Rassismus bei der Ausbildungssuche

Menschen mit Migrationshintergrund müssen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz mehr Bewerbungen schreiben und erhalten öfter Absagen. Trotzdem steigt ihr Anteil unter den Auszubildenden.

Menschen mit Migrationshintergrund sind bei der Ausbildungssuche gegenüber Menschen ohne Migrationshintergrund oft benachteiligt. Das zeigen mehrere Studien:

- Studien zu Diskriminierungshäufigkeit/Bewerbungen? --> Schneider/Weinmann 2015

 

[Repräsentation von ausländischen Staatsangehörigen in Ausbildungen, ohne direkten Bezug zu Diskriminierung:]

Laut dem Bildungsbericht 2024 beginnen Jugendliche ohne deutsche Staatsangehörigkeit seltener eine berufliche oder schulische Ausbildung als Deutsche und sind mehr als doppelt so häufig im ÜbergangsbereichDer Übergangsbereich zählt zur beruflichen Bildung und umfasst berufsvorbereitende Maßnahmen wie das "Berufsvorbereitungsjahr" oder die "Einstiegsqualifizierung". Dadurch sollen die Chancen auf eine betriebliche oder schulische Ausbildung verbessert werden..QuelleAutor:innengruppe Bildungsberichterstattung (2024): "Bildung in Deutschland 2024", S. 179, LINK; Maier (2021): "Die drei Sektoren der beruflichen Bildung – Übergangssystem", LINKhttps://www.bpb.de/themen/arbeit/arbeitsmarktpolitik/332647/die-drei-sektoren-der-beruflichen-bildung-uebergangssystem/

 

Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung 2022 sind Benachteiligungen bei der Ausbildungssuche einerseits Folgen von bestehenden Benachteiligungen im Bildungssystem, können dadurch jedoch nicht vollständig erklärt werden. Die Autorinnen betonen, dass diese auf institutionelle Diskriminierung zurückgeführt werden können.QuelleKrug von Nidda & Söhn (2022): "Ausbildungschancen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund", Working Paper Forschungsförderung der Hans Böckler Stiftung, LINK

 

[Ausbildungsbranchen:]

In der dualen Ausbildung sind nichtdeutsche Staatsangehörige häufiger in Berufen vertreten, in denen es besonders großen Bedarf an Auszubildenden gibt, wie Reinigungsberufe, Hotel- und Gaststättenberufe oder Ernährungshandwerk. So sind 42 Prozent der Neuzugänge im Hotel- und Gastwerbe Jugendliche ohne deutsche Staatsbürgerschaft.QuelleAutor:innengruppe Bildungsberichterstattung (2024): "Bildung in Deutschland 2024", S. 179, LINK

 

[Geflüchtete in Ausbildung:]

Die Zahl an Geflüchteten, die als ausbildungssuchend gemeldet sind, steigt an: 2022 waren es 29.000 Personen, das entspricht rund sieben Prozent aller Bewerber*innen für Ausbildungsstellen. Der BA-BIBB-Bewerberbefragung von 2021 zufolge nahmen allerdings nur 36 Prozent der befragten Personen mit Fluchthintergrund und 42 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund eine Ausbildung oder ein Studium auf – im Vergleich zu 57 Prozent der Befragten ohne Migrations- oder Fluchtgeschichte. Das liege laut Bildungsbericht auch daran, dass Geflüchtete überdurchschnittlich stark auf strukturschwache Regionen verteilt wurden, was ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz verringert.QuelleAutor:innengruppe Bildungsberichterstattung (2024): "Bildung in Deutschland 2024", S. 179 f., LINK

[Nach der Ausbildung:]

Diskriminierung hört jedoch nicht nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung auf: Aus einer Dezim-Studie von 2022 geht hervor, dass kopftuchtragenden muslimischen Bewerberinnen bei Bewerbungsgesprächen für Ausbildungsberufe besonders häufig die Frage gestellt werde, ob sie bereit seien, ihr Kopftuch abzulegen.QuelleDeZIM Minutes (2022): "Kopftuch und Arbeit", LINK, S. 3

 

Weitere Studien:

 

- BIBB Berichte (Berufsbildungsbericht 2024; Kalinowski (2024): "Junge Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung", BIBB Discussion Paper)

- BA-BIBB-Bewerberbefragung (2021)

- Ausbildungsreport 2024

- Scherr / Reihnhardt / El-Mafaalani (2023): "Handbuch Diskriminierung"

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[ALT:]

Junge Menschen mit Migrationshintergrund haben schlechtere Chancen bei der Ausbildungssuche als Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund. Das zeigen mehrere Studien:

  • Aus einer Berechnung von 2018 geht hervor: Selbst bei ähnlichen schulischen Leistungen und vergleichbaren Interessen haben Jugendliche mit Migrationshintergrund schlechtere Aussichten auf einen Ausbildungsplatz. Das trifft vor allem auf Menschen mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund zu.QuelleUrsula Beicht/Günter Waiden (2018): "Übergang nicht studienberechtigter Schulabgänger/-innen mit Migrationshintergrund in vollqualifizierende Ausbildung", Seite 13; Bundesinstitut für Berufsbildung (2018): "Datenreport zum Bildungsbericht 2018", Seite 234 
  • Laut einer Studie von 2014 müssen Bewerberinnen und Bewerber mit deutschen Namen im Schnitt fünf Bewerbungen schreiben, um zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Bei Bewerberinnen und Bewerbern mit türkischen Namen waren es sieben Bewerbungen. Letztere erhalten außerdem häufiger Absagen.QuelleForschungsbereich beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (2014): "Diskriminierung am Ausbildungsmarkt", Seite 24
  • Aus dem Ausbildungsreport 2015 des Deutschen Gewerkschaftsbunds geht hervor: Rund 14 Prozent der Auszubildenden mit Migrationshintergrund empfanden es als schwer, einen Ausbildungsplatz zu finden. Bei Auszubildenden ohne Migrationshintergrund waren es neun Prozent. Rund zwölf Prozent der Auszubildenden mit Migrationshintergrund sagten, dass sie sich bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz wegen ihrer Herkunft oder Staatsangehörigkeit diskriminiert gefühlt haben.QuelleDeutscher Gewerkschaftsbund (2015): "Ausbildungsreport 2015", S. 55
  • Eine Befragung von Ausbildungsbetrieben aus dem Jahr 2015 zeigt, dass es in Unternehmen Vorbehalte gegenüber Auszubildenden mit Migrationshintergrund gibt. Von den Betrieben, die noch keine Azubis aus Einwandererfamilien hatten, befürchteten 38 Prozent Sprachbarrieren. Rund 15 Prozent hatten Sorge, dass "kulturelle Unterschiede" das Betriebsklima "belasten" könnten.QuelleBertelsmann Stiftung (2015): "Berufsausbildung junger Menschen mit Migrationshintergrund", Seite 9