Arbeitsmarkt
Ob eingewandert oder nicht – einen Beruf und eine Arbeit zu haben, ist eine wichtige Voraussetzung für die Teilhabe von Menschen an der Gesellschaft. Hier sind allerdings deutliche Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zu erkennen.
Wie viel Ausländer arbeiten in Deutschland?
Der Anteil ausländischer Beschäftigter steigt seit Jahren: 2023 lag er bei 15,3 Prozent und hat sich damit seit 2010 mehr als verdoppelt. Zum Vergleich: In der Bevölkerung lag der Anteil ausländischer Menschen 2022 laut Mikrozensus bei 14 Prozent. Es arbeiteten 2023 insgesamt 5,3 Millionen ausländische Beschäftigte in Deutschland in sozialversicherungspflichtigen Jobs (von insgesamt 34,7 Millionen Beschäftigten). Wenn man die geringfügig Beschäftigten mit einbezieht, liegt ihr Anteil etwas höher, bei 15,5 Prozent (von insgesamt 42,6 Millionen Beschäftigten).Quelle
Die meisten ausländischen Beschäftigten in Deutschland haben eine türkische Staatsbürgerschaft, gefolgt von den Beschäftigten aus Polen. Besonders stark stieg in den letzten Jahren die Zahl der Beschäftigten aus Rumänien und Bulgarien. Und die Nicht-EU-Staaten werden immer wichtiger, seit die Zuwanderung aus der EU zurückgeht (Stand: 2021).
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Staatsbürgerschaft, 2021
Quelle: Bundesagentur für Arbeit / Migrationsmonitor
Was sind die Gründe?
Ein Grund ist der demographische Wandel: Jedes Jahr gehen mehr Beschäftigte in den Ruhestand als neue nachkommen. Je größer die Engpässe in verschiedenen Branchen werden, desto wichtiger wird Zuwanderung von ausländischen Arbeitskräften. Einschätzungen von Expert*innen finden Sie hier in einem ausführlichen Artikel.Quelle
Angesichts dieses Rückgangs wächst die Bedeutung von Migration für die Wirtschaft. Aktuell wäre ein Wirtschaftswachstum ohne Zuwanderung kaum noch möglich. Das zeigen Zahlen der Bundesregierung: Demnach sind etwa Dreiviertel der Stellen, die zwischen 2010 und 2023 neu geschaffen wurden, mit ausländischen Arbeitskräften besetzt worden (71 Prozent). Diese seien "unverzichtbar" für "Wohlstand und Stabilität der sozialen Sicherungssysteme in Deutschland", so die Bundesregierung.Quelle
Aktuelle Zahlen zu ausländischen Beschäftigten in verschiedenen Branchen finden sich bei der Bundesagentur für Arbeit im Migrationsmonitor, der monatlich aktualisiert wird.
Wie viele Bürger aus anderen EU-Ländern arbeiten in Deutschland?
In Deutschland arbeiten rund 2,72 Millionen Staatsangehörige aus anderen EU-Ländern (Stand: Januar 2024). Die Beschäftigungsquote liegt bei rund 61,3 Prozent. In der Gesamtbevölkerung sind es 68,7 Prozent. Viel weniger sind arbeitslos: Im Januar 2024 waren etwa 238.000 EU-Staatsbürger arbeitslos, das ist ein Anteil von 8,9 Prozent (Gesamtbevölkerung: 7 Prozent).Quelle
Die Zahlen gehen aus dem "Zuwanderungsmonitor" des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Gezählt werden hier alle, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, auch in Minijobs. Selbstständige sind dabei nicht berücksichtigt.Quelle
Besonders aus den Gebieten der EU-Osterweiterung arbeiten viele Menschen in Deutschland, insgesamt 1,6 Millionen Beschäftigte (EU-8 und EU-2). Allein aus Bulgarien und Rumänien (EU-2) sind es über 730.000. Die befürchtete "Armutszuwanderung" ist größtenteils ausgeblieben, stattdessen kamen sehr viele Arbeitskräfte. Forscher sprechen von einer Erfolgsgeschichte für die Wirtschaft. Die Beschäftigungsquoten für diese beiden Länder liegen für die EU-8 Staaten bei 62,1 Prozent, für die EU-2 sogar bei 69,1.
Wie viele EU-Bürger sind arbeitslos?
Leistungen nach SGB II ("Hartz IV") erhalten laut IAB 400.000 EU-Ausländer in Deutschland (Stand: Dezember 2023). Arbeitslos waren im Januar 2024 etwa 238.000 EU-Staatsbürger. Die sogenannte SGB-II-Hilfequote von Unionsbürger*innen lag im Dezember 2023 bei 8,8 Prozent (Gesamtbevölkerung: 8,4 Prozent). Darunter fallen auch sogenannte Aufstocker, die zwar arbeiten, aber so wenig verdienen, dass sie zusätzlich Hartz IV beantragt haben.Quelle
Wie viele Flüchtlinge haben Arbeit?
