Kurden in Deutschland: Demografie, Berufe, Kultur

Kurden leben in Deutschland vorzugsweise in den Großstädten der westdeutschen Bundesländer, oft in der Nähe von Verwandten oder Communities ihrer Herkunftsregion. Zentrale Bedeutung hat das kurdische Neujahrsfest Newroz.

Allgemeine repräsentative demografische Daten zu Kurden in Deutschland gibt es nicht, da etwa die amtliche Registrierung und viele Erhebungen über die Staatsbürgerschaft erfolgen. Es gibt Ergebnisse einer repräsentativen Studie zur Integration von Migrant*innen aus der Türkei, von denen 12 Prozent Kurd*innen waren. Die Studie zeigt, dass sich Kurd*innen stark mit der deutschen Gesellschaft identifizieren. Das spiegelt sich unter anderem in der politischen Partizipation wider: Es gibt kurdischstämmige Abgeordnete auf kommunaler sowie auf Landes- und Bundesebene.QuelleDemmrich, S. & Arakon, M. (2021): "Kurdish, Turkish, German?", S. 659-678; McDowall, D. (2021): "The Kurds in Exile", S. 645-658

Weitere Einzelstudien bieten eine Annäherung an die Lebenssituation von Kurd*innen in Deutschland:

  • Kurd*innen leben vorzugsweise in den Großstädten der westdeutschen Bundesländer, nach Möglichkeit in der Nähe von Verwandten oder Communities ihrer Herkunftsregion. Das erleichterte in der Anfangszeit die soziale und berufliche Integration.
  • Kurd*innen arbeiten häufig in körperlichen Berufen und vor allem im Kleingewerbe, insbesondere im Handel und im Dienstleistungssektor. Bei Existenzgründungen handelt es sich oft um Familienbetriebe, die von Reisebüros, Transportunternehmen und Lebensmittelgeschäften bis hin zu Schönheits- und Friseursalons reichen. Lebensmittelläden oder Restaurants sind in der Regel nicht als kurdisch erkennbar, sondern werden als "türkische Geschäfte" oder "nahöstliche Restaurants" wahrgenommen. Das eigene Geschäft als kurdisch zu kennzeichnen, würde zu wenig Kund*innen ansprechen und die Existenz des Betriebs bedrohen.QuelleAmmann, B. (1999): „KurdInnen in Deutschland“, S. 17-43, Nebi Kesen (1999): "Kurdische UnternehmerInnen in Deutschland", S. 325-337, MEDIENDIENST Integration/ Ghaderi und Almstadt: "Kurden in Deutschland" (2023), Link.

Daneben gibt es eine Elite von Akademiker*innen und Künstler*innen. Kurdische Filmtage etwa in Berlin oder Hamburg haben sich als kulturelle Traditionen in Deutschland etabliert. Es gibt bundesweit zahlreiche Vereine und Organisationen, die kulturell, religiös, bildungsorientiert und vor allem politisch tätig sind.

Über alle Generationen, politischen Orientierungen und Herkunftsregionen hinweg ist das kurdische Neujahr „Newroz“ relevant und wird öffentlich gefeiert. Über das vielfältige kurdische Leben in Deutschland berichten unter anderem seit 1987 der WDR in einer kurdischsprachigen Sendung oder die TV-Sendung „Diyaspora“. Kurd*innen haben zumeist transnationale Netzwerke durch die Migrationserfahrungen ihrer Verwandten und Bekannten. Die Ausprägung ihrer ethnischen Identität und das Selbstverständnis als „kurdisch“ sind zumeist eine Reaktion auf Verfolgungs- und Gewalterfahrungen.QuelleGhaderi, C. (2019): "Von Fremden zu Bürgern - Subjektstrategien, Ethnizitätsimaginationen und Geschlechterentwürfe politisch aktiver Kurd_innen in Deutschland.", S. 46ff, MEDIENDIENST Integration/ Ghaderi und Almstadt: "Kurden in Deutschland" (2023), Link.