Wie beliebt ist Deutschland bei ausländischen Fachkräften?

Im Vergleich zu anderen großen Industriestaaten ist Deutschland nur mäßig attraktiv für internationale Fachkräfte. Die Gründe: lange Wartezeiten bei den Visa-Stellen der deutschen Botschaften, Rassismus und Sprachbarrieren.

Deutschland ist im Vergleich zu anderen großen Industriestaaten mittelmäßig attraktiv für Fachkräfte. So liegt es im aktuellen OECD-Ranking für "Fachkräfte-Attraktivität" auf Platz 15 von 38, hinter Ländern wie Kanada, den USA, Großbritannien oder Schweden. Sehr beliebt ist es bei Studierenden. QuelleOECD (2023): Talent attractiveness 2023, Link sowie "Migration Policy Debates" (März 2023), Seite 1

Potentielle Fachkräfte sind sehr interessiert an einem Job in Deutschland - entscheiden sich aber oft für andere Länder. Die Gründe hat die OECD in einer großen Umfrage unter 30.000 potentiellen Migrant*innen im Ausland abgefragt. Ergebnis: Nur 5 Prozent arbeiteten drei Jahre später in Deutschland. Die größten Probleme: die deutschen Visa-Stellen im Ausland. Befragte berichten von teilweise monatelangen Wartezeiten, während andere Länder teilweise schon nach einer Woche eine Visa-Entscheidung anbieten können.QuelleOECD (2024):Wer will nach Deutschland und wer schafft es, Link

Ein weiteres Problem: Viele Fachkräfte, die in Deutschland arbeiten, berichten von Rassismus und Diskriminierung, laut OECD-Umfrage besonders bei der Wohnungssuche, in der Schule der Kinder oder auf der Straße. In einer Umfrage der IAB 2024 (Erhebungszeitraum: 2022) gaben 56 Prozent der FachkräfteIn der Befragung wurden nur Personen berücksichtigt, die einen Aufenthaltstitel nach Inkrafttreten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes (1. März 2020) erhalten haben. aus dem Ausland an, dass sie im Vorjahr in mindestens einem Lebensbereich Diskriminierung erfahren hatten. Besonders häufig passierte das bei der Wohnungssuche (40 Prozent), in der Öffentlichkeit (auf der Straße/in öffentlichen Verkehrsmitteln: 26 Prozent; in Geschäften/Restaurants: 23 Prozent) sowie bei der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz (22 Prozent).QuelleOECD (2024):Wer will nach Deutschland und wer schafft es, Link; IAB (2024): "Gute Arbeitsmarktintegration trotz bürokratischer Hürden und Diskriminierung", S. 6, Link

Steuervorteilefür neu zugewanderte ausländische Fach- oder Arbeitskräfte gibt es bislang nicht. Die Bundesregierung plant solche als Teil ihrer "Wachstumsinitiative". Europäische Beispiele für solche Steuervorteile gibt es etwa in den Niederlanden oder Portugal.QuelleWissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestags (2024): Steuervorteile für neu zugewanderte ausländische Fachkräfte, Seite 5

Online-Umfragen mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen

In einer Online-Umfrage (MethodikAn der nicht-repräsentativen Online-Umfrage beteiligten sich rund 12.000 Teilnehmer aus 173 Ländern. Damit Ergebnisse gewertet wurden, mussten mindestens 50 Teilnehmer aus einem Land antworten. Für Deutschland antworteten "rund 1.000 Personen", Link) unter mehr als 12.000 "Expats" landete Deutschland 2023 unter beliebten Zielen zum Arbeiten auf Platz 49 von 53 weltweit. Die Hauptgründe für die Unzufriedenheit vieler Expats: die fehlende Willkommenskultursowie fehlende Digitalisierung, Sprachbarrieren und Probleme bei der Wohnungssuche. Drei von zehn Expats finden, dass die deutsche Bevölkerung "nicht freundlich" zu ausländischen Arbeitskräften sei (weltweit: 18 Prozent). QuelleInternations (2024): Expat City Ranking 2023, Link

Online-UmfragenFür die nicht-repräsentative Online-Umfrage "Decoding global Talent" der Boston Consulting Group und des Personaldienstleisters Stepstone wurden nach Unternehmens-Angaben 150.000 Menschen weltweit befragt. 14.000 davon lebten in Deutschland. Link von Unternehmensberatungen messen eine höhere Beliebtheit. So lag Deutschland in einer Online-Umfrage u.a. von der Boston Consulting Group von 2024 auf Platz 5 hinter Australien, USA, Kanada und Großbritannien. QuelleStepstone, Boston Consulting Group (2024): Decoding Global Talent, Ergebnisse, Link