Derzeit haben 632.700 Menschen aus Asylherkunftsländern eine Beschäftigung (Stand: Juli 2023), die meisten von ihnen in sozialversicherungspflichtigen Stellen (540.400). Zudem gab es 92.300 geringfügig Beschäftigte. Die Zahl der Geflüchteten in Arbeit ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen: Im Vergleich zu Ende 2014 – bevor viele Geflüchtete nach Deutschland kamen – gibt es mehr als siebeneinhalbmal so viele sozialversicherungspflichtig Beschäftigte aus Asylherkunftsländern (Ende 2014: 70.000).Quelle
Wie schnell finden Geflüchtete Arbeit?
Mit längerer Aufenthaltsdauer steigt der Anteil der Geflüchteten, die einen Job gefunden haben. Mit Ausnahme eines Einschnitts während der "ersten Welle" der Corona-Pandemie setzt sich ein grundsätzlich positiver Trend der letzten Jahre fort. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat diesen Zusammenhang für Menschen untersucht, die unter anderem in den Jahren 2015 und 2016 nach Deutschland kamen. Die Ergebnisse:
- Rund zwei Drittel, nämlich 64 Prozent der Geflüchteten, die 2015 kamen, haben einen Arbeitsplatz, davon fast Dreiviertel in Vollzeit, so ein Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) von 2024. Ihre Beschäftigung ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.Quelle
- Nach acht und mehr Jahren Aufenthalt haben geflüchtete Männer eine höhere Erwerbstätigenquote (86 Prozent) als die durchschnittliche männliche Bevölkerung in Deutschland
(81 Prozent). Bei geflüchteten Frauen liegt die Quote deutlich niedriger (33 Prozent).Quelle - 70 Prozent üben eine qualifizierte Tätigkeit aus. Dennoch sind viele unterhalb des Ausbildungsniveaus beschäftigt, das sie vor ihrer Ankunft in Deutschland hatten, und zwar 41 Prozent der Personen, die seit sechs Jahren in Deutschland sind. Zwölf Prozent haben inzwischen eine höhere Ausbildung und eine dem entsprechende Stelle gefunden.Quelle
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie des DIW. Außerdem wird betont: Mehr als die Hälfte aller erwerbstätigen Geflüchteten arbeitet als Fachkraft (rund 60 Prozent). Insgesamt sind es zum Beispiel ein Drittel von allen männlichen Geflüchteten, die in den letzten zehn Jahren nach Deutschland gekommen sind.Quelle
Kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland haben noch die wenigsten Geflüchteten Arbeit – denn sie unterliegen einerseits einem Arbeitsverbot, andererseits haben sie noch keine Sprachkenntnisse. Im ersten Jahr haben nur sieben Prozent von ihnen eine Stelle, nach sechs Jahren sind es 54 Prozent, nach sieben Jahren 62 Prozent.Quelle
Zwischen den Geschlechtern zeigt sich allerdings ein deutlicher Unterschied: So hatten sechs Jahre nach Zuzug 67 Prozent der Männer eine Arbeit gefunden, aber nur 23 Prozent der Frauen. Nach acht Jahren waren 39 Prozent der Frauen in Arbeit.Quelle
Wie viele Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten?
Seit Jahren steigt die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund unter den Beschäftigten. Inzwischen sind es 10,5 Millionen Erwerbstätige. Zum einen weil ihre Gesamtzahl in der Bevölkerung zunimmt. Außerdem finden sie immer besser Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt.Quelle
Die überwiegende Mehrheit der Menschen mit "Migrationshintergrund" geht einer bezahlten Tätigkeit nach. Das zeigen die Erwerbstätigenquoten für 2021 aus dem Mikrozensus:
- 67,2 Prozent bei Menschen mit Migrationshintergrund
- 64,7 Prozent bei ausländischen Staatsbürger*innen (zum Vergleich: Gesamtbevölkerung: 75,6 Prozent / Deutsche ohne Migrationshintergrund: 78,9 Prozent).Quelle
Einen weiteren Hinweis gibt die Beschäftigungsquote von ausländischen Staatsangehörigen, sie liegt nicht für Menschen mit Migrationshintergrund vor. Die Quote zeigt, wie viele Personen sozialversicherungspflichtig oder geringfügig beschäftigt sind und lag Anfang 2022 bei ausländischen Staatsbürger*innen niedriger als beim Durchschnitt der Gesamtbevölkerung:
- Beschäftigte insgesamt: 68,3 Prozent
- Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft: 53,7 Prozent, .Quelle
Woran liegt das? Ein Grund: Viele ausländische Staatsbürger*innen arbeiten als Selbstständige oder mithelfende Familienangehörige. Damit sind sie zwar erwerbstätig, tauchen aber nicht als Beschäftigte in der Beschäftigungsstatistik auf (siehe unten).
Im internationalen Vergleich ist die Beschäftigungsquote von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland im Mittelfeld. Laut Zahlen der OECD liegen sie für Migrant*innen für 2022 bei: Quelle
- Deutschland: 69,8 Prozent
- EU-Länder: 66,8 Prozent
- OECD-Länder: 72,3 Prozent
Die Beschäftigungsquoten sind damit so hoch wie noch nie seit Beginn der Zählung Anfang der 2000er-Jahre – ebenso wie die Zahl der Beschäftigten. Viele Länder versuchen Zuwanderung zu erleichtern, da immer mehr Arbeitskräfte durch den demographischen Wandel fehlen.Quelle
Erwerbstätigkeit und Beschäftigung - was ist der Unterschied?
