Wie viele ausländische Schulen gibt es in Deutschland?
Mindestens 67. Das geht aus einer Umfrage des MEDIENDIENSTES unter den Bildungsministerien der Länder hervor. Die meisten davon sind dänisch, daneben gibt es vor allem griechische, französische und japanische Schulen. Es dürfte noch mehr solcher Schulen geben: Berlin und Baden-Württemberg konnten keine konkreten Angaben machen.
Die meisten Schulen gibt es in Schleswig-Holstein: Dort werden 45 Schulen vom dänischen Schulverein betrieben, der Zuschüsse vom dänischen Staat erhält. Nordrhein-Westfalen hat mindestens elf Schulen, darunter neun, die vom griechischen Generalkonsulat getragen werden. In Hamburg befinden sich vier ausländische Schulen, in Bayernzwei griechische und eine französische und Hessen je drei, eine französische gibt es im Saarland.Quelle
Was macht "ausländische Schulen" aus?
Ausländische Schulen sind Privatschulen, die etwa von Vereinen getragen werden. Sie werden in der Regel nicht direkt von anderen Staaten betrieben, jedoch von staatlichen Institutionen verwaltet oder finanziell unterstützt. Ein Beispiel für eine solche Institution ist die französischen Zentralstelle für Auslandsschulwesen (AEFE), die dem französischen Außenministerium unterstellt ist. Diese stellt etwa die Lehrkräfte ein und stimmt die Lehrpläne mit den Schulen ab. An den französischen Schulen können die Jugendlichen unter anderem das AbiBac erwerben – ein Doppeldiplom des französischen und des deutschen Abiturs. Daneben existieren Botschaftsschulen, die direkt ausländischen Staaten unterstehen.
Die Schulen können als sogenannte Ersatz- oder Ergänzungsschulen betrieben werden. Ersatzschulen sind öffentlichen Schulen gleichgestellt, wenn sie vom jeweiligen Kultusministerium anerkannt werden. Das trifft zum Beispiel auf die dänischen Schulen in Schleswig-Holstein zu. In Ersatzschulen können Schülerinnen und Schüler ihre Schulpflicht erfüllen und einen deutschen Abschluss machen. Die türkischen Schulen sollen Ersatzschulen werden.
"Ergänzungsschulen" hingegen müssen den Behörden nur angezeigt werden. Einige Schulen, die an Botschaften oder Konsulate gekoppelt sind, sind Ergänzungsschulen, wie etwa die griechischen Schulen. Grundsätzlich können Schülerinnen und Schüler dort ihrer Schulpflicht in Deutschland nicht nachkommen und keinen hiesigen Abschluss machen, jedoch gibt es dafür Ausnahmen.
Neben den ausländischen können Schülerinnen und Schüler an vielen öffentlichen Schulen den Abschluss anderer Länder erwerben, zum Beispiel einen polnischen, italienischen oder französischen. Grundlage für die Schulen sind teilweise auch zwischenstaatliche Abkommen. Darüber hinaus gibt es in Deutschland drei europäische Schulen, die gemeinsam von den Regierungen der EU-Mitgliedstaaten gegründet wurden. Der Unterricht findet auf vielen europäischen Familiensprachen statt und Schülerinnen und Schüler können mit einem internationalen Abitur abschließen.
Wie viel Freiraum haben die Schulen?
Ersatzschulen haben weniger Freiraum als die Ergänzungsschulen. Ersatzschulen dürfen die Unterrichtsinhalte nicht frei wählen. Jedoch können sie zum Beispiel religiöse Erziehungsziele verfolgen und in den Unterrichtsmethoden abweichen. Zudem werden die Lehrkräfte von den Staaten entsandt. Die Lehrerinnen und Lehrer müssen über eine Ausbildung verfügen, die der in Deutschland entspricht.Quelle
Warum sind die türkischen Auslandsschulen so umstritten?
Die AKP-Regierung könne die Schulen dafür nutzen, um Schülerinnen und Schüler in Deutschland zu indoktrinieren, hieß es wiederholt von Kritikerinnen und Kritikern. Andere Stellen wie die Türkische Gemeinde in Deutschland oder das Auswärtige Amt mahnen zur Gelassenheit: Die Schülen müssten sich an die jeweiligen Landesschulgesetze halten und unterstehen der Schulaufsicht.
Von Andrea Pürckhauer
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