Welchen Religionen gehören Kurden in Deutschland an?

Die Mehrheit der Kurden in Deutschland sind sunnitische Muslime. Daneben gibt es Aleviten, Eziden, Faily-Schiiten, Christen, Juden, Zardaschti und Ahl-i Haqq. In Deutschland lebt die größte ezidische Diaspora.

Im Bezug auf die Religion gibt es keine verlässlichen Daten für Kurd*innen in Deutschland. Die meisten sind sunnitische Muslime, es gibt aber auch Aleviten, EzidenIn Deutschland sind insbesondere nach dem Genozid 2016 vermehrt Ezid*innen aktiv, u.a. im Zentralrat der Eziden in Deutschland, Faily-Schiiten, Christen, Juden, Zardaschti (Zoroastrier) oder Yarsan.QuelleMcDowall, D. (2021): "Introduction: Kurdish Identity and Social Formation", S. 1–20

Die religiösen Minderheiten sind in den Herkunftsländern historisch wiederholt Ziel von Angriffen und Opfer von Massakern geworden, wie u.a. die Ezid*innen – auch durch muslimische Kurd*innen. Unter Teilen der Ezid*innen führte dies zur Abkehr von einer "kurdisch" definierten IdentitätDie Migrant*innenselbstorganisation "Kurdish-European Society" führt das vom Land NRW geförderte Projekt "Verarbeiten, Vergeben und Versöhnen" zur Aussöhnung von muslimischen Kurd*innen und Ezid*innen durch.. Die größte ezidische Community außerhalb der Herkunftsländer lebt in Deutschland.

Laut Forscherin Çinur Ghaderi ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Kurd*innen in Deutschland säkular lebe. Das liege insbesondere an der starken politischen kurdischen Bewegung, die für viele Kurd*innen einen wichtigeren Ankerpunkt als die Religion darstelle. So stellen in Deutschland seit Ende der 1970er Jahre eher politische als religiöse Vereine Identitätsangebote für Kurd*innen bereit. In den letzten Jahren haben allerdings religiös-politische Vereinigungen an Relevanz gewonnen, unter anderem durch die große Zahl von kurdischen Geflüchteten aus Syrien und dem Irak.QuelleMEDIENDIENST Integration/ Ghaderi und Almstadt: "Kurden in Deutschland" (2023), Link, Ceylan, R. (2019): "Kurdische Muslime in Deutschland", S. 128