Um die Integration in den Arbeitsmarkt zu messen, gibt es zwei wichtige Statistiken: die Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit und die Erwerbstätigenstatistik des Statistischen Bundesamtes. Sie werden unterschiedlich erhoben. Je nach Sachverhalt muss man sich für eine Statistik entscheiden.
Beschäftigungsstatistik: Die Bundesagentur für Arbeit zählt, wer sozialversicherungspflichtig oder geringfügig beschäftigt ist und von den Arbeitgeber*innen gemeldet wird. Selbständige werden hier zum Beispiel nicht erfasst. Die Beschäftigungsstatistik wird monatlich aktualisiert, bietet allerdings nur Zahlen zu deutschen und ausländischen Beschäftigten, nicht zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund.
Erwerbstätigenstatistik: Das Statistische Bundesamt erhebt in der Befragung zum Mikrozensus Erwerbstätige, unabhängig davon, wie viele Stunden sie pro Woche arbeiten. Schon ab einer Stunde bezahlter Tätigkeit pro Woche zählt eine Person als erwerbstätig. Auch Selbstständige werden gezählt sowie Beamte oder Auszubildende. Die Erwerbstätigenstatistik wird einmal pro Jahr aktualisiert und bietet Zahlen zu deutschen und ausländischen Staatsbürger*innen sowie der Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Quelle
Wie viele Menschen mit Migrationshintergrund sind arbeitslos?
Eindeutige Statistiken zur Arbeitslosigkeit von Menschen mit Migrationshintergrund gibt es nicht, da sie nicht gesondert in der Arbeitslosenstatistik erfasst werden. Es gibt aber Hinweise darauf, dass sie häufiger arbeitslos sind.
Das zeigt etwa die Hochrechnung des Mikrozensus, einer repräsentativen jährlichen Haushaltsbefragung. Dort geben Menschen mit Migrationshintergrund etwa doppelt so oft an, erwerbslos zu sein wie Deutsche ohne Migrationshintergrund. Das bedeutet, dass sie keiner bezahlten Arbeit nachgehen – unabhängig davon, ob sie bei der Bundesagentur für Arbeit als arbeitslos gemeldet sind oder nicht. 2021 lagen die Erwerbslosenquoten dem Mikrozensus zufolge:
- bei Deutschen ohne Migrationshintergrund bei 2,6 Prozent (rund 840.000 Erwerbslose)
- bei Deutschen mit Migrationshintergrund bei 6,2 Prozent (rund 693.000 Erwerbslose)
- und bei Ausländer*innen bei 7,6 Prozent (rund 435.000 Erwerbslose).Quelle
Hinweise bieten außerdem die Arbeitslosenquoten. Für die Arbeitslosenquoten wird gezählt, wer bei der Bundesagentur für Arbeit als "arbeitslos" gemeldet ist. Menschen mit Migrationshintergrund werden in der Arbeitslosenstatistik nicht getrennt erfasst. Erfasst werden aber ausländische Staatsbürger*innen in Deutschland (sie machen etwa die Hälfte aller Menschen mit Migrationshintergrund aus). Im Januar 2022 lagen die Arbeitslosenquoten:
- bei der Bevölkerung insgesamt bei 6,3 Prozent
- bei der Bevölkerung mit ausländischer Staatsbürgerschaft bei 13,1 Prozent.Quelle
Auch in anderen OECD-Ländern sind Eingewanderte häufiger arbeitslos. Im internationalen Durchschnitt lag im Jahr 2018 die Arbeitslosenquote von Menschen, die nicht im Land geboren waren, um 2,4 Prozentpunkte höher als bei Einheimischen. Allerdings ist dieser Unterschied in den letzten Jahren kleiner geworden.Quelle
Höheres Armutsrisiko
Menschen mit Migrationshintergrund haben ein höheres Risiko, in Armut zu leben. Die Armutsgefährdungsquote lag im Jahr 2019:
- bei 27,8 Prozent bei Menschen mit Migrationshintergrund
- bei 11,7 Prozent bei Menschen ohne MigrationshintergrundQuelle
Auch wenn sie einer Beschäftigung nachgehen, sind sie stärker von Armut bedroht, als Beschäftigte ohne Migrationshintergrund. Und auch Abitur schützt nicht immer vor Armut: Menschen mit Migrationshintergrund und Abitur sind eher von Armut bedroht (20,4) als Menschen ohne Migrationshintergrund und Hauptschulabschluss (16,2).Quelle
Auch für Kinder aus Einwandererfamilien ist die Gefahr größer, in Armut zu leben: Lauter einer Studie des Kinderhilfswerks Unicef von 2023 sind Kinder von ausländischen Eltern 2,4-fach häufiger von Einkommensarmut betroffen als Kinder ohne Einwanderungsgeschichte.Quelle
Ein höheres Armutsrisiko haben Menschen zum Beispiel, weil sie noch nicht so lange in Deutschland leben, wenig Deutschkenntnisse haben oder aus "Gastarbeiterländern" oder von außerhalb der EU kommen. Ein weiterer möglicher Grund ist, dass sie Diskriminierung am Arbeitsmarkt erleben.Quelle
Wichtige Quellen:
> Aktuelle Arbeitslosenquoten von ausländischen Staatsbürger*innen und Geflüchteten finden Sie im Zuwanderungsmonitor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
> Aktuelle Zahlen zu Geflüchteten auf dem Arbeitsmarkt finden Sie in unserer Rubrik "Wie viele Flüchtlinge haben Arbeit? Wie viele nicht?"
