgesamt ist der Anteil an Bewerber*innen mit Migrationshintergrund unter allen Ausbildungsbewerber*innen in den vergangenen Jahren gestiegen: 2016 lag der Anteil noch bei 29 Prozent, 2021 waren es bereits 39 Prozent. Eine Untergruppe davon sind die Bewerber*innen "mit FluchthintergrundUnter "Fluchthintergrund" fasst das BIBB alle Menschen mit einer Staatsbürgerschaft aus den häufigsten acht nicht-europäischen Asylstaaten: Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien": Ihr Anteil an allen Bewerber*innen lag 2021 bei 7 Prozent.

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Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit
Die Ausbildungsmarktstatistik erfasst alle Menschen, die sich über die Bundesagentur für Arbeit für eine Ausbildungsstelle bewerben. Sie erhält jedoch nur Angaben zur Staatsbürgerschaft der Bewerberinnen und Bewerber – nicht aber zum Migrationshintergrund.QuellenBundesagentur für Arbeit: Ausbildungsmarkt kompakt, Link zur Übersicht; Bundesinstitut für Berufsbildung (2019): "Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2019", Seite 217, Link

BA/BIBB-Bewerberbefragung
Detailliertere Informationen bietet die "Bewerberbefragung" des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Alle zwei Jahre zieht das Institut dafür eine Stichprobe aller Ausbildungs-Bewerberinnen und -Bewerber. Am Ende des Vermittlungsjahres wird erhoben, wie erfolgreich sie bei der Ausbildungssuche waren. Bei dieser Befragung wird auch der Migrationshintergrund erfasst – wobei die DefinitionDas BIBB bezieht die Muttersprache mit ein. Es definiert den Migrationshintergrund so: "Wenn ein Bewerber bzw. eine Bewerberin im Ausland geboren ist oder über eine ausländische Staatsangehörigkeit verfügt oder eine ausländische Sprache als Muttersprache erlernt hat, wird von einem Migrationshintergrund ausgegangen. Trifft dagegen keines dieser Merkmale zu, wird angenommen, dass es sich um eine Person ohne Migrationshintergrund handelt." Quelle teilweise von der des Statistischen BundesamtesDemnach hat eine Person einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren ist. Quelle abweicht. In der Stichprobe enthalten sind auch Geflüchtete, die sich um eine Ausbildung beworben haben. 2018 wurde diese Gruppe erstmals gesondert befragt, in der "BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie". Die Ergebnisse der Befragungen werden im Datenreport zum Berufsbildungsbericht veröffentlicht. QuelleBundesinstitut für Berufsbildung (2019): "Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2019", Seite 217

Mikrozensus
Auch aus dem Mikrozensus wurden bislang Zahlen zur Ausbildung abgeleitet – unter anderem die "AusbildungsanfängerquoteDie Zahl derer, die eine duale Berufsausbildung beginnen, pro Altersjahrgang im Verhältnis zur Wohnbevölkerung im jeweiligen Alter" und die "AusbildungsabsolventenquoteDie Zahl der Absolventen einer dualen Berufsausbildung pro Altersjahrgang im Verhältnis zur Wohnbevölkerung im jeweiligen Alter". Für die Jahre nach dem Flüchtlingssommer" 2015 sind diese Zahlen jedoch nur wenig aussagekräftig. Der Grund: Seit 2015 sind viele Geflüchtete nach Deutschland zugewandert, von denen nur wenige kurzfristig einen Ausbildungsplatz gefunden haben. Das führte dazu, dass die "Ausbildungsabsolventenquote" deutlich gesunken ist. Die niedrigere Quote bedeutet aber nicht, dass sich die Bedingungen am Ausbildungsmarkt verschlechtert haben, sondern lediglich, dass sich die Altersgruppe anders zusammensetzt. Inzwischen ist der Effekt schwächer und die Quote wieder etwas aussagekräftiger QuelleBundesinstitut für Berufsbildung (2019): "Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2019", Seite 190