Selbstständige und Gründer mit Migrationshintergrund
Die Zahl der "Migrant*innen-Unternehmen" wächst. Prominente Beispiele sind das Biotechnologie-Unternehmen "Biontech" oder der Computerspiele-Entwickler "Crytek".
2022 gab es 833.000 Selbstständige mit Migrationshintergrund in Deutschland. Die knappe Mehrheit von ihnen sind Alleinunternehmer*innen. Etwa 48 Prozent (415.000) sind selbst Arbeitgeber*innen mit weiteren Beschäftigten – und sorgen für zahlreiche Jobs: Verschiedenen Schätzungen zufolge stellen sie über zwei Millionen Arbeitsplätze.Quelle
Zahlen zum Anteil der Personen mit Migrationshintergrund in den Vorständen großer Unternehmen gibt es in unserer Rubrik "Wie viele Führungskräfte haben Migrationshintergrund?"
Attraktiv für ausländische Gründer*innen
Deutschland ist attraktiv für Gründer*innen aus dem Ausland. Mehr als jedes fünfte Startup wird von Zugewanderten gegründet (21 Prozent). Das ist das Ergebnis des "Migrant Founders Monitoring 2023", einer Umfrage unter rund 380 "migrantischen Unternehmensgründer*innen". Allerdings: Einige berichten auch von Problemen, Kapital für ihre Gründungen zu bekommen, zum Beispiel durch staatlichen Hilfen oder "Risiko-Kapitalgeber". Ein Drittel berichtet von Rassismuserfahrungen, zum Beispiel durch Behörden oder Banken.Quelle
Im Vergleich zur sonstigen Bevölkerung gründen Menschen mit Migrationshintergrund überdurchschnittlich häufig Unternehmen. Im Jahr 2019 ging jede vierte Existenzgründung auf Menschen mit Migrationshintergrund zurück (26 Prozent). Durch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie sank dieser Anteil 2020 auf 21 Prozent. Quelle
Immer mehr Selbstständige mit Migrationshintergrund arbeiten im Bereich "öffentliche und private Dienstleistungen", zum Beispiel im Gesundheits- oder Erziehungsbereich (28 Prozent) und immer weniger in der Gastgewerbe oder im Handel (26 Prozent).Quelle
In welchen Berufen arbeiten viele Ausländer?
Mehr als jede dritte Reinigungskraft hat eine nicht-deutsche Staatsbürgerschaft. Auf Baustellen sind es ähnlich viele. Auch bei LKW-Transporten, Paketzustelldiensten oder in der Altenpflege – ohne Zuwanderung würde in vielen Branchen kaum noch etwas funktionieren.
Was sind die Gründe?
Ein Grund ist der demographische Wandel: Jedes Jahr gehen mehr Beschäftigte in den Ruhestand als neue nachkommen. Je größer die Engpässe in verschiedenen Branchen werden, desto wichtiger wird Zuwanderung von ausländischen Arbeitskräften. Daher wächst in der "Mitte" der Arbeitswelt der Anteil ausländischer Arbeitskräfte. Also in klassischen Mittelstandsberufen wie LKW-Fahrer, Bürokraft, Bauelektriker oder in der Altenpflege.Quelle
Ein weiterer Grund: Deutsche Schulabgänger*innen bevorzugten eher akademische Berufe anstatt der klassischen Ausbildungsberufe. "Hier tun sich Lücken auf, in die ausländische Arbeitskräfte vorstoßen." Damit federn sie heute schon die Engpässe ab, die sonst deutlich stärker spürbar wären, so die Einschätzungen von Expert*innen in einem ausführlichen Artikel.
In einigen Berufen sind ausländische Beschäftigte die Mehrheit
Besonders deutlich zeigt sich der Trend, wenn man einzelne Berufe anschaut. In einzelnen, sehr kleinen, Berufsgruppen machen sie inzwischen sogar die Mehrheit der Beschäftigten aus, zum Beispiel bei den Tänzer*innen und Köch*innen. Die Statistik zeigt auch Kurioses: Jeder fünfte der "Zauberer/innen und Illusionist/innen" kommt aus dem Ausland. Kaum ausländische Beschäftigte findet man hingegen in der Justiz, bei Notaren oder unter den Schornsteinfeger*innen.
Aktuelle Zahlen zu ausländischen Beschäftigten in verschiedenen Branchen finden sich bei der Bundesagentur für Arbeit im Migrationsmonitor, der monatlich aktualisiert wird.
Ausländer*innen in Leiharbeit
Ausländische Beschäftigte arbeiten deutlich häufiger in der Leiharbeit (6 Prozent) als deutsche Beschäftigte (2 Prozent). In der Leiharbeitsbranche stieg ihr Anteil in den letzten Jahren: Mehr als jede*r dritte Beschäftigte in der Leiharbeit hatte 2019 einen ausländischen Pass (37 Prozent). In den Jahren von 2000 bis 2012 lag ihr Anteil noch bei durchschnittlich 17,4 Prozent.Quelle
Der Anstieg ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass viele Geflüchtete, die seit 2015 nach Deutschland gekommen sind, in der Branche arbeiten. Jede*r sechste Beschäftigte in Leiharbeit kommt inzwischen aus einem Asylherkunftsland. Unter Geflüchteten arbeiten deutlich mehr in der Leiharbeit (13 Prozent) als bei Beschäftigten insgesamt (2 Prozent). Für sie bietet Zeitarbeit offenbar einen Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt. Gewerkschaften kritisieren, dass Leiharbeit oft keine Perspektive auf einen sicheren Job biete, und sie mit einem höheren Risiko verbunden ist, arbeitslos zu werden.Quelle
Wie groß ist der Fachkräftemangel?
Der Fachkräftemangel ist in den letzten Jahren zu einem der größten Probleme der deutschen Wirtschaft geworden. Hauptgrund ist der demographische Wandel in Deutschland: In den nächsten 15 Jahren wird die Generation der Babyboomer in den Ruhestand gehen. Unter dem Strich gehen mehr Menschen in Rente als neue einheimische Arbeitskräfte nachkommen. Hierdurch fehlen in vielen Bereichen Arbeitskräfte.
Bis zum Jahr 2026 werden laut einem Fachkräftemonitoring für das Bundesarbeitsministerium schätzungsweise 240.000 Stellen mehr neu zu besetzen sein, als Arbeitskräfte verfügbar sein werden. In diesem Szenario ist Zuwanderung schon eingerechnet. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hält langfristig eine Nettozuwanderung von mindestens 400.000 Personen im Jahr für notwendig. Weitere Strategien gegen den Fachkräftemangel sind, die Frauenerwerbstätigkeit weiter zu erhöhen und mehr Menschen zu qualifizieren.Quelle
In welchen Berufen fehlen Fachkräfte?
Fachkräfte sind in den vergangenen Jahren in vielen Berufen und Regionen deutlich knapper geworden: Die Bundesagentur für Arbeit (BA) verzeichnete Ende 2022 Engpässe in 200 Berufsgruppen – das ist ein neuer Höchstwert (zum Vergleich: 2017 waren es 25 Berufsgruppen). Insgesamt fehlten damit Fachkräfte in jedem sechsten untersuchten Beruf. Ein Mangel an Fachkräften besteht vor allem in den Pflege- und Gesundheitsberufen, im Handwerk und in den Bauberufen. Darüber hinaus gibt es Engpässe im technischen Bereich, in Verkaufsberufen, im Gastronomieservice, sowie bei Berufskraftfahrer*innen im Güterverkehr.Quelle
Die Engpässe schlagen sich oft darin nieder, dass Stellen lange unbesetzt bleiben. Ein Beispiel: In der Pflege konnten 2022 offene Fachkräftestellen im Schnitt rund viereinhalb Monate (136 Tage) lang nicht besetzt werden. Außerdem gibt es in manchen Berufen starke regionale Unterschiede: Während 2022 Fachkräfte im Gartenbau in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg und Bayern gesucht wurden, war die Situation in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt entspannter.Quelle
Ein Problem für Unternehmen
Auch die Unternehmen sehen Probleme: Laut einer Umfrage hatten 2022 mehr als die Hälfte aller befragten Unternehmen Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen (53 Prozent), besonders in der Baubranche und im Industriebereich – so der jüngste "Fachkräftereport" des Deutschen Industrie- und Handelskammertags von Januar 2023. Jedes dritte Unternehmen sieht Arbeitskräfte aus dem Ausland als mögliche Gegenstrategie (35 Prozent).Quelle
Nicht nur Fachkräfte fehlen
Häufig wird in der Debatte um Arbeitskräftezuwanderung von "Fachkräfteeinwanderung" gesprochen. Expert*innen weisen jedoch daraufhin, dass in vielen Wirtschaftsbereichen, beispielsweise im Dienstleistungsbereich, auch ungelernte Arbeitskräfte dringend gesucht werden. Oft wäre es also präziser, von "Arbeitskräftemangel" zu sprechen.
Wichtige Quellen
• Bundesagentur für Arbeit: Interaktives Datenportal mit Details zum Bedarf in einzelnen Branchen, Link
• Bundesagentur für Arbeit: Übersicht zu Fachkräfte-Engpässen in verschiedenen Berufen, Link
• Bundesagentur für Arbeit: Jährliche Fachkräfteengpassanalyse, Link
• DIHK-Arbeitsmarkt- und Konjunkturreport: Jährliche Umfrage bei Unternehmen, Link
• Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (2022): Fachkräftemonitoring für das BMAS, Mittelfristprognose bis 2026, Link
Wie beliebt ist Deutschland bei Fachkräften aus dem Ausland?
Deutschland ist im Vergleich zu anderen großen Industriestaaten mittelmäßig attraktiv für Fachkräfte. So liegt es im aktuellen OECD-Ranking für "Fachkräfte-Attraktivität" auf Platz 15 von 38, hinter Ländern wie Kanada, den USA, Großbritannien oder Schweden. Sehr beliebt ist es bei Studierenden. Quelle
Potentielle Fachkräfte sind sehr interessiert an einem Job in Deutschland - entscheiden sich aber oft für andere Länder. Die Gründe hat die OECD in einer großen Umfrage unter 30.000 potentiellen Migrant*innen im Ausland abgefragt. Ergebnis: Nur 5 Prozent arbeiteten drei Jahre später in Deutschland. Die größten Probleme: die deutschen Visa-Stellen im Ausland. Befragte berichten von teilweise monatelangen Wartezeiten, während andere Länder teilweise schon nach einer Woche eine Visa-Entscheidung anbieten können. Ein weiteres Problem: Die Fachkräfte, die in Deutschland arbeiten, berichten häufig von Rassismus und Diskriminierung, besonders bei der Wohnungssuche, in der Schule der Kinder oder auf der Straße.Quelle
In einer Online-Umfrage (Methodik) unter mehr als 12.000 "Expats" landete Deutschland 2023 unter beliebten Zielen zum Arbeiten auf Platz 49 von 53 weltweit. Die Hauptgründe für die Unzufriedenheit vieler Expats: die fehlende Willkommenskultur sowie fehlende Digitalisierung, Sprachbarrieren und Probleme bei der Wohnungssuche. Drei von zehn Expats finden, dass die deutsche Bevölkerung "nicht freundlich" zu ausländischen Arbeitskräften sei (weltweit: 18 Prozent). Quelle
Schreckt Rechtspopulismus Fachkräfte ab?
Der Fachkräftemangel ist in den letzten Jahren zu einem der größten Probleme der deutschen Wirtschaft geworden. Aktuelle Zahlen haben wir hier zusammengestellt.
Starker Rechtspopulismus ist vermutlich schlecht für Fachkräfte-Anwerbung
Die rechtspopulistischen und teils rechtsextremen Positionen der AfD belasten vermutlich den Wirtschafts-Standort Deutschland. Das ist das Ergebnis einer Forschungs-Übersicht von 2024, die empirische Studien zum Thema ausgewertet hat. Wo die AfD oder ähnliche rechtspopulistische Bewegungen stark seien, gebe es "einen nicht zu unterschätzenden Nachteil bei der Anwerbung von in- und ausländischen Fachkräften". Unter anderem wird auf ein Experiment hingewiesen, wonach Dresden weniger attraktiv sei für inländische Fachkräfte, weil dort über Jahre "asyl- und migrationskritische Kundgebungen" stattfanden.Quelle
Mehr als 500 Unternehmen haben sich Anfang 2024 gegen Rechtspopulismus ausgesprochen. Auch die deutschen Handwerks-Betriebe sprachen sich gegen "Hetze und Rassismus" aus. Bei direkten Befragungen sehen die Vertreter von Wirtschafts- und Arbeitgeberverbänden die AfD kritisch: Die Mehrheit lehnt laut einer Befragung des WZB 2024 den Kontakt zur Partei ab und sieht von ihr keine positiven Beiträge zur Wirtschaft in Deutschland. Vielmehr werde die Partei als "systemfeindlich und systemgefährdend" angesehen. Ein Grund: die wirtschaftspolitischen Ideen der AfD. Kritisch sehen die Wirtschaftsvertreter*innen Forderungen nach dem Austritt aus der EU oder dem Euro-Raum und die Ablehnung von Zuwanderung.Quelle
Qualifizierte Arbeitskräfte fühlen sich abgeschreckt
Intoleranz und Diskriminierung beeinflussen stark, ob qualifizierte Arbeitskräfte in ein Land gehen wollen oder nicht, das belegen Studien. Zwar ist Deutschland beliebt bei Studierenden, aber nur mittelmäßig beliebt bei ausgebildeten Arbeitskräften. Ein wichtiger Grund: Die als mittelmäßig wahrgenommene Willkommenskultur ("inclusiveness"), so OECD-Befragungen.Quelle
In einer Online-Umfrage unter mehr als 12.000 "Expats" landete Deutschland 2023 unter beliebten Zielen zum Arbeiten auf Platz 49 von 53 weltweit. Die Hauptgründe für die Unzufriedenheit vieler Expats: die fehlende Willkommenskultur. Drei von zehn Expats finden, dass die deutsche Bevölkerung "nicht freundlich" zu ausländischen Arbeitskräften sei (weltweit: 18 Prozent). Quelle
Aufenthalt für Hochqualifizierte - Blaue Karte EU
Die Blaue Karte EU ist ein Aufenthaltstitel, der es Hochqualifizierten aus Nicht-EU-Staaten ("Drittstaaten") erlaubt, in einem EU-Staat zu arbeiten. Sie ist das europäische Pendant zur US-amerikanischen "Green Card". Wer einen Job in Aussicht hat, kann so für zunächst vier Jahre nach Deutschland kommen.Quelle
Im ersten Halbjahr 2023 wurden in Deutschland rund 22.000 Blaue Karten neu ausgestellt, was fast ein Drittel der gesamten Erwerbsmigration ausmachte. Zum Stichtag 30. Juni 2023 lebten etwa 102.000 Menschen mit einer Blauen Karte in Deutschland. Im gesamten Jahr 2022 wurden in Deutschland rund 39.000 Blaue Karten neu ausgestellt. Seit Einführung der Blauen Karte 2012 ist die Zahl der Neuausstellungen, außer während der Corona-Pandemie, kontinuierlich gestiegen.Quelle
Es werden auch Menschen mitgezählt, die schon länger in Deutschland leben und vorher einen anderen Aufenthaltstitel hatten. Mehr als die Hälfte aller Blauen Karten ging 2022 an Menschen, die neu zugewandert sind (rund 21.000). Der Großteil der Blauen Karten der EU wird in Deutschland ausgestellt (2022 waren es rund 77 Prozent).Quelle
Die wichtigsten Herkunftsländer unter den Zugewanderten mit einer Blauen Karte waren im ersten Halbjahr 2023:
- Indien (rund 25 Prozent)
- die Russische Föderation (rund 22 Prozent)
- die Türkei (rund 10 Prozent)
- der Iran (rund 5 Prozent)
Der Anteil an Staatsangehörigen aus der Russischen Föderation stieg zuletzt stark an (um 16 Prozentpunkte).Quelle
Wer kann eine Blaue Karte bekommen?
Die Blaue Karte wird vorrangig an Personen mit abgeschlossenem Hochschulstudium erteilt. Für IT-Spezialist*innen gilt allerdings eine Sonderregel: Sie können auch eine Blaue Karte erhalten, wenn sie statt eines Hochschulabschlusses drei Jahre Berufserfahrung vorweisen.
Außerdem benötigen alle Interessierten einen Arbeitsvertrag oder ein verbindliches Arbeitsplatzangebot mit einem bestimmten Mindestgehalt. Derzeit liegt die Untergrenze bei einem Jahresgehalt von 45.300 Euro. Für einige Berufe ist das Mindestgehalt etwas niedriger und liegt bei rund 41.000 Euro, da in diesen Branchen besonders viele Stellen unbesetzt sind. Das betrifft zum Beispiel Ärzt*innen, Apotheker*innen, Ingenieur*innen, Lehrkräfte und Beschäftigte in der Kinderbetreuung und im Gesundheitswesen. Die Liste der Engpassberufe wurde im November 2023 zuletzt erweitert. Die Blaue Karte ist auf maximal vier Jahre befristet und kann unter bestimmten Voraussetzungen nach zwei bis drei Jahren in eine (unbefristete) Niederlassungserlaubnis münden.Quelle
Wer besitzt eine Blaue Karte EU?
2023 lebten etwa 102.000 Menschen in Deutschland, die eine Blaue Karte hatten. Mehr als die Hälfte von ihnen (rund 70.000) hatten bereits eine Niederlassungserlaubnis.Quelle
Die erste repräsentative BAMF-Befragung von Inhaber*innen der Blauen Karte kam 2016 zu folgenden Ergebnissen:
- Zwei Drittel der Besitzer*innen eine Blauen Karte waren in MINT-Berufen tätig, etwa ein Fünftel als Ärzt*innen.
- Zwei Drittel waren verheiratet oder lebten in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft (61 Prozent). Der überwiegende Teil der Ehepartner*innen lebt ebenfalls in Deutschland (90 Prozent). 37 Prozent haben ein oder mehrere Kinder.
- Ein Drittel von ihnen konnte sich vorstellen, dauerhaft in Deutschland zu leben (31,4 Prozent) und 39 Prozent wollen mindestens zehn Jahre bleiben.Quelle
Anerkennung von ausländischen Abschlüssen
Im Jahr 2020 haben Bund und Länder 44.800 ausländische Berufsabschlüsse ganz oder teilweise anerkannt. Es wurden rund 42.000 Neuanträge auf Anerkennung bearbeitet. Das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. 2020 wurden weniger Anträge als im Vorjahr gestellt, Grund hierfür sind vor allem die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie. Insgesamt wurden 59.000 Anträge auf Anerkennung bearbeitet Zwei Drittel der Anerkennungen gab es in Gesundheitsberufen (29.900), vor allem für Pflegekräfte. Vergleichsweise wenige Anerkennungen gab es zum Beispiel bei Lehrerinnen und Lehrern (2.100).Quellen
Zum Hintergrund: Es gibt zahlreiche Berufe, in denen sich ausländische Arbeitskräfte unmittelbar bei Unternehmen bewerben können (zum Beispiel im Bereich KFZ-Mechatronik, im Einzelhandel oder als Tischlerin oder Tischler). Für einige Berufe benötigt man in Deutschland aber eine Zulassung (z.B. Ärztinnen und Ärzte oder Lehrkräfte). Für Zugewanderte heißt das, sie müssen zuerst ihre Abschlüsse anerkennen lassen, bevor sie in Deutschland in diesen Berufen arbeiten dürfen.
Für Berufe, die vom Bund geregelt werden, gibt es das Anerkennungsgesetz (z.B. Ärztinnen und Ärzte oder Pflegekräfte). Für Berufe, die auf Länderebene geregelt werden, gibt es für alle Bundesländer eigene Anerkennungsgesetze (z.B. bei Lehrkräften, bei Erzieherinnen und Erziehern oder in Ingenieurberufen). Die Regelungen weichen zum Teil stark voneinander ab. Die meisten Anerkennungen entfallen auf den Bund, etwa ein Fünftel auf die Bundesländer.Quellen
Wer lässt seine Abschlüsse anerkennen?
Die Personen, die im Jahr 2020 eine Anerkennung bekommen haben, kamen zu etwa je einem Drittel aus der EU, aus den übrigen europäischen Ländern sowie aus Ländern außerhalb Europas. Am häufigsten ließen Menschen aus Bosnien-Herzegowina ihre Abschlüsse anerkennen, gefolgt von Menschen aus Serbien und Syrien. Die meisten können künftig als Ärztinnen und Ärzte oder Pflegekräfte in Deutschland arbeiten.Quelle
In unserer Rubrik "Flucht und Asyl" finden Sie Zahlen und Fakten zu Flüchtlingen, die ihre Berufsabschlüsse anerkennen lassen möchten.
Eine bundesweite Übersicht von Beratungsstellen, die Einwanderer bei der Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse unterstützen, bietet das IQ Netzwerk "Integration durch Qualifizierung".
Wie viel Geld schicken Migranten in ihre Herkunftsländer?
Insgesamt flossen im Jahr 2023 etwa 6,8 Milliarden Euro als Rücküberweisungen ("Remittances") ins Ausland. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein leichter Rückgang (-4 Prozent). Experten schätzen, dass der Großteil von Arbeits-Migranten in Deutschland stammt – und nicht von Geflüchteten. Ein Großteil ging an Angehörige in Europa (ca. 5 Milliarden). Besonders viel Geld ging in die Türkei, nach Polen, Italien und Rumänien. Das ist wenig überraschend, da aus diesen Ländern in der Vergangenheit die meisten Menschen zum Arbeiten nach Deutschland kamen. Besonders stark stiegen Rücküberweisungen in "Asylherkunftsländer" wie Syrien, die Ukraine, den Irak und Afghanistan (insgesamt: ca. 1 Milliarde Euro). Diese Gelder dürften vor allem von Geflüchteten stammen, die einen Job gefunden haben. Quelle
Die Zahlen zu Remittances sind Schätzungen anhand von verschiedenen Statistiken (Methode). Dazu werden freiwillige Meldungen von Kreditinstituten abgeglichen mit der Zahl der ausländischen Beschäftigten aus dem jeweiligen Land in Deutschland. Bei Abweichungen entscheidet die Beschäftigten-Zahl. Es ist nicht möglich, zu unterscheiden, ob Arbeits-Migrant*innen oder Geflüchtete das Geld überwiesen haben. Die Bundesbank betont: Auf Basis dieser Zahlen lässt sich keine Aussage treffen darüber, ob Geflüchtete Teile ihrer Sozialleistungen ins Ausland überweisen.Quelle
Kaum Rückgänge während Corona
Der Einfluss der Corona-Pandemie auf die Rücküberweisungen war erstaunlich gering. Der Anstieg bei den Überweisungen setzte sich fort, wenn auch etwas verlangsamt. Auch weltweit sind die Werte der Rücküberweisungen im Jahr 2021 insgesamt stabil und vergleichbar mit denen vor Beginn der Pandemie. Dafür könnte es verschiedene Gründe geben: Migrant*innen schicken oft kurzfristig mehr Geld in ihr Heimatland, wenn es benötigt wird, etwa bei Naturkatastrophen oder anderen Krisen. Viele würden eher bei sich sparen, als Rücküberweisungen an die Familie einzustellen.
Gute und schlechte Folgen von Rücküberweisungen
Mit den Geldern finanzieren die Familien in den Herkunftsländern etwa Arztbesuche oder ermöglichen es Kindern, zur Schule zu gehen. Und sie reduzieren generell die Armut der Empfänger. In einigen Ländern , wie zum Beispiel Moldawien, gab es durch die höhere Nachfrage teilweise sehr schnelle Lohnsteigerungen.
Es gibt aber auch Nachteile: Rücküberweisungen können die Inflation verstärken, da die Wirtschaft mehr importiert und selbst weniger konkurrenzfähig ist. Und Haushalte, die keine Rücküberweisungen erhalten, leiden an der Preissteigerung.
Die wichtigsten Fragen zu Rücküberweisunge / Remittances beantworten wir in einem Factsheet, hier >>
Eine aktuelle Übersicht zum Forschungsstand zu "Rücküberweisungen" bietet die Bundeszentrale für politische Bildung, hier >>
News Zum Thema: Arbeitsmarkt
Migration 20 Jahre EU-Osterweiterung
Seit der EU-Osterweiterung vor 20 Jahren kamen viele Menschen zum Arbeiten nach Deutschland. Sie haben hohe Beschäftigungsquoten und in einigen Branchen den Arbeits- und Fachkräftemangel abgefedert. Viele arbeiten jedoch prekär und unter ihrer Qualifikation. Alle Infos im Factsheet.
Arbeitskräfteeinwanderung "Ein Gesetz alleine reicht nicht"
Die Bundesregierung will einen Gesetzentwurf vorlegen, damit Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten leichter einwandern können. In einem Pressegespräch vom MEDIENDIENST warnen Expert*innen: Die Probleme liegen eher bei der Verwaltung.
Türkische Arbeitskräfte Flughafen-Einsatz soll "einmalig" bleiben
Am 6. November ist Schluss: Die erleichterte Einreise für Flughafen-Personal aus der Türkei soll nur für einen Sommer gelten.